Verschiffung nach Panama

 


Panama war für uns die logische Fortsetzung unsere Weltreise. Mit dem Unimog standen wir bereits in Cartagena in Kolumbien. Auch von dort hätten wir eine Verschiffung nach Panama gebraucht weil immer noch keine Strassenverbindung über Land von Süd- nach Zentralamerika existiert. Der Darien Gap ist ein Stück unerschlossener Urwald zwischen Kolumbien und Panama. Eine Grenze ohne Grenzübergang.

 Knapp zwei Monate vor unserem gewünschten Abfahrtstermin kontaktierten wir die Agentur IVSSUK aus England und holten ein Angebot ein. Mit diesem Agenten hatten wir bereits den Unimog zweimal verschifft und waren mit dem Service und der Abwicklung sehr zufrieden. Wie immer erhielten wir rasche Antwort. Zwei Carrier standen zur Verfügung die diese Route ohne Umladung ansteuern, die NYK Line und Wallenius Wilhelmsen.

 


Weil wir diesmal von Europa verschifften und Zeit und Musse hatten fragten wir auch noch bei der von vielen empfohlenen Firma Seabridge und bei Ricardo Gomez von Overlander Shipping Hamburg nach.

Auch Seabridge offerierte umgehend eine sogar auf den ersten Blick etwas günstigere Frachtrate. Das Kleingedruckte zeigte jedoch dass dieser Preis unverbindlich war und erst bei Buchung aktualisiert wird. Seabridge war sehr bemüht aber nur auf die Reederei Wallenius Wilhelmsen fixiert. In diesem Fall passten leider die Abfahrtstermine nicht zu unserem Wunsch Zeitplan.

Von Herrn Gomez haben wir bis heute ausser einem automatisierten Mail keine Antwort erhalten.


 Somit finalisierten wir drei Wochen vor Abfahrt über IVSSUK das RORO Schiff Cronus Leader von NYK Line.

 Den Unimog holten wir von Kolumbien aus kommend in Zeebrugge in Belgien ab. Die Hafenabwicklung wurde als einfach und unkompliziert beschrieben und das stimmte auch. Diesmal entschieden wir uns für Bremerhaven in Deutschland. Für Abfahrten war auch dieser Hafen empfehlenswert und noch dazu um 300 Kilometer näher zu unserm Zuhause. 


Mitte Jänner ging es los. Bei der grössten Kälteperiode dieses Winters überstellten wir den Iveco nach Bremerhaven. Bei Hannover gerieten wir in heftiges Schneetreiben das uns zwang einige Stunden auf einem Autobahnparkplatz abzuwarten bis endlich ein Schneepflug die ersten beiden Spuren räumte.

 Umso einfacher war es dann aber in Bremerhaven. Wir verbrachten noch eine letzte Nacht am Stellplatz beim Hafenhostel und räumten die letzten Dinge aus der Fahrerkabine in den Wohnaufbau, leerten den Abwassertank und kappten die Elektrik. Ein besonders wichtiges Detail bei unserem Iveco war die Anbringung einer Bedienungsanleitung über Startvorgang und Automatikgetriebe Gebrauch. Unser Iveco war beim Schweizer Militär als Gefahrengut Transporter eingestuft und besitzt dadurch einen Elektrik Hauptschalter. Ohne dessen Betätigung tut sich im Zündschloss gar nichts. Wir konnten nur hoffen dass die jeweiligen Fahrer damit klar kommen würden.


 Nachdem der Iveco vom Salz auf den Strassen aussah wie jahrelang nicht gewaschen steuerten wir den einzigen LKW Waschsalon der Stadt an. Für den stolzen Preis von 100 Euro glänzte er dann aber auch wie ein Neuwagen und es gab sogar ein Zertifikat für den Hafen dazu.

 Fast fünfzehn Kilometer immer der LKW Kolonne folgend fuhren wir anschliessend zum Eincheck Punkt von NYK am quasi anderen Ende des Hafengebietes. Dabei passierten wir eine Zollkontrolle die wir unkonventionell absolvierten. Wir wiesen einfach darauf hin dass der Iveco kein Export sei sondern wir ja wieder nach Europa zurückkommen würden. Die Zöllner waren nett aber etwas unsicher und führten einige Telefonate. Schlussendlich durften wir ohne Papiere oder sonstiger Kontrolle weiterfahren. Ob das richtig war wissen wir nicht, vielleicht sollten wir in Bremerhaven nächstes Mal nicht mehr einreisen.

Beim Office von BLG, dem Clearing Agenten von NYK angekommen war gerade nichts los. Schnell und unkompliziert wurden die Papiere für den Iveco fertiggestellt und man schickte uns zum Abgabeplatz wieder fast zehn Kilometer retour. Nach dem Autowaschzertifikat fragte niemand.

 

Auf der Rückfahrt umfuhren wir die Zollstelle einfach auf der PKW Spur, problemlos.

 Der Parkplatz für die Abgabe war nur durch eine automatische Schranke gesichert die wir mit dem vom Office mitgegebenen Einfahrtsticket passierten. Es war ein grosser Platz auf dem bereits einige Tieflader mit Maschinen oder Gütern parkten und auf das Abladen warteten.

Wir stellten uns daneben und nach circa einer halben Stunde kamen die Hafenarbeiter auch auf uns zu und geleiteten uns zu einem extra abgezäunten Spezialstellplatz für Wohnmobile wo wir uns einparkten. Zuvor erlebten wir noch einen kurzen Schreckmoment denn als wir den Iveco starteten um dem Hafen Geleitauto nachzufahren machte er keinen Mucks. Am Armaturenbrett blinkte ein unbekannter Error. Kurze Panik aber beim zweiten Startversuch schien alles wieder normal zu sein. Wahrscheinlich war die gründliche Hochdruck Autowäsche für die Elektronik nicht so optimal. Wir hofften dass die Nässe in den nächsten zwei Wochen der Überfahrt wieder austrocknet. 


Über die Website Fleetmon.com verfolgten wir anschliessend unser Schiff. Mit zwei Tagen Verspätung verliess das Schiff Bremerhaven. Unsere Ankunft in Panama war zeitnah. Wir kontaktierten als erstes den Agenten vor Ort und fuhren schon am übernächsten Tag mit einem Taxi die 80 Kilometer nach Colon. 

 Einen Tag später holte uns der Agent vom Hotel ab. Zuerst ging es zum Zoll. Eine Stunde später war das Zolldokument, TIP ausgestellt. Danach begleitete er uns zum Hafen. Es standen einige Autos zur Abholung bereit nur der Iveco war nirgends zu sehen. Sorgenvoll erinnerten wir uns an die letzten drei Verschiffungen des Unimogs. Jedes Mal beim Abholen war er nicht fahrbereit denn die Batterien waren leer. Auch der Unimog benötigte ein spezielles Prozedere in diesem Fall beim Abstellen und nicht beim Starten. Die von uns angebrachte Anleitung wurde damals scheinbar nie gelesen, wird doch jetzt beim Iveco nicht wieder so sein.

 


Das Warten kam uns endlos vor, ein Nervenkitzel. Und dann plötzlich sahen wir den Iveco zwischen den Containern hervorfahren. Er lief. Freude. Alfred durfte ins Hafengelände, inspizierte alles und endlich – wir hatten ihn wieder.

 Alles war perfekt, nichts beschädigt, kein einziger Kratzer – es konnte losgehen.