Costa Rica – Tropisches Paradies der Amerikaner

 


Die erste Nacht verbrachten wir gleich hinter der Grenze auf einem Fernfahrer Parkplatz. Mögen wir normalerweise nicht besonders, aber die Alternativen waren auch bescheiden. Das nächtliche Gewitter übertönte wenigstens eine Zeit lang die röhrenden Freightliner die sich neben uns einparkten. Fast niemand fährt hier mit einem schallgedämpften Auspuff, sogar Mopedfahrer lieben es laut. Frühmorgens dann Hundegebell und das Krähen der Hähne. Overlanding kann schon anstrengend sein.

 


Dafür begeisterte uns am nächsten Tag der dichte Dschungel der die Strasse säumte. Über 20 % der Fläche Costa Ricas stehen unter Naturschutz um die einmalige Flora und gedeihende Tierpopulation zu erhalten und natürlich auch um von boomenden Ökotourismus zu profitieren.

 


Leider war der üppige tropische Urwald für unseren Iveco nicht so ideal. Schon die Zufahrt zum ersten Strand mussten wir zuerst zu Fuss erkunden um sicher zu sein nicht in tiefhängenden Ästen steckenzubleiben.

Schlussendlich schaffte es der Iveco bis in die kleine Bucht der Playa Ventana.


 

Die im ersten Moment recht idyllische Bucht entpuppte sich als bevorzugter Badeort für die hier lebenden oder Urlaub machenden Ausländer. Vermehrt waren es Amerikaner und Kanadier die in Costa Rica den Winter verbringen. 


Dabei war dieser Strand im Nachhinein gesehen noch ein recht wilder ursprünglicher Flecken. Denn je weiter wir nach Norden reisten umso mehr fühlten wir uns bald wie in einer amerikanischen Enklave. Überall Hotels, Restaurants, Immobilienmaklerbüros, Wohnsiedlungen von Ausländern, es war etwas befremdlich für uns.


 Das einzig Exotische blieb der uns umgebende grüne Urwald.


 

Dennoch die Strände die wir entdeckten waren paradiesisch. In Costa Rica gibt es die Regel dass von der Flutgrenze an gemessen fünfzig Meter Land für jeden frei nutzbar sind und freies Campen damit überall erlaubt ist. Perfekt für jedes autarke Expeditionsmobil.


 

Einen dieser Traumplätze fanden wir im kleinen Ort Dominical. Nachdem wir bei der Anfahrt wieder mit tiefhängenden Ästen und Stromkabeln zu kämpfen hatten und sogar zwischendurch unsere Säge auspacken mussten belohnte uns dafür der Stellplatz mit direktem Blick aufs Meer. Noch einmal kurz hin und her reversieren um nicht unter einer Kokospalme zu landen, ein weiteres Kriterium das bei der Platzwahl berücksichtigt werden muss, aber dann war es geschafft.


 

Dominical ist ein Ort für Rucksackreisende. Durchschnittsalter maximal Mitte zwanzig und die meisten Unterkünfte bieten nur Schlafsäle oder billigste einfache Zimmer. Aber die Atmosphäre war super entspannt und wir konnten sogar abends noch umher wandern. Wir waren überrascht wie sicher die Gegend schien denn die Polizei patrouillierte nur sporadisch. Wir ziehen dennoch auf Wildplätzen immer abends unsere Leiter ein und sind froh ein so hohes Expeditionsmobil zu besitzen. Niemand kann ins Fahrzeug sehen oder einfach hineinklettern.


 

Fast jeden Nachmittag trübte sich der Himmel ein und es regnete mindestens alle drei Tage. Zum Schwimmen ist der Pazifik auch nur bedingt geeignet. Fast überall bricht nahe zum Strand  eine mächtige Welle und es gibt heftige Strömungen. Costa Rica ist ein Surfer Paradies aber für uns reichte es zumindest für eine Abkühlung.  


 

Der nächste Touristenort den wir besuchten war Quepos. In diesem kleinen Städtchen schlenderten wir rund um den Busbahnhof um zumindest etwas einheimisches Lebensgefühl zu schnuppern. An der Hauptstrasse gab es wie immer jede Menge Souvenirshops. Costa Rica ist teuer. Viele Artikel sind in USD ausgepreist aber auch ein Einkauf im Supermarkt ist kein Schnäppchen. Vielleicht weil so viele Amerikaner und Kanadier hier in Immobilien investieren. Man nennt es nicht umsonst den 51. Bundesstaat der USA.

 


Auf der Suche nach dem nächsten Traumstrand wurden wir in Playa Estorillo fündig. Ein fast weisser, endlos langer Sandstrand mit Kokospalmen. Ein Ort wie aus dem Bilderbuch. Wieder blieben wir einige Tage.


 

Leider bekam Alfred heftige Zahnschmerzen und wir suchten in der Kleinstadt Parrita einen Zahnarzt. Er benötigte eine Wurzelbehandlung, doch die Zahnärztin der Zahnklinik konnte diese Art der Behandlung nicht durchführen. Dafür gab es mobile Spezialisten die aus der Hauptstadt San Jose anreisten um diese Termine zu absolvieren. Wir hatten Glück denn genau an diesem Tag war ein Spezialist in der Nähe und Alfred konnte geholfen werden. Eigentlich wäre eine neue Krone fällig gewesen aber diese hätte rund zwei Wochen gedauert, solange wollten wir nicht warten also wurde provisorisch die alte aufgebohrte Krone wieder einzementiert. Eine wilde Sache aber wir hoffen dass es bis Mexico durchhält.


 

Nachdem Alfred auch nach der Behandlung tagelang ziemliche Schmerzen verspürte blieben wir im Ort auf einem Campingplatz eines ausgewanderten Schweizers. 30 USD die Nacht war ein stolzer Preis und sogar für Costa Rica teuer, aber es half nichts.

 


Ich nutzte die Zeit für Brotbacken und Wäschewaschen. Das fade Weissbrot ging uns schon auf die Nerven.

Nach einigen Tagen konnten wir weiter und fuhren vorbei an Punta Arenas weiter nordwärts.

Wieder einmal auf der Suche nach einem Übernachtungsplatz fanden wir in Canas einen grossen eingezäunten Platz wo Lastwagen repariert wurden. Wir hatten Glück und der Besitzer erlaubte uns eine kostenlose Übernachtung. Die übliche nächtliche Geräuschkulisse mit Hundegebell, lauter Musik von irgendeinem Restaurant und das morgendliche Hühnergeschnatter inklusive.

 


Tags darauf erreichten wir unser Ziel, den Urlaubsort El Coco auf der Nicoya Halbinsel. Eine extrem touristische Gegend denn in Liberia, der zweitgrössten Stadt des Landes gibt es einen internationalen Flughafen mit Direktflügen aus den USA und Kanada. Die Küste ist übersät mit All Inklusiv Hotels und Apartmentsiedlungen doch wir liessen uns nicht abschrecken.


 

El Coco ist bekannt als Tauchdestination und genau deswegen waren wir hier. Direkt vor der Tauchbasis fanden wir einen Stellplatz. Nicht schön aber praktisch.

Die Tauchplätze waren mit dem Boot nach 10 – 15 Minuten erreicht. Für mich als Anfällige für Seekrankheit optimal. Der Pazifik bestach zwar nicht durch Korallen aber der Fischreichtum war gigantisch. Wir sahen unzählige Mantas, Riffhaie, eine grosse Meeresschildkröte und Schwärme von Fischen. Man konnte sie fast berühren so viele davon gab es. Ein grossartiges Erlebnis.


 

Abends genossen wir das Nightlife und die Restaurantszene. Hier konnte man richtig Geld ausgeben. El Coco besteht fast nur aus Hotels, Restaurants und Villen oder Wohnsiedlungen für das amerikanische Klientel.

Von der Unterkunft zum Essenlokal fährt man mit dem Golfcart. Wir wussten gar nicht dass es diese in so vielen Ausführungen gibt, sogar welche mit Geländereifen waren dabei.


 

Das man sich hier in Mittelamerika befand merkte man nur am tropischen Klima. Gut dass wir wenigstens am letzten Abend ein Lokal mit einheimischen Essen wie Hühnersuppe, Bohnenreis und Fisch fanden. Aber Costa Rica ist eben nichts für Menschen die Ursprünglichkeit und lateinamerikanisches Flair suchen.


 

Nach drei lauten Nächten, ohne Ohropax wäre Schlaf unmöglich gewesen, brauchten wir dringend Erholung. Nahe der Grenze zu Nicaragua auf der Farm Canas Castilla verbrachten wir noch letzte angenehme Tage. Ein ausgewandertes Schweizer Ehepaar betreibt hier eine kleine Urwaldlodge mit Campingplatz. Eine Idylle mit jeder Menge Tieren und Wanderwegen zum Erkunden. Direkt über unserem Stellplatz schlief in einer Palme ein Faultier und abends turnten Affen über uns hinweg.


 

Ein ruhiger Abschluss unser Costa Rica Tour der uns Zeit gab das Erlebte nochmals Revue passieren zu lassen.