Der schnelle Grenzübertritt liess uns gleich am ersten Tag die Stadt Comitan
erreichen. Nach den vielen kleinen armseligen Dörfern die wir in Mittelamerika
durchquert hatten erschien uns in Mexiko alles zivilisierter und entwickelter.
Mehr Geschäfte, mehr Firmen und Industrie, die Wirtschaftsleistung des Landes
unterscheidet sich deutlich von seinen südlichen Nachbarn. Die höhere Kaufkraft
und der Wohlstand der Menschen ist für uns sogar hier in der Chiapas Region
sichtbar obwohl dieses Bundesland zu den ärmsten des Landes zählt.
Wie gut dass es so viele Tumulus gab, diese nervigen
künstlichen Bodenwellen die ein zügiges Weiterkommen abseits von Autobahnen sowieso
unmöglich machten.
In Comitan angekommen konsultierten wir als Erstes eine
Ford Werkstätte weil Alfred das Gefühl hatte dass die Klimaanlage nicht mehr
richtig arbeitete. Nachdem der Mechaniker keinen Fehler finden konnte bestätigte
sich meine Theorie dass in der 2000 Meter hohen Bergregion Guatemalas die
Temperaturen nicht hoch genug waren um ein richtiges Kühlergebnis zu erzielen.
Alfreds Skepsis wich erst nach einigen Tagen als wir wieder bei über 30 Grad
unterwegs waren und die gekühlte Kabine genossen.
Nach einer Übernachtung am Parkplatz eines
Einkaufszentrums steuerten wir zum Sightseeing die Kolonialstadt San Cristobal
an. Wir parkten bei einem kleinen Erholungspark und stoppten den nächsten vorbeifahrenden
Minibus der Richtung Altstadt fuhr. Fast einen ganzen Tag durchstreiften wir
die mit Kopfstein gepflasterten Strassen mit kolonialer Architektur, netten
Restaurants und unzähligen Souvenirständen. Natürlich stand auch ein
Marktbesuch am Programm und diesmal sahen wir Neues. Mexiko ist das Land der
Chilischote. Als weltgrösster Chili Produzent wird die Frucht in allen
Varianten und Schärfegraden angeboten.
Auch noch nie gesehen hatten wir die vielen Geschäfte für
Kerzen. Gross, dick, dünn, kunstvoll verziert aber immer in Weiss. Fast 80 %
der Mexikaner sind katholische Christen und Kirchenfeste aber auch Andachten
spielen eine wichtige Rolle im Leben. Kleine, üppig mit Blumen geschmückte
Schreine mit Marienstatuen dürfen auch in den Markthallen nicht fehlen.
Übrigens hatten wir während unseres Aufenthaltes in der
Zeitung gelesen dass die Stadt nur wenige Wochen vor unserem Besuch Schauplatz
eines Bandenkrieges war das bereitete uns kurzfristig ein etwas mulmiges Gefühl
doch auch das gehört zu Mexiko. Kartelle und Banden teilen sich hier Städte und
Gebiete, Korruption in den Reihen der Polizei ist ein Problem und meist muss
das Militär ausrücken um wieder Ordnung zu schaffen. Sei nie zur falschen Zeit
am falschen Ort.
Den nächsten Stopp legten wir beim Sumidero Canyon ein
und unternahmen eine Bootstour. Wir waren die einzigen Ausländer. Mexiko
besitzt einen ausgeprägten Inlandstourismus.
Nun hatten wir die Wahl direkt zur Pazifikküste
weiterzufahren oder doch noch mal einen Abstecher zur Yucatan Halbinsel zu
unternehmen um Tauchen zu gehen. Wir entschieden uns dafür.
1000 Kilometer Anfahrt über schlechte Strassen im Chiapas Hochland und fast unerträglich heisse Nächte im Trockenurwald Yucatans lagen hinter uns als wir endlich Mahahual an der Karibikküste erreichten.
Während der
Pandemiezeit unternahmen wir eine Mexiko Reise mit dem Leihauto versäumten es
jedoch hier tauchen zu gehen. Das holten wir jetzt nach.
Wir quartierten uns für sechs Tage in ein günstiges Hotel
mit Parkplatz für den Iveco ein und genossen zehn Tauchgänge vor der Küste. Unsere
Fahrräder leisteten wieder gute Dienste.
Danach suchten wir Erholung auf einem kleinen
Campingplatz am Bacalar See. Doch die Hitze war extrem. Das 34 Grad warme
Wasser brachte auch keine Abkühlung und fuhren wir bald weiter. Am Rückweg besichtigten
wir noch die Becan Ruinen, eine kleine feine Maya Stätte ohne Touristen.
Calakmul hatten wir bereits bei unserer Mietwagen Tour besucht.
Im Städtchen Escargega erlebten wir ein kurzes Deja-Vu.
Wir parkten neben dem Hotel das wir während unserer letzten Reise bewohnten und
gönnten uns ein Milanesa Schnitzel beim angrenzenden Restaurant dass uns damals
so gut schmeckte.
Weiter ging es zum Golf von Mexico nach Ciudad del
Carmen. Wieder planten wir auf einem netten Campingplatz länger zu verweilen
aber es war zu heiss und so nahmen wir zügig die Strecke Richtung Mexiko City
in Angriff. Das Hochland lockte mit kühleren Temperaturen. Doch bis wir die
über 2000 m liegende Region erreichten folgten noch wenig prickelnde Übernachtungen
bei einem Balneario und bei Tankstellen aber das gehört eben auch zum
Overlanding dazu.
Mit dem Blick auf den höchsten Vulkanberg Mexikos dem
Pico de Orizaba mit 5636 mit seiner kleinen Schneehaube hatten wir endlich die
Hochebene erreicht. Die gesamte Strecke war Autobahn mit entsprechenden
Lastwagenverkehr aber dafür fanden wir am Strassenrand genügend Reifenshops um
wieder einmal unsere Gummis drehen zu lassen.
In Cholula begann wieder Urlaub. Wir verbrachten einige
Tage auf einem kleinen RV Park mitten in der Stadt mit Wäschewaschen, Putzen
und kleinen Arbeiten am Iveco und besichtigten die flächenmässig grösste
Pyramide der Welt mit einer Länge von 450 Metern mitten im Stadtzentrum von
Cholula. Sie ist ähnelt an manchen Stellen mehr einem Hügel denn die Spanier
bauten sogar eine Kirche auf die Spitze.
Umgeben von herrlicher Bergkulisse mit dem rauchenden
Popocatepetel der erst vor kurzem so aktiv Asche spuckte dass Teile der Gegend
gesperrt und evakuiert wurden nahmen wir unsere vorerst letzte Etappe nach
Teotihuacan in Angriff.
Unser Heimflug war längst gebucht und wir mussten
kurzfristig ungewohnter Weise nach Zeitplan reisen.
Bevor wir den Iveco endgültig im Trailer Park abstellten
besichtigten wir noch die mächtigste Ruinen Stätte der Azteken, Teotihuacan. Viel
weiss die Archäologie nicht über die Azteken denn es gibt kaum Aufzeichnungen
aber die Anlage ist mächtig und eine der imposantesten die wir je besichtigt
haben.
Dann ging es ans Packen und der Iveco wurde dicht
gemacht. Kühlschränke abtauen, Wassertank entkeimen, Batterien abklemmen und
Strom abschalten. Die nächsten Wochen war der Iveco stillgelegt.
Unser Timing war perfekt und wir nutzten die restlichen
zwei Tage um Mexiko City zu erkunden. Wir hätten nicht gedacht dass uns eine 22
Millionen Einwohner Stadt so beeindrucken würde.
Die Lebensart der Mexikaner, die kolossale Architektur
der Altstadt, die quirligen Einkaufsstrassen, der Mercado La Merced dessen
Grösse einige Strassenblocks umfasst, ein Kulturerlebnis der besonderen Art und
ein gebührender Abschluss dieser Reiseetappe.