Als wir La Paz verliessen waren wir die einzigen die Richtung Norden fuhren. Wie so oft auf unserer Reise entsprach unsere Route nicht dem Mainstream und so blieben unsere Reisebekanntschaften nur von kurzer Dauer.
Die für Dezember angenehmen Temperaturen bescherten uns einige
entspannende Tage an der Atlantikküste die wir über den abgelegenen Retortenort
Reforma Agraria No.Uno ansteuerten. Den weiten Sandstrand hatten wir fast für
uns alleine. Nur am Wochenende verschlug es einige mexikanische Ausflügler zum
Surfen oder Campen an diesen Platz.
Alfred testete wie immer das Meer aber die starke Strömung und die Wucht des Pazifiks erschienen zum Schwimmen zu gefährlich, so unternahmen wir eben lange Strandspaziergänge oder beobachteten vorbeiziehende Wale oder Schwärme von Stachelrochen.
Anfang jeden Jahres sammeln sich an den
Küsten der Baja California Grauwale, Buckelwale und einige andere Arten um in
den geschützten Buchten ihren Nachwuchs zur Welt zu bringen.
Ein Spektakel für das wir etwas zu früh dran waren.
Dennoch die wenigen die wir sichteten hätten wir gerne mit der Drone gefilmt doch
die bereitete Probleme. Seit einiger Zeit stürzte sie immer öfter unmotiviert
ab aber da wir nur noch auf Sicht und keinesfalls übers Wasser flogen gelang es
auch diesmal sie im weichen Sand wieder einzusammeln.
Weiter ging es über Ciudad de Constitution vorbei an wilden Kakteenwäldern wieder quer über die Berge zurück zum Golf von Californien. Nächstes Ziel war Loreto . Noble Villenanlagen mit Golfplatz und Hotelanlagen säumten die Einfahrtsstrasse. Die 1697 als Jesuitenmission gegründete kleine Hafenstadt entwickelte sich seither zu einem Touristenziel für Amerikaner und Kanadier mit direktem Charterflugverkehr.
Wir quartierten uns nahe dem Zentrum auf einem kleinen Campingplatz ein und erkundeten mit den Fahrrädern die Stadt. Alfred unternahm auch noch einen Tauchausflug, diesmal alleine weil mich die lange Bootsfahrt und das nur noch 22 Grad kalte Meer nicht mehr begeistern konnten. Ihm hatte es gefallen.Beim abendlichen Ausflug zum Hauptplatz Loretos hatten wir Gelegenheit eine Weihnachtsveranstaltung für Kinder zu erleben. Bei stimmungsvoller Beleuchtung und musikalischen Darbietungen fühlten wir uns fast wie auf einem europäischen Adventmarkt nur dass der mexikanische Glühwein aus Kakao gebraut war.Strand und Meer genossen wir anschliessend wieder an der Bahia Conception. Eine langgezogene vorgelagerte Halbinsel schützt die Küste vor dem oft unangenehmen Wind und bietet perfekte Bedingungen zum Überwintern. Kurz vor Weihnachten herrschte Hochbetrieb. Amerikanische und kanadische Wohnmobilisten bevölkerten die wilden Buchten. Mittlerweile sind alle gebührenpflichtig aber dafür bieten die geschäftstüchtigen Mexikaner auch Versorgung bis vor die Camper Haustür. Angeboten wird alles was der Camper so braucht. Vom mobilen Gemüsestand, Fischverkäufer, dem Pickup mit Wassertank zum bequemen Nachfüllen des Wohnmobiltanks, dem Gaswagen oder dem fliegenden Souvenirhändler.Uns gefiel es am besten in der Playa Requeson und in Playa Santispac. Alfred warf sich noch ein letztes Mal in die Fluten und fing sich eine Erkältung ein. Es wurde langsam kühler und abends beim Lagerfeuer wechselten wir von kurzer in lange Hosen. Da es nirgends brauchbares Brot zu kaufen gab und die Tortillas für uns keine Alternative darstellten zählte zwischenzeitlich Brot und Kuchen backen zu meinen regelmässigen Beschäftigungen. Solarstrom für den E-Herd produzierten wir dank ganztägigen Sonnenschein genug.Ab Mulege, einer verschlafenen Oase drehte die Strasse wieder ins Land und der Highway Nr.1 wurde schmaler und schmaler. Jeder LKW oder Bus Gegenverkehr entwickelte sich zum Horrorerlebnis weil kein Zentimeter Platz auf der Fahrbahn blieb. Extrem gefährlich empfanden wir die Stellen an denen der Asphaltrand so ausgefranst und unterspült war das Absturzgefahr herrschte. Wir mussten höllisch aufpassen.
Die kleine Palmenoase San Ignacio nutzten wir als
willkommenen Zwischenstopp. Es gab nicht viel. Eine von Jesuiten erbaute
Missionskirche mit kleinem Klostergarten war die einzige Attraktion.
Gefühlt endlose Kilometer weiter verliessen wir endlich
diese Wahnsinnsstrasse und bogen Richtung Bahia de los Angeles ab. Der 80
Kilometer lange Abstecher zu dieser abgelegenen Bucht den man leider auch
wieder zurückfahren muss lohnte sich. In der Bucht der Engel verbrachten wir
einen wunderbaren Weihnachtsabend den wir stilvoll mit einem Menü bestehend aus
einem Sektcocktail, gebratener Putenkeule und Lebkuchencreme zelebrierten und bei
Lagerfeuer unter Sternenhimmel ausklingen liessen.
Nach den letzten Kilometern auf dem Highway 1 erreichten wir endlich die fast neue Strasse Richtung San Felipe. Bei einem zweitätigen Zwischenstopp in der einsamen Gonzaga Bay sahen wir sogar einen Coyoten bei Tageslicht.
Die
waren grösser als angenommen. Schliesslich ging es weiter nach San Felipe. Unsere
Vorräte waren ziemlich ausgedünnt und so freuten wir uns auf den Besuch im
einzigen Supermarkt des Ortes. Es sollte ein ausgiebiger Einkauf werden, aber
dann, mit vollem Einkaufswagen der Schock an der Kasse. Unsere Kreditkarte
funktionierte nicht mehr. Auch der nebenan befindliche Bankomat spuckte kein
Geld aus. Peinlichst berührt kratzten wir also die letzten mexikanischen Pesos
zusammen um wenigstens einen Teil der Waren bezahlen zu können. Fast die Hälfte
des Einkaufswagens mussten wir zurückgeben.
Eine spätere Recherche ergab dass unsere Bank die Karte einfach vorzeitig gelöscht und eine neue an unsere Heimatadresse gesendet hatte. Wenig hilfreich aber wenigstens funktionierte die Zweitkarte die wir normalerweise nur als Reserve im Auto belassen.
Nördlich der Stadt mit Blick auf das Meer fanden wir
dafür einen netten sicheren Wildcampingplatz. Bei Ebbe war die Aussicht leider
bescheiden denn der seichte Strand verwandelte sich in eine Schlammebene.