Westernfeeling- Wyoming, South Dakota und Montana

Ursprünglich hatten wir es gar nicht geplant soweit in den Norden der USA zu fahren doch die Landschaft und Atmosphäre begeisterten uns mehr als erwartet. Hier tauchten wir ein in das ländlich konservative Amerika. Es ist das Land der Cowboys. 

Früher grasten Millionen von Bisons in dieser weitläufigen Prairie Landschaft und heute sind es Kühe und Pferde. Es dominieren Rinderfarmen, die Ureinwohner den Indianer oder korrekter Native American wurden in kleine Reservate zurückgedrängt.

Wyoming ist der Bundesstaat mit der geringsten Bevölkerungsdichte entsprechend einsam verläuft unsere Fahrt durch das Thunder Basin Natural Grasland. Nur die Durchquerung der Black Thunder Coal Mine, eine der grössten Tagebau Kohleminen weltweit stellt eine interessante aber hässliche Abwechslung dar. 

Unser Ziel waren die Black Hills, eine isolierte Gebirgskette die zugleich die Grenze zu South Dakota bildet.

Wir hätten nicht gedacht dass diese bewaldete Gegend ein echter Touristenhotspot sein würde und Wanderer, Fischer, Jäger und wie immer in Amerika auch ATV Fahrer anlockt. 

In  Custer der ersten Kleinstadt die wir durchquerten fand gerade eine grosse Parade statt. Vom Folklore Verein bis zur Feuerwehr, dem Installateur oder einer religiösen Gemeinschaft, jeder beteiligte sich mit einem geschmückten Umzugswagen um sich zu präsentieren und Werbung zu machen. 

Traditionell werden dabei Süssigkeiten oder kleine Geschenke in die Menge geworfen und natürlich mächtig mit der Stars and Strips Fahne geschwenkt. In dieser republikanischen Hochburg durfte auch die Trump  Huldigung nicht fehlen. Ein unvergessliches Spektakel.

 

Nach einer kühlen Nacht im National Forest besuchten wir den nahegelegenen Custer State Park der eine der letzten Bisonherden beherbergt. Obwohl wir über zwanzig Kilometer auf der schmalen Strasse durch den Park zurücklegten bekamen wir ausser Wildesel leider kein Tier zu Gesicht. 

Aber die Black Hills hatten noch mehr zu bieten. Hier vereint sich der gesamte Nationalstolz Amerikas und dabei wird ein Berg zur Pilgerstätte einer gesamten Nation, der Mount Rushmore. Auf der Fahrt dorthin merkten wir wie exzessiv diese Region vermarktet wird. 

An Restaurants, Campingplätzen und Hotelanlagen herrschte kein Mangel. Erstmalig fielen uns auch spezielle Campingplätze für Pferdebesitzer ins Auge. Dies erklärte wieso wir so viele Pickups mit Pferdeanhänger sahen. Urlaub mit dem eigenen Pferd steht hier hoch im Kurs, reiten ist ja auch überall erlaubt.


Um den Mount Rushmore zu besuchen sollte man früh aufstehen denn wir ergatterten gerade noch einen der letzten Parkplätze für Wohnmobile. 



Es war schon beeindruckend zu sehen wie die Köpfe der vier Präsidenten, Abraham Lincoln, George Washingten, Thomas Jefferson und Theodore Roosevelt aus dieser Felswand herausgemeiselt wurden. Die Dimensionen sind mächtig und wir spürten förmlich den Patriotismus der Amerika ausmacht.

Ganz in der Nähe entsteht ein weiteres Monument in einer Felswand. Es ist noch in Bau und wird nach Fertigstellung den grossen Indianer Häuptling Sitting Bull verewigen. 



Weil wir endlich wieder einmal einen geräumigen Übernachtungsplatz im lichten Wald fanden nutzten wir die Gelegenheit zum Reifen wechseln. Der Michelin Reifen ist ein Offroadreifen. Ohne regelmässiges Drehen würde er sich einseitig total abfahren und auf dem Iveco nicht einmal 40000 Kilometer halten.


 Nach zwei Tagen im Wald erwartete uns in der ehemaligen Goldgräber Stadt Deadwood die nächste geballte Ladung Westernkultur. Obwohl in einigen Minen im bergigen Umfeld bis heute nach Gold und Silber geschürft wird leben die meisten Einwohner zwischenzeitlich vom Tourismus. 

Beim Bummel auf der quirligen Hauptstrasse mit vielen historischen Gebäuden wurden wir auch Zeuge einer witzigen Westerneinlage. Zweimal täglich wird eine geschichtlich fundierte Szene eines Bankraubes mit Gerichtsverhandlung nachgestellt, natürlich mit ordentlicher Schiesserei und viel Kitsch. 

Wie in jeder Stadt in diesem Teil der USA gab es auch in Deadwood ein Rodeogelände mit angrenzendem Stellplatz. Wir wunderten uns noch wieso bei der Einfahrt in das weitläufige Areal so ein Stau war und wir gerade noch einen der letzten Stellplätze ergattern konnten. 

Zufällig genau an den Tagen unseres Besuches fand eine grosse nationale Rodeo Veranstaltung statt mit den besten Reitern des Landes. Ein riesen Glück für uns denn ein professionelles Rodeo wollten wir immer schon sehen.

Den ganzen Tag liefen Vorprogramme. Schon die Kleinsten sind eifrig dabei. Gleich nach dem Laufen lernt man hier wahrscheinlich reiten und Buben im Volksschulalter tragen wie ihre Väter stolz den Cowboy Hut.

Der Profiwettbewerb startete abends mit einem kollektiven Gebet und der Live gesungenen Nationalhymne. Schon wieder Patriotismus pur. Danach starteten zahlreiche Bewerbe mit Disziplinen wie Kälber einfangen und fesseln, Wildpferde zureiten bis zum Höhepunkt dem Bullenreiten. Rodeo ist ein harter Sport. Verletzungen der Teilnehmer gehören dazu und als Zuschauer darf man nicht zu sensibel sein. Uns hatte es richtig gut gefallen.


Nach einer tollen Zeit in Deadwood ging es für uns weiter nach Cody. Dort gab es eine original wiederaufgebaute Westernstadt mit historischen Mobiliar und Geräten zu besichtigen. Das ungeschönte realitätsnahe Freilichtmuseum vermittelte uns einen Einblick in das schwierige und entbehrungsreiche Leben der ersten Siedler. Jede Hütte erzählte gleichzeitig die Geschichte einer Familie mit all ihren Tragödien. Ein mitreissendes interessantes Erlebnis.


 Auf unserer Fahrt durch die Prärie Landschaft erspähten wir regelmässig kleine Pronghorn Herden. Eine amerikanische Wildart die wir als Mischung aus Gazelle und Reh beschreiben würden. 

Als wir die Grenze zu Montana überquerten begannen wieder die Berge. Beim Frühstück schalteten wir nun regelmässig die Heizung ein und beim Spazierengehen hiess es nun auf Bären zu achten. Auf dem Stellplatz beim Ort Red Lodge wurde extra auf die Anwesenheit einer Bärin mit Jungen hingewiesen, gesehen haben wir sie nicht.



Auf einer für LKWs etwas fordernden Strasse überquerten wir den 3400 m hohen Beartooth Pass. Auf der Hochebene passierten wir zahlreiche National Forest Stellplätz in herrlicher Lage oft mit angrenzendem See, doch es war uns zu kalt um zu verweilen. So erreichten wir zügig den Ort Cooke und damit die Grenze zum Yellowstone Nationalpark.