Utah - von einem Highlight zum Nächsten


Wer sich die Karte von Utah ansieht bemerkt dass es ausser der Hauptstadt Salt Lake City keine grossen Städte gibt. Der Bundesstaat besticht vielmehr durch eine unglaubliche Vielfalt an Landschaften. Canyons, Wüsten, Bergmassive mit jeder Menge Stellplåtzen in freier Natur. Für uns ein Paradies.


Nach der Durchquerung des Capitol Reef Nationalparks wo es ausser einer kleinen Wanderung nichts für uns zu entdecken gab, schwenkten wir auf eine abgelegene Piste ein die uns nach holpriger Fahrt durch zerklüftete Berge in das wahrhaft atemberaubende Cathedral Valley führte. Auf der steilen Abfahrt ins Tal schafft der Iveco eine Spitzkehre zwar nur mit Reversieren aber diese Herausforderung war es mehr als wert. 


Nach zwei Nächten in dieser traumhaften Umgebung folgte kurz darauf eine Fahrt durch ein Gelände dass aussah wie am Mond. Der Name Moon Scape Overlook hatte nicht zu viel versprochen. Wir fühlten uns wirklich wie auf einem fremden Planeten. In diesen mehrfarbigen aus Lehm bestehenden Bentonite Hills wurde sogar eine Mars Research Station eingerichtet.


Wir empfanden es hier weit unwirtlicher als in der Sahara. Bei Wind trägt es den feinen Lehmstaub in jede Ritze und bei Regen verwandeln sich Pisten in unpassierbare Rutschbahnen.


Nach soviel Einsamkeit kommt uns das verschlafene staubige Örtchen Hanksville wie eine kleine Oase vor. 200 Einwohner, 2 Tankstellen, 3 Motels, 3 Restaurants und ein kleiner Einkaufsladen. Leben möchte man da nicht wirklich aber beim BLM Office dürfen wir gratis unsere Wassertanks auffüllen und im Grocery Store finden wir ein paar frische Lebensmittel. Der Ort lebt vom Durchreisenden denn die nächste Versorgung liegt rund 100 Kilometer entfernt. 


Uns verschlägt es in den näher gelegenen Goblin Valley State Park. State Parks sind wie kleine Nationalparks nur eben vom Bundesstaat verwaltet und haben dadurch auch eigene Eintrittsgebühren. 


Goblin heisst Kobold an die die bizarren Sandstein Formationen tatsächlich auch erinnern. Gleich ausserhalb gab es tolle freie Übernachtungsplåtze nur war gerade Wochenende und es herrschte Hochbetrieb.


Wir folgten einer Piste die uns ungeplant in die einsame Landschaft des San Rafael Swell führte. Am gleichnamigen San Rafael River übernachteten wir gegen kleine Gebühr auf einem BLM Campground der auch für Reiter gedacht war. Neben der üblichen Feuerstelle mit Grill und einer Bank gab es dort auch ein kleine Koppel für die Pferde. 


Jetzt wussten wir was unter Multi use auf vielen Tafeln verstanden wird. Sofern nicht abgesperrt darf mit Auto, ATV, Rad oder auch per Pferd jede Strecke benützt und dazu oft auch noch gefischt und gejagt werden. Staatliches Land wird in Amerika als öffentliches Gut für Jedermann verstanden.


Auf der Buckhorn Draw Road erwischte uns abends ein unglaublich heftiger Sturm. Der Iveco wackelte trotz seiner 14 Tonnen wie verrückt und vorsichtshalber demontierten wir sogar unsere Star Link Antenne. 


Utah liegt geographisch im Einflussbereich zweier Temperaturzonen. Aus dem Süden drångt die Hitze Mexikos ins Land und trifft dabei auf die kühleren feuchteren Luftschichten des Nordens. Das Ergebnis ist Sturm der fast täglich bläst. Obwohl es extrem heiss war konnten wir oft abends nicht draussen Essen oder ein Lagerfeuer entfachen. 


Åhnlich erging es uns beim Canyonlands NP. Direkt ausserhalb fanden wir einen einsamen Stellplatz auf BLM Land und besuchten den Park tagsüber zum Wandern. Wieder waren wir beim Colorado River der sich tief eingeschnitten durch die Plateau Landschaft schlängelte. Diese Gegend ist ein Touristen Hotspot. 


Ausgehend von der kleinen Stadt Moab lassen sich hier unzählige Aktivitäten unternehmen. Zwei Nationalparks, ein State Park, Rafting, Boot fahren, Wandern, ATV Areale, Mountainbike Strecken, Geländewagen Pisten, die Liste ist lang entsprechend überlaufen war es hier. So wurde auch für alles Geld verlangt, gratis Campen Fehlanzeige aber wir waren froh in der Hauptsaison überhaupt einen Platz zu finden. 


Die RV Parks an der Strasse waren eng und teuer also entschieden wir uns für einen BLM Campground mussten dafür aber den Lärm der Generatoren in Kauf nehmen. Die Amerikaner mit ihren Wohnwägen, Fifthwheel Anhängern oder Busmobilen sitzen gerne klimatisiert. Zwar haben viele bereits ein oder zwei Solarmodule am Dach aber das reicht nicht für den Betrieb einer Klimaanlage.


Moab hatte uns nicht begeistert. Eine verkehrsreiche Hauptstrasse mit aufgefädelten Restaurants und Geschäften, wir fanden es nicht besonders schön. 


Bei schwülem Regenwetter ging es am nächsten Tag weiter Richtung Needles District des Canyonland NP. 


Die Felsbögen des Arches NP liessen wir links liegen weil man wegen des grossen Besucherandrangs stundenweise Eintritts Ticketfenster reservieren musste. Das war uns zu mühsam und Felsbögen boten sich auf dieser Strecke sowieso.


Neben Sturm standen nun auch Gewitter an der Tagesordnung. Bei unserer Durchquerung der über 2000 Meter hohen Manti La Sal Mountains suchten wir bei der Wahl unserer Übernachtunsplåtze nach geschützten Stellen. Einmal erwischte uns sogar Hagel.


Auf der Strecke lag das Natural Bridges National Monument. Ein lohnender kleiner Abstecher der einiges an Wandermöglichkeit bot. Wir befanden uns in dieser Region stets auf einem Plateau über 1800 Seehöhe. 


Angekommen am Plateaurand erstreckte sich die Sicht auf die senkrechte Abbruchkante und weit hinaus ins Land. 


Die bis dahin asphaltierte Strasse ging in eine Piste über, dem sogenannten Moki Dugway, eine serpentinenreiche 300 m hohe Abfahrt ins Tal der Goetter, dem Valley of the Gods.



Wir waren begeistert von dieser phantastischen Landschaft mit spektakulären von Wind und Wetter geformten Felsformationen obwohl die Piste stellenweise in miserablen Zustand war.


Wir übernachteten entlang der Strecke und erlebten einen der heftigsten Sandstürme die uns je ereilt hatten mit anschliessenden intensiven Gewitter. Zuerst kam der Sand wie eine Walze auf uns zu als Vorbote eines sich verdunkelnden Himmels der bald mit Blitzen übersät war. Eine gruselige Situation. Obwohl wir auf einer Anhebung parkten schoss das Wasser um uns herum. Im darunterlegenden Flusstal entwickelte sich ein Sturzbach. Bei Regen verwandelt sich auch Wüste in ein gefåhrliches Terrain.


Am Morgen danach war kaum etwas von diesem Inferno zu merken und wir tingelten weiter. Im Gooseneck State Park genossen wir den Ausblick auf die Canyon Schleifen des San Juan Rivers bevor wir langsam Richtung New Mexico aufbrachen. Die Strasse führte durch einige Indianerreservate dessen Siedlungen uns ärmlicher erschienen als sonst. 


Im kleinen Dorf Bluff erhielten wir noch zum Abschluss beim Visitorcenter der liebevoll nachgebauten Original Siedlungshäuser einen Einblick in die Geschichte Utahs. Um 1850 waren es die Mormonen, eine 1820 gegründete Religionsgemeinschaft, die als erste Siedler Utah erreichten und dieses zerklüftete trockene Wüstenland zu kultivieren versuchten. 


Bis heute dominieren die sehr glåubigen konservativ lebenden Mormonen Utah was sich auch am Kennzeichen des Bundesstaats widerspiegelt - “In God we trust”.


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