Übers bolivianische Altiplano nach Potosi und Sucre

 


Eigentlich ist unser Unimog ein kleines Expeditionsmobil aber an diesem Tag war er eindeutig viel zu gross. 

 Rund zweihundert Kilometer kurvten wir bereits durch das einsame karge bolivianische Altiplano Hochland, mit dem Unimog ist so eine Bergfahrt immer besonders anstrengend noch dazu war es grau und regnerisch und die Berge in dicke Wolken verhüllt. 

 Niemand würde vermuten dass in dieser unwirtlichen Gegend eine der höchstgelegenen Grossstädte der Welt liegt. Hinter der nächsten Kurve lag sie vor uns, die Minenstadt Potosi. Es war ein unbeschreiblicher Eindruck. 

Eine 300000 Einwohner Stadt auf rund 4000 Meter Seehöhe, die sich auf einen Berghang mit 400 Meter Höhenunterschied erstreckte. Gleich daneben alles überragend der Cerro Potosi, der reiche Berg wie er auch genannt wird mit einem staubigen, trostlosen Minengelände. 

 Spanische Konquistadoren begannen bereits im 16. Jhdt. mit dem Abbau der riesigen Silbervorkommen. Fast 200 Jahre war dieser Berg der grösste Silberlieferant für das spanische Königreich. Es entstanden prächtige Herrschaftshäuser die die Altstadt von Potosi als Unesco Weltkulturerbe ausweist. Dies wollten wir besichtigen und steuerten einen bei Overlandern beliebten Stellplatz im Stadtzentrum an. 

Unser Fehler war blindlings dem Navi zu vertrauen. Schon bald steckten wir in dem engen Gassengewirr regelrecht fest und konnten nur noch rückwärts. Wir verursachten ein kleines Verkehrschaos denn schlussendlich mussten wir irgendwo umkehren. Die Aktion dauerte eine gefühlte Ewigkeit, einige tiefliegende Stromkabel hat unser Dachträger wohl abgerissen. Nachdem wir auch bei der Anfahrt zu einem weiteren Stellplatz am tiefhängenden Kabelgewirr der Stadt scheiterten waren wir ratlos. 

Am Ende verbrachten wir die Nacht auf einem verwahrlosten lauten Abstellplatz direkt neben einer Maut und Polizeistation. Der Platz lag auf einer Ausfahrtsstrasse am oberen Ende der Stadt und bescherte uns zumindest einen schönen Ausblick. Kaum woanders sahen wir so viel Müll am Strassenrand und Menschen die ihn durchwühlten. 

 Die Glanzzeiten von Potosi liegen längst vorbei, viele Einwohner versuchen auf eigene Faust Silber zu schürfen. Dies führte dazu, dass der Berg wie ein Schweizer Käse durchlöchert ist und man bereits fürchtet dass er irgendwann einbricht. Für uns war das Kapitel Potosi abgeschlossen. Der anhaltende Regen und die Kälte vermiesten uns auch am nächsten Tag die Lust auf Stadtbesichtigung, es war einfach nicht unsere Zeit. Wir fuhren weiter. 

 Nach einigen hundert Kilometern erreichten wir Sucre, die nächste grosse Stadt. Schon bei der Einfahrt erwartete uns eine Baustelle mit einer Umleitung die es in sich hatte. Wir trauten den Augen nicht als wir die Steilheit dieser Strasse sahen. Der altersschwache Bus vor uns schaffte es gerade so mit viel Schwung und kleinem Anlauf. Jeder wartete bis der andere oben war denn niemand wusste ob derjenige nicht zurückrollte. Der Unimog kletterte langsam im 2. Gang nach oben, schliesslich ist er ein Geländefahrzeug. 

 Wenigsten erreichten wir hier den kleinen Campingplatz im Stadtzentrum. Es war die Zeit um den Jahreswechsel und so verbrachten wir die nächsten Tage damit die wunderschöne Altstadt zu besichtigen, auf den bunten bolivianischen Märkten herumzustreifen und es uns gut gehen zu lassen.

 Sucres Besonderheit sind die schneeweissen Häuserfassaden der im spanischen Kolonialstil erbauten Altstadt. Enge Gassen, buntes Treiben, quirlige Hochland Indios in ihrer typischen Tracht aus weiten Röcken und Hüten. Uns gefiel es sehr gut. 

 Gestärkt und ausgeruht machten wir uns auf den weiten Weg Richtung Boliviens Hauptstadt. Es war eine wilde abgelegene Fahrt durch die Berge.

 Übernachtungsplätze fanden wir nur mit Mühe. Einer befand sich nahe einer kleinen Siedlung in einer Art Schottergrube. 

Dort erlebten wir wie misstrauisch Indios gegenüber Fremden eingestellt sind. Abends zog eine Indio Frau mit ihren Lamas in sicherem Abstand an uns vorbei. Als sie uns bemerkte begann sie wild zu schimpfen und wies mit Gesten daraufhin dass wir hier nicht erwünscht wären. Sie beruhigte sich erst als wir ihr vermittelten dass wir nichts Böses im Sinne hätten. Willkommen fühlten wir uns dennoch nicht und suchten für die nächsten Übernachtungsplätze einsamere Orte.