Mexiko - Der Süden

Mexiko ist das perfekte Land für Wohnmobile. Die Zollbestimmungen erlauben einen zehnjährigen Aufenthalt für ausländische Camper. Nicht ganz so einfach lief es leider mit dem Visum. Eigentlich hofften wir auf die maximal möglichen 6 Monate aber dafür hätten wir einen Einkommensnachweis bzw. Kontoauszug mit entsprechenden Guthaben vorweisen müssen. Darauf waren wir nicht vorbereitet und so begnügten wir uns mit den üblichen drei Monaten. Das sollte sich ausgehen da wir zwischendurch sowieso einen Heimaturlaub planten.

 


Der schnelle Grenzübertritt liess uns  gleich am ersten Tag die Stadt Comitan erreichen. Nach den vielen kleinen armseligen Dörfern die wir in Mittelamerika durchquert hatten erschien uns in Mexiko alles zivilisierter und entwickelter. Mehr Geschäfte, mehr Firmen und Industrie, die Wirtschaftsleistung des Landes unterscheidet sich deutlich von seinen südlichen Nachbarn. Die höhere Kaufkraft und der Wohlstand der Menschen ist für uns sogar hier in der Chiapas Region sichtbar obwohl dieses Bundesland zu den ärmsten des Landes zählt.

Auf der Strecke gerieten wir in ein heftiges Tropengewitter. Die Sicht war gleich null und zwang uns zum Anhalten. Es schüttete wie aus Kübeln und die Scheibenwischer waren total überfordert. Nach zehn Minuten war alles vorbei aber Wasser schoss immer noch den Hang hinab und die Schlaglöcher wurden zu Untiefen.  

 

Wie gut dass es so viele Tumulus gab, diese nervigen künstlichen Bodenwellen die ein zügiges Weiterkommen abseits von Autobahnen sowieso unmöglich machten.


 

In Comitan angekommen konsultierten wir als Erstes eine Ford Werkstätte weil Alfred das Gefühl hatte dass die Klimaanlage nicht mehr richtig arbeitete. Nachdem der Mechaniker keinen Fehler finden konnte bestätigte sich meine Theorie dass in der 2000 Meter hohen Bergregion Guatemalas die Temperaturen nicht hoch genug waren um ein richtiges Kühlergebnis zu erzielen. Alfreds Skepsis wich erst nach einigen Tagen als wir wieder bei über 30 Grad unterwegs waren und die gekühlte Kabine genossen.


 

Nach einer Übernachtung am Parkplatz eines Einkaufszentrums steuerten wir zum Sightseeing die Kolonialstadt San Cristobal an. Wir parkten bei einem kleinen Erholungspark und stoppten den nächsten vorbeifahrenden Minibus der Richtung Altstadt fuhr. Fast einen ganzen Tag durchstreiften wir die mit Kopfstein gepflasterten Strassen mit kolonialer Architektur, netten Restaurants und unzähligen Souvenirständen. Natürlich stand auch ein Marktbesuch am Programm und diesmal sahen wir Neues. Mexiko ist das Land der Chilischote. Als weltgrösster Chili Produzent wird die Frucht in allen Varianten und Schärfegraden angeboten.



Auch noch nie gesehen hatten wir die vielen Geschäfte für Kerzen. Gross, dick, dünn, kunstvoll verziert aber immer in Weiss. Fast 80 % der Mexikaner sind katholische Christen und Kirchenfeste aber auch Andachten spielen eine wichtige Rolle im Leben. Kleine, üppig mit Blumen geschmückte Schreine mit Marienstatuen dürfen auch in den Markthallen nicht fehlen.


 

Übrigens hatten wir während unseres Aufenthaltes in der Zeitung gelesen dass die Stadt nur wenige Wochen vor unserem Besuch Schauplatz eines Bandenkrieges war das bereitete uns kurzfristig ein etwas mulmiges Gefühl doch auch das gehört zu Mexiko. Kartelle und Banden teilen sich hier Städte und Gebiete, Korruption in den Reihen der Polizei ist ein Problem und meist muss das Militär ausrücken um wieder Ordnung zu schaffen. Sei nie zur falschen Zeit am falschen Ort.


 

Den nächsten Stopp legten wir beim Sumidero Canyon ein und unternahmen eine Bootstour. Wir waren die einzigen Ausländer. Mexiko besitzt einen ausgeprägten Inlandstourismus.

 


Nun hatten wir die Wahl direkt zur Pazifikküste weiterzufahren oder doch noch mal einen Abstecher zur Yucatan Halbinsel zu unternehmen um Tauchen zu gehen. Wir entschieden uns dafür.

 


1000 Kilometer Anfahrt über schlechte Strassen im Chiapas Hochland und fast unerträglich heisse Nächte im Trockenurwald Yucatans lagen hinter uns als wir endlich Mahahual an der Karibikküste erreichten. 



Während der Pandemiezeit unternahmen wir eine Mexiko Reise mit dem Leihauto versäumten es jedoch hier tauchen zu gehen. Das holten wir jetzt nach.

 


Wir quartierten uns für sechs Tage in ein günstiges Hotel mit Parkplatz für den Iveco ein und genossen zehn Tauchgänge vor der Küste. Unsere Fahrräder leisteten wieder gute Dienste.   


 

Danach suchten wir Erholung auf einem kleinen Campingplatz am Bacalar See. Doch die Hitze war extrem. Das 34 Grad warme Wasser brachte auch keine Abkühlung und fuhren wir bald weiter. Am Rückweg besichtigten wir noch die Becan Ruinen, eine kleine feine Maya Stätte ohne Touristen. Calakmul hatten wir bereits bei unserer Mietwagen Tour besucht.


 

Im Städtchen Escargega erlebten wir ein kurzes Deja-Vu. Wir parkten neben dem Hotel das wir während unserer letzten Reise bewohnten und gönnten uns ein Milanesa Schnitzel beim angrenzenden Restaurant dass uns damals so gut schmeckte.


 

Weiter ging es zum Golf von Mexico nach Ciudad del Carmen. Wieder planten wir auf einem netten Campingplatz länger zu verweilen aber es war zu heiss und so nahmen wir zügig die Strecke Richtung Mexiko City in Angriff. Das Hochland lockte mit kühleren Temperaturen. Doch bis wir die über 2000 m liegende Region erreichten folgten noch wenig prickelnde Übernachtungen bei einem Balneario und bei Tankstellen aber das gehört eben auch zum Overlanding dazu.


 

Mit dem Blick auf den höchsten Vulkanberg Mexikos dem Pico de Orizaba mit 5636 mit seiner kleinen Schneehaube hatten wir endlich die Hochebene erreicht. Die gesamte Strecke war Autobahn mit entsprechenden Lastwagenverkehr aber dafür fanden wir am Strassenrand genügend Reifenshops um wieder einmal unsere Gummis drehen zu lassen.


 

In Cholula begann wieder Urlaub. Wir verbrachten einige Tage auf einem kleinen RV Park mitten in der Stadt mit Wäschewaschen, Putzen und kleinen Arbeiten am Iveco und besichtigten die flächenmässig grösste Pyramide der Welt mit einer Länge von 450 Metern mitten im Stadtzentrum von Cholula. Sie ist ähnelt an manchen Stellen mehr einem Hügel denn die Spanier bauten sogar eine Kirche auf die Spitze.


 

Umgeben von herrlicher Bergkulisse mit dem rauchenden Popocatepetel der erst vor kurzem so aktiv Asche spuckte dass Teile der Gegend gesperrt und evakuiert wurden nahmen wir unsere vorerst letzte Etappe nach Teotihuacan in Angriff.

Unser Heimflug war längst gebucht und wir mussten kurzfristig ungewohnter Weise nach Zeitplan reisen.


 

Bevor wir den Iveco endgültig im Trailer Park abstellten besichtigten wir noch die mächtigste Ruinen Stätte der Azteken, Teotihuacan. Viel weiss die Archäologie nicht über die Azteken denn es gibt kaum Aufzeichnungen aber die Anlage ist mächtig und eine der imposantesten die wir je besichtigt haben.



Dann ging es ans Packen und der Iveco wurde dicht gemacht. Kühlschränke abtauen, Wassertank entkeimen, Batterien abklemmen und Strom abschalten. Die nächsten Wochen war der Iveco stillgelegt.

 


Unser Timing war perfekt und wir nutzten die restlichen zwei Tage um Mexiko City zu erkunden. Wir hätten nicht gedacht dass uns eine 22 Millionen Einwohner Stadt so beeindrucken würde.

 


Die Lebensart der Mexikaner, die kolossale Architektur der Altstadt, die quirligen Einkaufsstrassen, der Mercado La Merced dessen Grösse einige Strassenblocks umfasst, ein Kulturerlebnis der besonderen Art und ein gebührender Abschluss dieser Reiseetappe.