Ecuador - klein aber fein

 


Nur ein paar Kilometer hinter der Grenze zu Peru änderte sich die Landschaft schlagartig. Die trockene Küstenwüste weichte einer grünen tropischen Urwaldgegend. Endlich hatten wir nach so langer Zeit Peru hinter uns gelassen, endlich warteten wieder neue Eindrücke auf uns.


 Dabei zählte das kleine Ecuador, gelegen an der Westküste Südamerikas und wie der Name bereits verrät am Äquator, so gar nicht zu unseren Wunschdestinationen. Seit Corona und den vielen geschlossenen Grenzen veränderten sich unsere Pläne. Zwischenzeitlich gab es nur noch eine Priorität, der Unimog musste wieder nach Hause. So hiess unser neues Ziel Kolumbien, der Hafen von Cartagena. 


 Doch die Pandemie liess uns noch nicht los, die Omikron Variante schwebte wie ein Damoklesschwert über uns und neuerliche Grenzschliessungen waren nicht ausgeschlossen. Dennoch wollten wir das kleine Ecuador nicht nur als Durchgangsland in Erinnerung behalten sondern so viele Eindrücke wie möglich mitnehmen. 


 So wählten wir, anstatt der direkten nur 800 Kilometer langen Route zur kolumbianischen Grenze eine Schleife über die Pazifik Küste. Die Strassen waren in bemerkenswert gutem Zustand und wir kamen gut voran. Was uns sofort auffiel waren die riesigen Bananenplantagen. Bananentransporter, Bananenfelder, Bananen überall. Kein Wunder denn Ecuador ist der grösste Bananenexporteur weltweit. Die Arbeit auf den riesigen Plantagen verrichten grossteils Nachfahren schwarzer Sklaven die zu Kolonialzeiten ins Land gekarrt wurden. An manchen Orten hatten wir deshalb das Gefühl in Afrika zu reisen. 


 Mit etwas Anspannung durchquerten wir die Küstenmetropole Guyaquill. Sie ist berüchtigt und bekannt durch eine Vielzahl blutiger Gefängnisrevolten. Wie wir erfuhren verwalten sich Gefängnisinsassen in Ecuador selbst. Bandenherrschaft, Korruption, Schmuggel, Gewaltausbrüchen sind dadurch vorprogrammiert. 


 Entlang der Küstenstrasse wird es ländlich und es dominieren kleinen Ortschaften mit herrlich langen Sandstränden. Überraschend zu sehen waren die oft luxuriösen Villenanlagen. Gutsituierte Amerikaner und Kanadier haben diesen Küstenabschnitt für sich entdeckt. Ecuador vergibt für Ausländer mit etwas Kapital sehr einfach Aufenthaltsbewilligungen und lockt damit zahlungskräftige Zuwanderer. 
 Uns reichten ein paar Tage Aufenthalt im kleinen Städtchen Montanita. Der Strand ein Traum, eine nette Lokalmeile aber leider keine Sonne, wir erlebten die Gegend nur im Nebel. 


Von Puerto Cayo aus wo wir bei Samuel einem besonders gastfreundlichen netten Schweizer Auswanderer übernachteten steuerten wir ins Landesinnere. Fast 4000 Höhenmeter galt es zu bezwingen, vom tropischen Tiefland in die raue dünne Höhenluft der Vulkanberge der Anden. Regen und Kälte wurden zum Begleiter. In einem kleinem Dorf am Berghang durften wir in einer ruhigen Nebengasse übernachten. Die Menschen sind nett und freundlich vorausgesetzt man fragt und hält ein kleines Pläuschchen. 


 Endlich oben im Hochtal angekommen erreichten wir die Stadt Latacunga am Fusse des mächtigen Vulkans Chimborazo. Auch dieser versteckte sich im Nebel. 
Mit Mühe fanden wir einen passenden Parkplatz bei einem Hotel. Das Gebiet ist dicht besiedelt, der Verkehr höllisch. 


Ein Highlight war der Markttag in Saquasili, ein authentischer Treffpunkt der Hochland Indios die hier ihre Produkte anbieten. Unser Höhepunkt war jedoch kulinarischer Art. Wir probierten leckeres knuspriges Spanferkel, eine regionale Spezialität die uns die Marktfrauen anpreisten.



 Auf der Weiterfahrt zur Hauptstadt Quito unternahmen wir einen Ausflug in den Nationalpark Cotopaxi, dem zweithöchsten Vulkanberg Ecuadors. Wir blieben nur kurz, es war kalt und schon wieder neblig.  Um Quito zu besichtigen quartierten wir uns für zwei Nächte in einem Hotel ein das zum Glück einen Parkplatz für den Unimog hatte. 


 Das regnerische Wetter begleitete uns von nun an bis zur Grenze. Eigentlich wollten wir die Strecke ins Tiefland nehmen und von Lago Agrio nach Kolumbien einreisen. Ein Erdrutsch versperrte jedoch die Strasse und so blieb uns nur der kurvige Weg nach Norden. 


In der Finca Sommerwind, einem Treffpunkt für Reisende, fanden wir etwas Erholung und gleichzeitig vermittelte uns der deutsche Eigentümer eine fähige Werkstatt die beim Unimog den Achswellen Simmering der Vorderachse tauschen konnte. Wir hatten schon längere Zeit mit Undichtigkeiten zu kämpfen. 


 Unser letzter Stopp war im Ort Ibarra mit seinem touristischen Handwerksmarkt. Aufgrund von Corona waren wir fast die einzigen Besucher, eine furchtbare Zeit für die vielen Händler und Hersteller von wahrlich sehr schönen Dingen indigener Kultur.


Unser Fazit: Ecuador ist auf jeden Fall eine Reise wert. Trotz seiner Kleinheit bietet es eine Vielfalt an Landschaften und Kulturen. Es ist ein armes Land aber die Herzlichkeit der Bewohner empfanden wir herausragend.