Bolivien – Salar de Uyuni




Eine wilde Ansammlung von Containern markierte den bolivianischen Grenzposten Ollargüe. Vor der Passkontrolle hatte sich eine lange Schlange gebildet. Eine Busladung dunkelhäutiger Bolivianer wartete auf die Abfertigung. Endlich waren wir wieder in einem südamerikanischen Land wo die indigene Bevölkerung nicht von den spanischen Konquistadoren fast ausgerottet wurde sondern bis heute die Mehrzahl der Bewohner stellt. 

Neugierige Blicke trafen uns aber es waren alles nette Leute. Trotz unserer winzigen Spanischkenntnisse entwickelte sich ein kleiner Smalltalk. Sie erzählten dass sie auf der Heimreise von ihren Arbeitsstellen in Chile seien und sich auf ihre Familien freuten. Das Lohnniveau in Chile ist deutlich höher als in Bolivien, ein Gastarbeiter Job ist deshalb heiss begehrt auch wenn es sich vorwiegend um gefährliche Arbeit in Minen handelt. 

 Am Grenzposten endete die Asphaltstrasse und teilte sich in drei verschiedene Pisten. Alle führten schlussendlich zum gleichen Ziel, dem Uyuni, dem grössten Salzsee der Erde. Nachdem uns die ersten zwei Strecken Richtung Norden nach einigen Kilometern zum Umkehren bewegten weil wir keine Lust verspürten auf diesen löchrigen Wellblechpisten hunderte Kilometer dahin zu rumpeln entschieden wir uns entgegen unseres Plans dann doch die südlichste Piste zu wählen, sie war gepflegt und gut zu befahren. 

 Es begann als abwechslungsreiche Fahrt durch herrliche Berglandschaft mit Vulkanen und eingebetteten Lagunen, später verwandelte sich das Gelände in weitläufige offene Hochebenen. Im Durchschnitt bewegt man sich hier in Höhen um die 4000 Meter. Deshalb auch der Name Altiplano, also hohe Ebene. Es erstreckt sich von Nordargentinien bis zum Titicacasee an der Grenze zu Peru und somit durch ganz West Bolivien denn die Anden sind an dieser Stelle am breitesten. 


 Als wir uns langsam dem südlichen Teil des Uyuni Salzsees annäherten trifft uns ein heftiger Sandsturm. Er fegte wie eine Walze über die brettflache Ebene, ein Anblick wie wir es nur aus der Sahara kannten. Ein geschützter Stellplatz war nicht zu finden also konnten wir uns nur mit dem Unimog gegen die Windrichtung stellen um nicht komplett durchgeschüttelt zu werden. 

 Am nächsten Morgen war wieder alles ruhig und wir erreichten die kleine Stadt Uyuni. Sie liegt an den Ausläufern des Salzsees und war ein Kontrastprogramm zum hochentwickelten Chile. Staubig, die Strassen voller Schlaglöcher, enge Gassen aber viel los. Es war gerade Markttag, ein Glück, sofort mussten wir uns in die Menge werfen. Für den kleinen Ort war es ein mächtiger Markt. 


Viel Obst und Gemüsestände, Kleidung und Essen. Ein frischgepresster Orangensaft um ein paar Cent, süsses Schmalzgebäck, und zum Mittagessen ein bolivianischen Menü dass immer aus einem grossen Teller nahrhafter heisser Suppe, einem Hauptgang mit Fleisch, Reis und Erdäpfeln und einem grossem Krug Limonade besteht. Für umgerechnet 4 Euro waren wir mehr als satt und wussten dass wir bolivianische Wirtshäuser noch öfter besuchen werden. 


 Wir bummelten stundenlang durch das quirlige Treiben. Die Leute erschienen uns freundlich und aufgeschlossen. Fotografieren war kein Problem, niemand war aufdringlich, keiner wollte uns etwas verkaufen, wir fühlten uns sehr wohl. Bolivien ist nicht mit Chile zu vergleichen. Es ist traditioneller und ursprünglicher aber gleichzeitig zählt es auch zu den ärmsten Ländern des Kontinents. Die Bevölkerung besteht zu 80 % aus Nachfahren der Indios. Die meisten Frauen tragen noch immer ihre Tracht bestehend aus weiten knielangen Röcken und einem Hut. Bei Männern hat sich leider grossteils westliche Kleidung durchgesetzt, nur wenige hüllen sich noch in die farbenprächtigen dicken Decken als Umhang. 


Nach einer ruhigen Übernachtung am Ortsrand bei einem Zug Friedhof dessen verrostete Loks und Waggons auch als Touristenattraktion vermarktet werden fuhren wir 30 Kilometer weiter nach Norden in das Dorf Colchani. Fast jeder der den Salar de Uyuni besucht kommt hier vorbei denn es gibt nur wenige Auffahrtsrampen also Pisten die auf einem Damm errichtet wurden um das morastige Ufer des Sees zu überwinden. Auch wenn die oberste Schicht eines Salzsees durch die Sonneneinstrahlung austrocknet und harte befahrbare Schollen bildet so befindet sich einige Meter darunter Wasser. 

Der Salar de Uyuni ist über 100 Meter tief und über 100 km lang und breit. Vor uns eröffnet sich eine riesige total ebene Fläche aus schmutzigweisser Salzkruste. Natürlich haben wir diesen Anblick nicht für uns alleine den der grösste Salzsee der Erde zieht Touristen aus aller Welt an. Wir passierten einige sogenannte Salzhotels die aus Umweltschutz Gründen umstritten am Beginn des Sees errichtet wurden. Trotz beginnender Regenzeit schien die Salzkruste des Sees zumindest oberflächlich noch trocken zu sein, die Piste war zumindest hart und so trauten wir uns immer weiter hinaus. 

Es dauert eine Weile bis man die Jeep Kolonnen der Tour Veranstalter hinter sich lässt. Sie fahren alle auf denselben Routen also brauchten wir nur einmal anders abzubiegen und schon waren wir mutterseelenalleine. Erst jetzt merkten wir die gigantischen Ausmasse dieser Salzwüste. Man fühlt sich wie eine Ameise. Begeistert fuhren wir immer weiter und hofften es zur nächsten Ausfahrtsrampe in Colcha K zu schaffen. 

Alles schien gut bis es kurz vor dem Ziel plötzlich nass wurde. Die Piste begann zu glänzen und im Nu fuhr der Unimog durch nasses Salz. Eine Katastrophe denn Blech und Salz ergeben Rost und mit dem kämpfen wir bei einem 30 Jahre alten Auto sowieso. Sofortiges wenden war die einzige Option. Grundsätzlich kein Problem wären da nicht die schwarzen Gewitterwolken am Himmel die am späteren Nachmittag regelmässig Regen brachten. Im ziemlich letzten Moment bevor der Regen einsetzte schafften wir es nach einer Stunde wieder zurück und parkten uns für die Nacht auf einer freien Fläche nahe der Hotels ein. Wir verlegten einmal kurz den Standort um nicht allzu sehr im Schlamm zu stehen. 

 Zurück im Ort Uyuni suchten wir uns am nächsten Tag sofort eine Autowäsche. Ein grosses Geschäft denn auch Fernverkehrsbusse und die Geländewägen der Reiseagenturen lassen sich regelmässig ihre Fahrzeuge vom Salz befreien und den Unterboden mit einer öligen Mischung konservieren. Es gab Stau. Nach einer weiteren Nacht beim vermüllten Zug Friedhof verliessen wir die Ebene Richtung Landesinnere. 

 Es bleibt zu hoffen dass sich die kommerzielle Nutzung des Salar de Uyunis auch weiter nur auf den Salzabbau konzentriert. Vor einigen Jahren wurden enorme Mengen an Lithium Vorkommen unter dem See entdeckt, die ersten Minenkontrakte wurden bereits vergeben.