Mauretanien I – interessant – unbeschreiblich

 


Der Grenzposten versetzte uns für einen kurzen Moment in einen Kulturschock. Die desolaten Häuser, die kaputte Strasse, schrottreife Autos und der viele Müll, alles erschien uns extrem wild.


Unser erstes Etappenziel war die Hauptstadt Nouakchott im Süden des Landes. Mauretanien besitzt nur wenige Strassen und somit gab es auch nur eine Möglichkeit von Nord nach Süd zu gelangen.

Auf unserer Fahrt, die übrigens drei Tage dauerte passierten wir sicherlich mindestens zehn Checkpoints entweder vom Militär oder der Polizei. Es zahlte sich aus dass wir uns im Vorfeld mit genügend Passkopien eingedeckt hatten denn jeder wollte einen „Fiche“. Einige wenige fragten auch noch nach einem „Cadeau“ also Geschenk was wir freundlich verneinten aber grundsätzlich begegnete uns die Exekutive nett und korrekt.

In Chami der einzigen Stadt auf der Strecke kauften wir eine Sim Karte für das Handy.

Ein unbürokratischer Akt, zahlen und Gutscheine zum Aufladen besorgen, schon funktioniert es. Erst später bemerkten wir das Mauritel die Hotspot Funktion nicht unterstützte und wir somit unsere Computer nicht mit Internet verwenden konnten. Nachträglich gesehen kein echtes Problem denn Internetzugang gab es sowieso nur in richtig grossen Städten, oft war nicht einmal Telefonempfang verfügbar.

Was uns von Anfang in Mauretanien begeisterte waren die  herrlichen Wüstenlandschaften. Unendlich viel Platz und wenige Menschen. Die Suche nach Übernachtungsplätzen gestaltete sich zumindest im nördlichen Landesteil einfach.

Viele Mauren leben auch heute noch als Nomadenvolk mit ihren Kamel und Ziegenherden in Zelten oder in der modernen Version auf offenen überdachten Betonfundamenten. Diese speziellen Behausungen sind im ganzen Land verstreut. Zieht die Familie weiter wird das ganze Hab und Gut zusammengepackt und zum nächsten „Zeltplatz“ gekarrt.

Problematisch erschien uns jedoch die  Wasserversorgung. Wir sahen nur noch wenige aktive Brunnen. Stattdessen dienten riesige flexible Plastikbeutel die von Tankwägen versorgt werden als Wasserspender. Auch wir selbst hatten Schwierigkeiten an gutes Wasser zu gelangen. Meist war es entweder salzig oder schwefelig. Nur in Nouakchott am einzigen „Campingplatz“, eigentlich war es ein Restaurant mit Parkplatz, den wir in ganz Mauretanien besuchten konnten wir unsere Tanks mit Druck aus der Leitung befüllen.

Trotz unserer 500 l Wasservorrat begannen wir zu sparen. Wir reduzierten die WC Spülung, verwendeten zum Geschirrspülen wie früher im Unimog einen 5l Kanister denn wir an Tankstellen auch mit noch so miesem Wasser immer wieder auffüllten. Unser einziger Luxus war die tägliche Dusche denn bei 40 Grad waren wir trotz Klimaanlage jeden Tag völlig verschwitzt.

 Je länger wir in Mauretanien unterwegs waren umso mehr fiel uns auf wie viele alte Mercedes in diesem Land herumkurvten. Egal ob Limousine, Kleinbus oder Lastwagen, fast immer war es ein Mercedes Modell aus den 70er und 80er Jahren. Ganz Europa hatte scheinbar seine Mercedes Gebrauchtwagen nach Mauretanien entsorgt. Für ein armes Land eine praktische Lösung denn jedes noch so brauchbare Ersatzteil wird bis zuletzt wiederverwertet.



Nachdem wir uns langsam durch den chaotischen Stadtverkehr Nouakchotts geschlängelt hatten ging es für uns weiter nach Rosso. Die wuselige Stadt liegt am Ufer des Senegal Flusses der gleichzeitig auch die Grenze beider Staaten markiert.



In dieser Zone ist man in Schwarzafrika angekommen. Wir unternahmen einen ausgedehnten Bummel durch den farbenfrohen quirligen Markt und kauften uns durch das für mauretanische Verhältnisse aussergewöhnlich vielfältige Angebot an Obst und Gemüse. 

Normalerweise beschränkte sich die Auswahl auf Zwiebel, runzelige Erdäpfel und mit Glück einigen halbwegs intakten Paradeisern. Das Beste war jedoch das mauretanische Brot, das gab es immer und überall frisch und knusprig sofern man die knirschenden Sandkörner zwischen den Zähnen in Kauf nahm.



Unser nächstes Routenziel war Atar, eine etwa 1000 Kilometer über teils katastrophale Strassen entfernte Oase im Nordosten. Gut das wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht wussten was uns erwartete.