Der kleine Grenzübergang bei Las Manos war easy. Wie immer Einreisegebühr zahlen und TIP für den Iveco kaufen. Versicherungsagenten sahen wir keine also fuhren wir diesmal ohne. Für uns nicht das erste Mal auf unserer Weltreise. Da es schon spät war übernachteten wir gleich einige Kilometer hinter dem Grenzposten auf einer Tankstelle.
Schnell zogen wir unsere Leiter ein und verriegelten die
Tür. In Honduras achteten wir besonders auf Sicherheit denn das Land zählt zu
den gefährlichsten weltweit. Wir lesen im Internet regelmässig lokale
Nachrichten unseres aktuellen Reiselandes aber noch nie waren die Schlagzeilen
so vollgepackt mit Berichten über Mordanschläge oder Kämpfen zwischen Polizei
und schwer bewaffneten Kriminellen wie hier.
Honduras ist berüchtigt
für seine extrem hohe Bandenkriminalität. Neben Drogenhandel stehen Schutzgelderpressung
und Landraub an der Tagesordnung. Dazu teils bittere Armut und
Perspektivlosigkeit veranlasst besonders junge Honduraner zur Flucht in
Richtung Amerika.
Gefahr ist meist
unsichtbar und schwierig einzuschätzen. Wir folgten unserem Grundsatz nichts
unnötig herauszufordern. Dem Schicksal zur falschen Zeit am falschen Ort zu
sein sind wir sowieso ständig ausgeliefert.
Die honduranischen Strassen
waren anfangs extrem schlecht. Tiefe Schlaglöcher oder überhaupt nur noch
aufgelöster Asphalt liessen uns nur langsam vorankommen. Zusätzlich war der
Verkehr mörderisch gefährlich denn Honduraner neigen zum Rasen. Auffällig waren
die vielen teilweise auch teuren Autos. Überraschend da laut Weltbank Bericht
über 50 Prozent der Bevölkerung von weniger als 7 US Dollar pro Tag leben.
Vertraut waren uns dagegen
die Müllberge am Strassenrand. Wie viele andere lateinamerikanische Länder leidet
auch Honduras unter einem Müllproblem. Achtloses Wegwerfen ist hier normal und
gesellschaftlich akzeptiert zumal in ländlichen Gebieten gar keine Müllabfuhr
existiert und auch Mistkübel nur schwer zu finden waren. Für uns als
europäische Umweltapostel ein schlimmer Anblick.
In Tegu wie Einheimsiche
ihre Hauptstadt nennen übernachteten wir auf dem Parkplatz des Clarion Hotels
dessen Einfahrt unser Iveco nur mit Millimeterarbeit schaffte. Ein teurer aber
dafür sicherer Stellplatz. Nachdem die Stadt keine Besonderheiten zu bieten
hatte beschränkten wir uns auf den Besuch des grössten Einkaufszentrums. Luxus
pur, Nobelboutiquen und Shops internationaler Marken die nicht einmal in
Österreich zu finden sind reihten sich aneinander. Unglaublich in so einem
armen Land.
Auf einer vierspurigen Strasse ging es dann durch die Berge Richtung Karibikküste. Auf halber Strecke fanden wir durch IOverlander einen tollen Stellplatz in einem Erholungsgebiet mitten im Wald. Den Parque Aurora, benannt nach der Gattin eines früheren Diktators nutzten wir gleich für einen Pausentag und zu einer Wanderung am Gelände. Nach monatelangem Schwitzen bot die Höhenlage zur Abwechslung endlich erträgliche Temperaturen.
Als Übernachtungsplatz
entdeckten wir durch Zufall ein ein leeres Grundstück am Rande einer
Wohnsiedlung. Die Anrainer waren sehr nett und versicherten uns das der Patron
des Viertels hier für Ordnung sorgt und wir sicher parken könnten und so war es
auch.
Auf der Fahrt in die
Hafenstadt La Ceiba fanden wir nach einiger Suche auch noch eine Reifenwerkstatt
die unsere grossen 14 Zoll Reifen wechseln bzw. drehen konnte.
Die Fähre legte am
nächsten Tag pünktlich vom Hafen ab. Die fast zweistündige Überfahrt war ein
Horror. Starkwind verursachte mindestens zwei Meter hohe Wellen und liess den
grossen Katamaran in alle Richtungen rollen.
Schon zu Beginn wurden
an alle Passagiere Plastiksäckchen verteilt. Im Nachhinein wussten wir wieso.
Alle waren käseweiss im Gesicht und mehr und mehr stieg der Geruch von
Erbrochenem in die Nase. Ein Kind in der Reihe vor uns verfehlte mich nur
knapp, es war ein Albtraum.
Trotz meiner Neigung zu Seekrankheit schaffte ich es irgendwie in verkrampfter Haltung die Überfahrt ohne kompletter Übelkeit zu überstehen aber Alfred der bereits Sturmfestigkeit bei vergangenen Schiffspassagen bewiesen hatte erwischte es mit starkem Durchfall und Kreidebleichheit.Erst einige Stunden später fühlten wir uns wieder normal und das stetige Wankgefühl verschwand.
Dafür war das Taucherlebnis phänomenal. (Wir berichten dazu in einem extra Blogbeitrag).
Nach acht Tagen waren wir wieder zurück beim Iveco und machten uns auf den Weg zur Grenze nach Guatemala. Die Durchfahrt durch die zweitgrösste Stadt und Hochburg der
Bandenkriminalität San Pedro Sula meisterten wir problemlos. Ein letztes Mal
tankten wir billigen Diesel um umgerechnet 80 Cent pro Liter und bezahlten mit
den übriggebliebenen Lempiras bevor wir die Grenze zu Guatemala erreichten.
Unser Fazit zu Honduras:
Für uns war es spannend
dieses Land zu bereisen. Wir trafen ausnahmslos auf freundliche Menschen. Für
Overlander bietet Honduras jedoch nur wenig Infrastruktur aber mit etwas Gespür
und Hausverstand findet man immer wieder gute Übernachtungsplätze.