Ein erbarmungsloser Sturm aus Richtung Nordost und eine eintönige brettebene Wüstenlandschaft begleiteten uns die nächsten 1000 Kilometer. Wir durchquerten die Westsahara.
Politisch eine umstrittene Region. Früher besetzt von den
Spaniern, später folgte die völkerrechtlich nicht anerkannte Annexion durch Marokko.
Seither verläuft entlang der gesamten Grenzregion ein verminter Erdwall und
weite Teile des Landes wurden zum militärischen Sperrgebiet erklärt.
Frei befahrbar ist eine in unterschiedlichen Zuständen
befindliche Asphaltstrasse die einer weitgehend unberührten Küste folgend bis zur
mauretanischen Grenze führt. Am Beginn passierten wir die frühere Hauptstadt
Laayoune. Wir wollten ein letztes Mal unsere Fleischvorräte auffüllen denn die
nächste brauchbare Einkaufsmöglichkeit war ungewiss. Daraus wurde nichts. Zuerst
verfuhren wir uns im winkeligen Strassengewirr und der in unserer Navi App
eingezeichnete Supermarkt war verlassen. Etwas frustriert verliessen wir die
Stadt und als sich bald danach auch noch der Strassenzustand in besonders
schlecht veränderte landeten wir in einem Stimmungstief.
Die monotone Fahrt, der stetige Sturm, die Gewissheit
dass wir diese Strecke genauso wieder zurückfahren müssen wenn wir nicht
Westafrika durchqueren oder Verschiffen, all das kam in uns hoch.
Am Vorabend bekamen wir Nachricht von Grimaldi Lines dass
auf der Route von Dakar nach Südamerika keine Einschiffung möglich wäre. Es
blieb nur der Landweg zurück denn die Durchquerung bis ins südliche Afrika war
keinesfalls unser Plan.
Zusätzlich nervte uns seit Reisebeginn eine massive Undichtigkeit
der Standheizungen. Die gesamte Aussenstaubox war bereits mit Diesel verunreinigt.
Ausserdem produzierte das Sturmwetter im Aufbau schlagende Geräusche die uns in
der Nacht nicht schlafen liessen. Es war wie verhext, wir fielen in ein
Motivationstief und stellten uns die Frage nach dem Sinn dieser Schinderei.
Die Übernachtungsplätze boten bis auf eine Ausnahme auch
keine Attraktionen. Der Tiefpunkt war ein Platz direkt am Meer neben einer
Polizeistation nachdem wir uns vorher fast im tiefen Sand versenkt hatten und
es bereits dunkel wurde. Das laute Schlagen der Brandung und ein Nerv tötendes
nächtliches Hundegekläffe verbesserten nicht gerade unsere Laune.
Fast verloren wir den Blick für die kleinen schönen
Seiten der Westsahara, die herrlich unberührte Küstenlinie mit imposanten
Steilabbrüchen oder langen einsamen und vor allem unverschmutzten Sandstränden
oder das Beobachten der ersten Kamelen die beinahe meditativ schaukelnd ihres
Weges zogen.
Erst nach einer Weile wurde uns bewusst dass unsere
Unausgeglichenheit Ausdruck innerer Erschöpfung und Müdigkeit war. Die
Anstrengung und der Stress der letzten Monate in Zusammenhang mit dem Ausbau
des Ivecos, die weite Strecke die wir nun zu bewältigen hatten, es wurde uns
einfach kurzzeitig zu viel und überforderte mehr als es Entspannung brachte.
Nach einigen Tagen und zahlreichen Polizeikontrollen
fanden wir wieder einen Rhythmus und erreichten den marokkanischen Grenzort. Vorbei
an der langen Lastwagen Schlange fuhren bis zum ersten Posten. Leider musste
auch unser Iveco den Scanner absolvieren nur war dieser gerade defekt. Nach
über drei Stunden hatten wir endlich die Ausreise aus Marokko geschafft.
Der Asphalt endete mit dem Verlassen des Grenztores und
mündete in eine katastrophale Piste die etwa drei Kilometer durch Niemandsland
und dem verminten Grenzwall führte. Einige gesprengte Fahrzeuge entlang der
Strecke zeugten davon dass die Marokkaner sichtlich vergessen hatten wo die
Minen platziert wurden. Verrückt.
Danach tauchte der mauretanische Grenzposten auf. Ein
Ambiente wie in einer Endzeitverfilmung. Eine wilde Ansammlung von maroden
Gebäuden mitten im Wüstensand. Überall verstreut Müll. Autos die dem Schrottplatz
entsprungen sein könnten. Erstmalig auf unseren Reisen engagierten wir für 10
Euro einen Fixer der uns zu den richtigen Behörden leitete. Die Büros lagen
undurchschaubar verstreut aber alles hatte seine Ordnung. Nachdem wir noch in
einem Haus mit der Aufschrift Restaurant eine Versicherung abschlossen durften
wir nach drei weiteren Stunden endlich fahren.