Angola - Reisetipps für Selbstfahrer

Wieso Angola?

Vorweg gesagt – Angola ist kein normales Reiseland.

Man sollte sich genau überlegen wieso man dorthin möchte. Es ist kein Land mit besonderen Highlights oder Sehenswürdigkeiten und es gibt fast keine touristische Infrastruktur. Die Lust auf Abenteuer oder der Ruf des Unbekannten, was immer der Grund für eine Angola Reise sein mag es braucht jedenfalls eine grosse Portion Abenteuergeist und Entdeckerdrang und sogar damit kann es zur Enttäuschung werden.

Kriegsrelikte

Die Folgen des Krieges


Der dreissig jährige Bürgerkrieg hat dem Land massiv zugesetzt. Der Krieg hat alles zerstört was an Infrastruktur je vorhanden war. Die Menschen waren mit dem eigenen Überleben beschäftigt und leider hat man in vielen Regionen immer noch den Eindruck dass sich nur langsam an der Situation etwas ändert.

Dennoch hat das Land während der letzten fünfzehn Jahre Frieden eine Erfolgsgeschichte hinter sich. Der Ölreichtum ermöglichte ein rasantes Wirtschaftswachstum und es gelang das früher geteilte Land politisch zu stabilisieren. Offiziell herrscht in Angola ein Mehrparteiensystem. In der Realität regiert die MPLA, die Gewinner Partei des Krieges die alles kontrolliert und natürlich auch profitiert. Korruption ist ein riesiges Thema. Über den straffen Polizei und Geheimdienstapparat mag man geteilter Meinung sein aber was zählt – Die Menschen leben seither in Frieden.

alles was der Angolaner so braucht

Zerstörte Infrastruktur


2003 startete Angola bei null. Was immer Angola zu portugiesischen Kolonialzeiten an Errungenschaften besass wurde während des Krieges zunichte gemacht. Jede Stromleitung, die gesamte Wasserversorgung, das Strassennetz, das Bildungs- und Gesundheitssystem, alles löste sich auf.

Strommasten ohne Kabel, funktionslose Wassertürme und unendlich schlechte Strassen zeugen von dieser Misere. Schulen oder Krankenstationen wurden mittlerweile vielerorts neu errichtet  aber vieles davon ist verwaist weil es an Lehrern und Krankenpersonal fehlt.

Grundsätzlich mangelt es an ausgebildeten Fachkräften. Es ist schwierig gute Autowerkstätten mit fähigen Mechanikern zu finden. Zwar ist man Meister der Improvisation aber die Reparaturen müssen deshalb nicht nachhaltig sein. Neuteile erhält man sowieso nur in Luanda. Überall sonst wird ausgeschlachtet und altes verkauft.
Busreisen in Angola

Unterwegs im Land – Strassenzustand und Treibstoff


Viele Strassen existieren nur noch am Papier. Nur die Hauptverbindungsrouten sind mit Sicherheit passierbar. Auch wenn eine Nebenstrasse mit neuem Asphaltbelag beginnt kann diese abrupt mit einer Offroad Piste enden. Besonders für LKW Fahrer können kleine Pisten problematisch werden. Uralte oder eingestürzte Brücken sind keine Seltenheit. Die zahlreichen Autowracks am Strassenrand ermahnen zur Vorsicht. Besonders die Strasse zwischen Malanje und Saurimo kann während der Regenzeit zur Rutschpartie werden. Der starke LKW Verkehr in Kombination mit den katastrophalen Strassenverhältnissen kann aber auch so gefährlich sein.

Tankstellen oder in Containern verbaute Zapfsäulen finden sich in meist regelmässigen Abständen aber häufig ohne Vorräte. Obwohl auf Hauptverkehrsstrassen viele Tankwägen unterwegs ist die Versorgung mit Treibstoff für den Privatverkehr schlecht. Die staatliche Ölfirma Sonangol leidet unter dem niedrigen Ölpreisen am Weltmarkt und beliefert vornehmlich Firmen oder Minengesellschaften. Es kommt vor dass Tankstellen nur an bestimmte Kunden verkaufen und Privatpersonen leer ausgehen. In Provinzhauptstädten kommt es vor dass nur eine Tankstelle in Betrieb ist und entsprechend lang ist die Warteschlange.
Besonders Diesel ist rar. Unbedingt jede vorhandene Tankmöglichkeit zu nutzen.

Müllberge sind normal

Achtung – Lebensbedingungen können das Gemüt belasten


Die Zustände in Dörfern und Städten sind erschreckend. Als Reisender bemerkt man schnell das Müllproblem. Nicht nur mangelt es an einer funktionierenden Müllabfuhr auch sonst legen die Menschen scheinbar wenig Wert auf Sauberkeit. Der Müll sammelt sich im Strassengraben, auf Halden mitten im Ort oder einfach im Hinterhof von Häusern oder vielmehr Hütten. Wo in anderen Ländern der Abfall durch Verbrennung minimiert wird bleibt er hier einfach liegen.

Zudem leben viele Menschen in einfachsten Behausungen und notdürftig zusammen gezimmerten Hütten. In Angola herrscht Landflucht und so wirken die meisten Städte wie grosse Slumgebiete. Kaum Kanalisation und schlechte sanitäre Einrichtungen führen immer wieder zu Cholera Ausbrüchen und sonstigen Epidemien.

Ähnlich mangelhaft ist auch die Wasserversorgung. Gutes Wasser ist Mangelware und nur wenige besitzen Brunnen. Man sollte seine Vorräte bei jeder Gelegenheit auffüllen auch wenn es sich dabei nur um einen sauberen Fluss handelt.

ein christliches Volk

Was tun bei Krankheit


Schon vor Reiseantritt ist die Zusammenstellung einer umfassende Reiseapotheke wichtig. Medikamente sind rar und Operationen können nur in wenigen Provinzhauptstädten durchgeführt werden. Sollte man doch ein Medikament auftreiben stellt sich dennoch die Frage nach der Qualität. Die Chinesen sind in Angola gross im Geschäft und wie allgemein bekannt ist chinesische Qualität mit Vorsicht zu geniessen.

Erkrankt man während der Reise und ist auf fremde Hilfe angewiesen sollte man so rasch als möglich Richtung Luanda schwenken. Nur dort finden sich Privatkliniken mit vertretbaren Standards. Im restlichen Land egal ob Stadt oder Dorf darf man nicht mit adäquate medizinische Versorgung rechnen.

Einfache Schmerzpräparate sind dringend gebrauchte Schnellhilfen für die Bevölkerung. Immer wieder wird man danach gefragt und es schadet nicht sich dafür eine extra Ration mitzunehmen.

Entminungsdienst

Camping und Übernachtung


In Angola unterwegs zu sein bedeutet auch die Übernachtungsplätze mit Bedacht zu wählen. Wie überall sind ländliche Gebiete vom Sicherheitsaspekt unbedenklicher als Städte aber dafür lauert die Minengefahr. Sich abseits befahrener Wege zu bewegen kann lebensgefährlich sein. Es ist keine Seltenheit dass Entminungsdienste nur wenige Meter vom Strassenrand entfernt fündig werden. Wildcamping ist nur mit grösster Vorsicht empfehlenswert.

Im Vergleich zu anderen afrikanischen Ländern sucht man in Angola vergeblich nach Guesthäusern und die wenigen die man findet haben keine sicheren Parkplätze.  Alternativ dazu bieten sich Missions- oder Polizeistationen an. Die meist katholischen Missionen sind sehr gastfreundlich und freuen sich über eine kleine Spende.

Machtwechsel bei der Regierungspartei

Polizeikontrollen


Auch die Polizei erweist sich als hilfsbereit und erlaubt ein campieren neben der Wachstation. Obwohl das Land unter hoher Korruption leidet ist die Polizei stets korrekt und in der Küstenregion werden Touristen bei Strassensperren unbehelligt durchgewunken. Im Osten wird mangels Kenntnis von Ausländern zwar jeder kontrolliert aber nach vorweisen von Reisepass, Führerschein und TIP bleibt es auch dort reine Routine.

frisches Brot - eine Seltenheit

West Angola


West Angola zählt zum besser entwickelten Teil des Landes. Das hohe Wirtschaftswachstum der letzten Jahre verdankt man dem Ölreichtum vor der Küste und die meisten Infrastruktur Massnahmen nahmen ihren Ausgangspunkt in der Hauptstadt Luanda. An der Küste bis Lobito hat sich eine Ausflugskultur vieler Expats oder gut situierter Städter etabliert und brachte einige wenige Hotels und Restaurants hervor. Kleine Annehmlichkeiten die der Rest des Landes vermissen lässt.

Wasserquelle Nr.1 - der Fluss

Ost Angola


Wer den Osten durchquert fährt durch absolut unerschlossenes Gebiet. Zwar hat der Strassenbau auch dort langsam Einzug gehalten aber die meisten Strecken sind in üblen Zustand.

Jegliche Versorgung gestaltet sich noch schwieriger als in West Angola und man muss absolut autark reisen.

Kinder als Mütter

 

Die Mentalität der Menschen


Dafür trifft man dort auf die freundlicheren Menschen. Einfach aber unvoreingenommen, neugierig und kommunikativ. Das ändert sich spätestens entlang des Diamantengürtels im Nordosten. Hier herrscht Profitgier und als Ausländer muss man sich damit abfinden Melkkuh zu sein sobald man etwas benötigt.

Die Armut Angolas bedingt natürlich auch Bettelei und die Sichtweise dass weisse Ausländer oder einfach generell Weisse immer mit Geld in Verbindung gebracht werden.

Nennen wir es die Zentralafrika Mentalität. Ostafrika präsentiert sich dagegen deutlich einladender. Gewisse Vorsicht im Umgang mit Menschen und gesunde Distanz schützt vor bösen Überraschungen. Dennoch ergeben sich auch immer wieder nette Begegnungen und winkende Kinder trifft man überall.

Die Sprachebarriere kann zum Problem werden. Das Wichtigste als Angola Reisender ist Unabhängigkeit.

nette Begegnungen

Fazit


Einfach die Erwartungshaltung an die Reise  gering halten und die wenigen Hotspots im Westen besuchen. Der Osten wird zur Expedition und ist zur Durchreise oder für Hartgesottene geeignet. Ein Konvoi erleichtert die Sache.

Hat man das Land nicht bereist ist nichts versäumt denn es ist keine Gegend für Wiederholungstäter.

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