Marokko – zurück von Süd nach Nord

 


Am Grenzübergang war diesmal einiges los. Schon vorher kamen uns Autos der Rallye Budapest-Bamako entgegen und an der Grenze wartete gerade eine Gruppe eines holländischen Veranstalters. Danach trafen wir noch den Rotary Club und eine Gruppe Autoschieber die mit alten Kleinwägen Richtung Gambia unterwegs waren um sie dort zu verkaufen.



Auch diesmal mussten wir wieder durch den Scanner aber dafür ging es anschliessend zügig gen Norden. Wir kannten die Strecke ja schon, nur fanden wir diesmal nettere Übernachtungsplätze. In Laayoune erlebten wir eine interessante Begegnung mit der Polizei. Zirka zwanzig Kilometer ostwärts der Stadt fanden wir  etwas abseits der Strasse einen Wüsten Übernachtungsplatz. Als wir gerade unsere Sessel ausgepackten kam ein Mann auf  seinem Moped vorbei und meinte dass wir hier nicht stehen dürfen. Noch nahmen wir diesen Hinweis nicht ernst bis um 9 Uhr abends die Polizei an die Tür klopfte und uns schlussendlich mit Eskorte zu einem Platz nahe des Postens an der Stadteinfahrt geleitete, aus Sicherheitsgründen wie uns mitgeteilt wurde.

Am nächsten Tag freuten wir uns umso mehr als wir in Guelmim endlich wieder einen  Campingplatz ansteuern konnten. Mauretanien war interessant aber auch anstrengend und entbehrungsreich. Erholung war dringend notwendig.  Vorher gönnten wir dem Iveco noch eine Autowäsche und kauften ordentlich Leckereien im ersten richtigen Supermarkt seit langem. Gut essen, Wäsche waschen, putzen, so verbrachten wir zwei angenehme Tage. Am zweiten Tag kam auch noch ein MAN G90 mit österreichischen Kennzeichen auf den Platz. Manfred und Eveline aus Krems waren mit ihrem „Roten Jumbo“ unterwegs nach Benin.   

Weiter führte unser Weg langsam nordwärts. Im winzigen Oasendorf Icht erspähten wir bei der Durchfahrt einen alten Ksar. Spontan parkten wir uns ein. Oasensiedlungen waren früher von Stadtmauern umgeben und sehr verschachtelt erbaut. Viele sind nur noch Touristenattraktionen und man wird von Führern belagert. In dieser Oase schlenderten wir alleine und unbehelligt durch die alten Gassen. Als wir den Eingang zum Ksar nicht fanden kam sogar eine Bewohnerin auf uns zu und zeigte uns aus reiner Freude die Anlage.   

Über den Wüstenort Assa erreichten wir die ruhige Oase Foum Zguid. Wir bummelten durch die Oasengärten und genehmigten uns einen frisch gepressten Orangensaft im Restaurant am Hauptplatz. Hier begegneten uns erstmals Tour Operator mit kleinen Touristengruppen, auch einige wenige Selbstfahrer durchquerten den Ort. Das Campinggelände hatten wir für uns alleine. Die Pandemie hat die Tourismusbranche stark getroffen. Auf der Weiterfahrt  bemerkten wir einige geschlossene Hotels und Pensionen die nicht wirkten als würden sie bald wieder öffnen.

Abends auf einem unserer Wüstenübernachtungsplätze besuchte uns dann ein vorbeiziehender Ziegenhirte. Er sprach kein Wort,, war nur am Schauen und Staunen bis er nach einiger Zeit wieder abzog und uns noch aus der Ferne beobachtete. Hatten wir bisher auch noch nie erlebt normalerweise sind die Menschen sehr kommunikativ.

Als wir die Touristenstadt Zagora erreichten war gerade Wochenmarkt. Es schien Hochsaison für Datteln zu sein denn dutzende Händler reihten sich aneinander und verkauften diese süssen klebrigen Trockenfrüchte in kleinen und grossen Kisten. Die Dattel ist ein wichtiges Nahrungsmittel für Wüstenbewohner, sehr nahrhaft und energiereich aber uns zu süss. Ich kaufte lieber Oliven die es in Marokko von pur bis pikant angemacht gibt und eine echte Delikasse sind. Daneben boten Bauern Gemüse und Obst an, andere verkauften Kleidung, Toiletteartikel oder Möbel. An anderen Ecke fand sich alles für die Tierhaltung, von Seilen bis  Zaumzeug, das Angebot war riesig. Auch für das leibliche Wohl war gesorgt, frisches gegrilltes Schaft oder gefüllte Fladen, einfach aber köstlich.


Als wir zum Auto zurückkehrten bestürmten uns einige Mechaniker und wollten uns sofort zu ihren Werkstätten lotsen. Zagora ist extrem touristisch und scheinbar ist besonders Abschmieren ein gutes Geschäft für die Werkstätten.

Kurz überlegten wir ob wir unsere Reifen hier ummontieren lassen sollten. Die Laufflächen waren von den vielen Kilometern bereits einseitig abgefahren und ein Drehen bald notwendig aber es war uns zuviel Trubel. Als wir auf der Durchfahrt die vielen Restaurants belagert mit Motorradgruppen und die Franzosen mit ihren auf Anhängern mitgebrachten Buggys sahen waren wir froh die Stadt hinter uns zu lassen.

Vor fast zwanzig Jahren waren wir zuletzt in dieser Gegend unterwegs, mit dem Geländewagen. Schon damals war es ein beliebtes Reiseziel aber bei weitem nicht so entwickelt wie heute.  Ein Grund wieso wir uns auch in Erfoud nur kurz aufhielten.

Langsam endete die Wüstenlandschaft. Für uns ging es zurück über die Berge nach Fes.

In einer unbekannten Stadt fanden wir schliesslich auch noch eine fähige Reifenbude die uns alle vier Reifen professionell und günstig drehte und achsversetzt neu aufmontierte. In den höheren Regionen wurde es Ende November deutlich kühler und wir waren froh Fes zu erreichen.

Dort fanden wir glücklicherweise wieder einen  Parkplatz direkt am Eingang zur Altstadt und besichtigten zwei Tage lang diese Königsstadt. Besonders beeindruckten uns die Gerbereien wo Schaffelle noch nach alter Tradition gereinigt, gegerbt und in natürlichen Farbbädern vorbereitet werden um sie später zu feinsten Lederwaren zu verarbeiten.

Es ist zwar nichts für schwache Mägen den der Gestank von verwesten Fleischresten die an den angelieferten Fellen riecht bestialisch aber wir fanden es dennoch hochinteressant.

Fes hat uns überhaupt am besten von allen besuchten Königsstädten gefallen, Die Altstadt ist noch sehr authentisch und voll bewohnt. Der riesen grosse Souk lebt vom Einkauf der Menschen die hier leben und ist dadurch nicht so touristisch verkommen wie z.B. in Marrakech. Es fiel uns schwer diese Stadt zu verlassen. Für uns war es gleichzeitig der Abschied von der orientalischen Kultur denn es zog uns zurück nach Hause.

Wir hatten uns entschieden sobald als möglich nach Mittelamerika zu verschiffen und unsere Weltreise fortzusetzen. Bis auf ein paar Kleinigkeiten hatte sich der Iveco bewährt und den Reisetest perfekt bestanden.

Wenige Tage später erreichten wir Tanger. Nach einer kleinen Aufregung mit jungen Burschen die sich am und unter dem Iveco festklammerten mit der Hoffnung unentdeckt ins Hafengelände zu gelangen und die wir nur mit Mühe abschütteln konnten schafften wir es schlussendlich ohne blinden Passagier zur Fähre nach Genua.

Kurz vor den heftigen Schneefällen waren wir wieder zu Hause.