Auf unserer Prioritätenliste betrachteten wir Kanada immer als Joker. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Nun waren wir aber so weit in den Norden gereist dass eine kleine Runde nicht schaden konnte.
Die Einreise über den Mini Grenzübergang Chopaka bei Osoyoos war entspannt. Ohne Probleme erhielten wir 6 Monate Visum. Der Iveco wurde nur kurz inspiziert, die Grenzer waren mehr an unserer Geschichte interessiert als an Formalitäten.
Das mit Obstplantagen übersäte Tal rund um den quirligen Ausflugsort Osoyoos empfing uns mit regnerischen Himmel. Entlang des gleichnamigen Sees reihten sich Hotels, Restaurants und Campingplätze, entsprechend viel war auch touristisch los. Wir unternahmen einen kleinen Stadtbummel und verschafften uns einen ersten Überblick über das Angebot kanadischer Supermärkte. Die Preise empfanden wir etwas höher als in den USA und für Alkohol gab es eigene Shops.
Schnell war auch klar das freies Campen hier nicht so einfach sein würde. Es gibt zwar auch in Kanada das sogenannte Crown Land aber alles ist nicht so unkompliziert und easy going wie in den USA.
Wir fanden es deutlich dichter besiedelt, viel Land ist privat und wir machten erstmals Bekanntschaft mit massiver Forstwirtschaft.
Unsere erste Durchquerung auf der Piste nach Edgewood unternahmen wir zum Glück am Wochenende denn die vielen Schilder und Hinweise zeugten von extremen Verkehr durch Holzlaster. Überall waren Schlågerungen im Gange, der gesamte Wald wurde von Forstunternehmen bearbeitet.
Die Pisten waren in oft schlechten Zustand.
Dafür entdeckten wir unberührte Primär Urwald Gebiete und ergatterten einen kleinen Einblick in die reiche Tierwelt Kanadas. Ein Wolf lief bald vor uns über die Strasse und später kamen neben Rehen noch Baeren und Bergziegen hinzu.
Wir bewegten uns durchwegs in bewaldeten Gebieten die uns immer wieder zu kleinen Wanderungen animierten. Trotz mässigen Wetters kam das Naturerlebnis nie zu kurz.
Das Fahren mit dem Iveco auf den kurvigen Strassen fanden wir anstrengend. Es schlängelte sich durch schluchtige Landschaften mit unendlich vielen Seen.
Vermisst haben wir die Grosszügigkeit von Parkplätzen in Ortschaften, alles erschien enger und erinnerte an europäische Verhåltnisse.
Weil der Jasper Nationalpark aufgrund heftiger Waldbrände gesperrt und fast vollständig vernichtet war blieben wir im südwestlichen Teil British Colombias.
Über Edgewood ging es zum Marvel Lake Provincial Park. Viele Campingmöglichkeiten sind nur als Provincial Park buchbar und wir mussten immer wieder vorplanen. Auch die Stellplätze sind etwas enger und zu unserem Leidwesen fast immer unter Bäumen versteckt. Für Solarbetrieb nicht ideal.
Hoch im Kurs steht Wassersport bei den Kanadiern. Fast jeder hatte sein eigenes Boot mit dabei. Fischen ist Nationalsport. Forellen und Lachse die man hier Kokanee nennt, fühlen sich in den kristallklaren reinen Gewässern besonders wohl.
Wir hatten wieder einmal das Los am Labour Day, einem wichtigen Feiertag unterwegs zu sein und fanden beim Stump Lake gerade noch einen der letzten freien Campingspot. Ein idyllisch gelegener Bergsee auf knapp 1300 Meter Seehoehe.
Alles war überfüllt, die meisten Kanadier kamen aus der Nåhe von Vancouver. Wir fanden schnell Anschluss und wurden herzlich in dieser Community aufgenommen. Unsere Nachbarn beschenkten uns mit einer fangfrischen Forelle und wir durften auch ihr Kayak ausleihen. Schade dass wir kein eigenes hatten.
Abends fanden wir es zwar ziemlich kühl aber mit Lagerfeuer war es auszuhalten. Holz haben wir immer genügend dabei denn wir sammeln Holzreste von anderen Feuerstellen und manchmal schenken uns die Leute sogar ganze Holzbündel weil sie es nach Urlaubende nicht mehr nach Hause schleppen wollen. So mussten wir nie Holz kaufen und waren immer voll beladen.
Etwas nervig war das abendliche Generatoren Brummen denn Stromanschluss gab es in den Provincial Parks keinen. Doch letztlich waren wir froh überhaupt freie Stellplåtze zu finden.
Wir verwarfen die Idee nach Bella Cola zu fahren und mit der Fähre zurück nach Vancouver Island denn es war Hochsaison, die Fähren alle ausgebucht und wir wollten es nicht riskieren auf die wenigen kurzfristigen Restplätze angewiesen zu sein.
So schwenkten wir Richtung Whistler.
Die Whistler Mountains, ein Luxus Skigebiet mit sündteuren Hotels und beeindruckenden Villensiedlungen. Im Sommer ist es auch eine beliebte Region für Mountainbiker.
Wir übernachteten kurz davor auf einem Wanderparkplatz und durften am Morgen vom Küchenfenster aus sogar einen Schwarzbären beobachten der diese Gegend als Revier hatte.
Der Ort Whistler ist auf Touristen eingestellt und bot eigene Parkplätze für Wohnmobile direkt beim Zentrum. Mit der Peak Express Gondel fuhren wir anschliessend auf 2200 Meter und erreichten nach einer weiteren Gondelfahrt und Umstieg auf Sessellift den Whistler Peak.
Dort befindet sich eine 130 Meter lange extrem Drahtseil Brücke, genannt Cloudraker Skybridge, die Alfred natürlich überqueren musste. Die Bergkulisse war beeindruckend.
Wieder unten gönnten wir uns in einem der vielen Restaurants Fish und Chips und beendeten den mit Kaiserwetter gekrönten Tag auf einem freien Stellplatz nahe einer Mülldeponie.
Auf gut ausgebauter Strasse ging es langsam hinunter auf Meeres Niveau. Entlang eines Fjordes erreichten wir anschliessend Vancouver.
Es war eine interessante Erfahrung auch kurz den kanadischen Lebensstil und den Vibe des Landes kennenzulernen aber es zog uns doch wieder in zurück in die Staaten. So liessen wir Vancouver links liegen und machten uns direkt auf dem Weg zur Grenze. Nach zwei Wochen verliessen wir Kanada wieder.