USA - America is great

 


Die Einreise war etwas holprig. Zuerst verbrachten wir zwei Stunden im Stau und danach eine Stunde beim Zoll. Der Grenzübergang Mexicali Ost bescherte uns zudem auch noch eine Schrecksekunde als die Grenzbeamten vom Zoll meinten wir dürften mit unseren B2 Visa nicht so einfach hinein. Erst nach langem Warten, einer kompletten Fahrzeug Durchsuchung und der Konfiszierung von Paradeisern und Wurst hatten wir es geschafft und es hiess „Welcome to USA“.


Es war bereits dunkel als wir zum ersten Übernachtungsplatz fuhren. Normalerweise ein No Go weil zu gefährlich aber in Amerika trauten wir es uns. Nur wenige Kilometer neben dem Highway erreichten wir sogenanntes BLM Land, also Fläche in Staatsbesitz, auf dem freies Campen bis zu maximal zwei Wochen erlaubt war. Amerika war uns damit sofort sympathisch zumal das Preisniveau von Campingplätzen zwischen 50 bis über 100 Dollar lag.  

In Yuma legten wir den ersten Stopp bei einer Tankstelle ein. Mit USD 4,40 für eine Gallone kamen wir billiger weg als in Europa und die Lebensmittelpreise beim anschliessenden Walmart  Besuch schreckten uns als Österreicher auch nicht wirklich. Nur bei Käse und Schinken konnte man kleine Vermögen loswerden. Arizona zählt aber auch zu den günstigen Bundesstaaten wegen der niedrigen Steuern.

Weiter ging es zur Barry M. Goldwater Range. Ein riesiges Militärgebiet entlang der Grenze zu Mexiko das zum Teil nach Online Anmeldung auch von Offroad Fahrzeugen genutzt werden darf. Die Landschaft glich der Mexikos nur mit mehr Pisten und herrlich einsamen Übernachtungsmöglichkeiten.

Nach einem ziemlich aufreibenden Fahrtag auf üblen Pisten genossen wir gerade die Aussicht unseres Wüstenplatzes als plötzlich direkt über unseren Köpfen zwei Kampfjets im Tiefflug ohrenbetäubend wilde Flugmanöver veranstalteten und in Sichtweite auf der nicht freigegeben Seite des Militärgebietes Zielschiessen auf eine Häuserattrappe ausführten. Wie fielen vor Schreck fast vom Sessel. Wieder eine neue Erfahrung an die man sich in Amerika gewöhnen muss.



Nach einer Woche verliessen wir das Gebiet. Der Iveco hatte ordentlich gelitten denn viele Pisten entpuppten sich als viel zu eng und schwierig und waren nur für Buggys und ATVs gedacht. Diese sogenannten OHV (off higway vehicles) sind bei Amerikaner total beliebt. Es gibt eigene OHV Areas und viele transportieren diese Gefährte im Wohnwagen oder auf Anhängern um sie immer dabei zu haben.



Die betuchte Campergruppe dagegen besitzt ein Wohnmobil meist in der Grösse eines Busses und zieht dafür das Auto hinten nach.

Manchmal staunten wir einfach nur und umgekehrt die Amerikaner über uns denn der Iveco war immer wieder eine Sensation, ein echter Exot. Oft kamen wir dadurch ins Gespräch und genossen die Lockerheit der Menschen. Mit der Zeit wurde es beinahe etwas anstrengend immer dieselben Fragen zu beantworten aber dafür erhielten auch wir einen kleinen Einblick ins amerikanische Leben und Denken.


Nachdem wir von einem BLM Platz zum nächsten tingelten erreichten wir Quartzite, ein 2500 Seelenort mitten im Nichts umgeben von hunderten Kilometern Arizona Wüste. Jedes Jahr in der Wintersaison verwandelt sich diese Gegend in den grössten Campingplatz der Welt. Bis zu 2 Millionen Snowbirds besiedeln das weite freie Land im Umkreis. Die meisten aus dem kalten Norden oder Osten Amerikas aber auch Kanadier treibt es hierher.


Um einige Alltagsarbeiten zu erledigen suchten wir uns diesmal einen Campingplatz. Wir lernten dass viele Amerikaner Campingplätze als ständigen Wohnsitz nutzen. Sie reisen den Jobs sozusagen hinterher oder können sich Häuser oder Wohnungen gar nicht leisten.


Die Reifen sollten auch wieder gedreht werden und so klapperten wir einige Reifenwerkstätten ab. Erfolglos zogen wir weiter, entweder war die Reifendimension zu gross, die Sprengringfelgen unbekannt oder es gab erst einen Termin in einer Woche. Die USA sind kein idealer Platz um einen Exoten wie den Iveco zu servicieren, das wird noch mühsam werden.


Unser erster Nationalpark Amerikas war der Joshua Tree NP. Wir kauften den Nationalpark Jahrespass für umgerechnet Euro 80,--. Der Park war relativ überschaubar. Wir unternahmen zwei Wanderungen durch bizarre Felsformationen und genossen die beeindruckende Natur. Wie immer übernachteten wir direkt ausserhalb des Parks auf BLM Land und durchquerten ihn anschliessend nach Norden. Auch hier standen wir frei aber scheinbar befand sich relativ nahe eine Stelle an der Schiessübungen stattfanden.  Auch das wird nicht das letzte Mal vorkommen.


Die weitere Strecke führte uns auf die legendäre Route 66. Vorbei an einem kitschigen Roadhouse erreichten wir das Mojave Desert Reserve. Wieder verbrachten wir einige Tage auf verschiedenen freien Stellplätzen inmitten von Granitfelsen und machten einen Abstecher zu den  Kelso Dunes. Hier waren keine ATV`s erlaubt und so erlebten wir einen sternenklaren Abendhimmel bei Lagerfeuer und Gin Tonic.


Es überraschte uns immer wieder von neuem wie sauber all diese Wildübernachtungsplätze waren.  Obwohl sie regelmässig von Campern benutzt werden lag nie Müll oder Klopapier hinter den Büschen. Jeder Amerikaner achtet penibel darauf all seine Hinterlassenschaften wieder einzusammeln um die Natur auch für den nächsten Besucher unberührt zu erhalten.

Je weiter wir nach Norden vordrangen umso kälter und unbeständiger wurde das Wetter. Auf 1200 m Seehöhe benötigten wir unsere Dieselstandheizung. Den markanten Joshua Tree hatten wir nun ausreichend besichtigt, so zogen wir weiter in den nächsten Bundesstaat Nevada. Auf kleinen Strassen waren die Verkehrstafeln alle mit Schusslöchern übersät, Waffen waren hier keine Mangelware.




Direkt am Highway an der Grenze Arizona Nevada stand dann auch schon das erste Spielkasino. Zugleich nutzten wir die Station auch um unseren ersten Burger bei Carl`s Jr zu probieren. Normalerweise steht Burger nicht auf unserem Speiseplan aber in Amerika war es ein Erlebnis wie Sightseeing.

Bevor wir uns ins Getümmel von Las Vegas stürzten drehten wir eine Runde durch den Valley of Fire State Park. Ein sehr lohnendes Ziel und eines der beeindruckendsten Canyon Landschaften der Staaten. Am südlichen Ende liegt der mächtige Stausee Lake Mead. Seit der Errichtung des Hoover Dams im Jahre 1936 versorgt damit der Colorado River Las Vegas mit Wasser. Der überbordende Bauboom und das Stadtwachstum haben jedoch dazu geführt dass der Pegelstand des Sees im Sommer bedenklich niedrig wird und zunehmende Wasserknappheit die Region belastet.



Das extreme Niedrigwasser liess die Ufer kahl erscheinen doch obwohl es zum Baden zu kalt war dient der See als beliebtes Ausflugs- und Campingziel. An manchen Stellen fanden wir nur mit Mühe einen freien Stellplatz.



Danach stand Las Vegas am Programm. Wieder wählten wir  einen Campingplatz und nutzten Uber Taxis um zum Strip zu gelangen. Das Zentrum der Casino Meile lässt sich locker zu Fuss erkunden, so schlenderten wir durch das Ceasars Palace, das MGM Grand, fuhren eine Runde mit dem Riesenrad und wurden einige Dollar an den vielen Automaten in den Spielhallen los. 



Obwohl die Casinos rund um die Uhr geöffnet haben erstrahlt der Las Vegas Boulevard bei Nacht in besonders überschwenglichem und verschwenderischem Ausmass. Ein Lichtermeer aus Leuchtreklamen zieht die Menschen wie Motten in die Casinohallen, den Shows oder allem wo sonst Geld ausgegeben werden kann.



Auch wir merkten wie schnell man hier arm wird denn jede Aktivität war teuer. Was wir uns dennoch leisteten und nicht bereuten war ein Hubschrauberrundflug zum Grand Canyon. 





Nach drei Tagen hatten wir genug vom Trubel. Nachdem wir sogar eine Werkstatt für einen Ölwechsel gefunden hatten verliessen wir mit vollgefüllten Vorräten und einer neuen Drohne im Gepäck, die alte war endgültig abgestürzt und kaputt gegangen, Las Vegas in Richtung Death Valley Nationalpark. Ein Wintereinbruch mit Schneegestöber fegte über die nahen Berge und es gelang uns gerade noch über einen 1550 m hohen Pass zu fahren.



Im Death Valley angekommen mussten wir uns mit vielen gesperrten Strecken abfinden. Der viele Regen der letzten Wochen hatte viele Strassen im Nationalpark unterspült oder komplett weggerissen und auch der tiefste Punkt des Parks war überschwemmt. 



Wo sonst eine riesige Salzebene lag sahen wir nur Wasser und Schlamm. Dafür waren die Campsites in Furnace Creek und Stovepipe nicht überlaufen und wir unternahmen in den Regenpausen trotzdem einige nette Wanderungen. Dennoch die Kälte empfanden wir als sehr lästig.

Aufgrund von Schneefall in den höheren Regionen konnten wir nur auf der Hauptdurchfahrtsstrasse den Death Valley NP durchqueren und schwenkten anschliessend nach Süden ins Panamint Valley. Eine Tafel warnte vor Strassenbeeinträchtigungen. Wir ignorierten sie und meisterten die Strecke ohne Probleme. 



Natur pur mit wilden Eseln am Strassenrand aber auch Kampfjets im Tiefflug, so erlebten wir die Fahrt in den abgelegenen Ort Trona. Eine armselige Bergbausiedlung mit einem Roadhouse und einer Tankstelle. Unser Ziel lag ein Stück ausserhalb des Ortes. Dort führt eine kleine Piste zu den Trona Pinnacles. Eine futuristische Landschaft mit Tuffsteinformationen, der Ort an dem Teile vom Film Star Wars gedreht wurden.



Doch auch hier versperrte ein völlig aufgeweichtes schlammiges Pistenstück durch eine Salzebene den Weg und bescherte uns eine lärmende Nacht direkt neben den Bahngleisen.

Frustriert fuhren wir weiter und wurden in der Spangler Hills OHV Area doch noch mit einem herrlichen Stellplatz inmitten traumhafter Felsen belohnt.



Langsam mussten wir uns wieder an einen Zeitplan gewöhnen denn unsere Heimreise rückte immer näher. Nach einem kurzen Abstecher in den Wild West Minenort Randsburg wo uns erstmalig auf unserer Weltreise von einem netten Amerikaner Weed, also ein Marihuana Joint als Freundschaftsdienst angeboten wurde (haben wir natürlich abgelehnt) verbrachten wir noch einige Tage auf einer Campsite im Owl Canyon nahe Barstow. Die Canyonwanderung fiel wieder einmal wegen Hochwassers aus.



Für den Iveco hatten wir bereits im Vorfeld einen überdachten Stellplatz in einem Storage in Viktorville reserviert. Die letzten drei Tage kümmerten wir uns auf einer Campsite  um den Iveco und bemerkten dass wir Kühlwasserverlust hatten und der Intarder die ersten Undichtigkeiten aufwies. Der nächste Reiseabschnitt wird wohl eine Reparatur benötigen aber vorerst blieb uns nur unser Mobil stillzulegen, alles stromlos zu stellen, die Kühlschränke auszuräumen und mit dem Leihauto nach Los Angeles zu fahren.



Die zwei Tage bis zum Abflug nutzten wir für eine Stadtbesichtigung und einem Besuch in den Warner Bros Filmstudios. Los Angeles besteht nicht nur aus Hollywood und schönen Stränden. Parkanlagen sind voll mit Obdachlosen, einige Strassenzüge vollgeparkt mit maroden Wohnmobilen, ganze Stadtviertel heruntergekommen und verfallen zunehmend. Arm und Reich liegt hier eng beieinander.