Von Foz de Iguazu nach Buenos Aires





Alles lief gerade super. Der Unimog verrichtete brav seinen Dienst, keine komischen Geräusche die uns verunsicherten, alles funktionierte und wir konnten uns so richtig auf das Reisen konzentrieren, herrlich.

Bevor wir nach Argentinien zurückkehrten machten wir noch in der Grenzstadt Foz de Iguazu Halt. Eine pulsierende, verkehrsüberladene City im Dreiländer Eck von Brasilien, Paraguay und Argentinien. Die Grenzflüsse Rio Parana und Rio Iguazu trennen die drei Staaten und bieten gleichzeitig auch die grössten Attraktionen.


Itaipu Staudamm 

Ein Projekt der Superlative ist der Itaipu, der weltweit grösste Stromproduzent im Bereich Wasserkraft. Mit zwanzig Turbinen liefert er weiterhin mehr Strom als der noch leistungsfähigere Drei Schluchten Damm in China. Der Itaipu ist ein Gemeinschaftsprojekt von Paraguay und Brasilien, man kann ihn auch von beiden Seiten aus besichtigen.


Wir waren erstaunt wie professionell die Brasilianer den Staudamm für Touristen vermarkten. Im modernen Besucherzentrum buchten wir eine Rundtour mit dem Bus. Unterbrochen von einigen Stopps auf Aussichtspunkten hat man Gelegenheit die Dimensionen der Staumauer hautnah zu erleben. Wir fühlten uns winzig. Die Erdbewegungen und Betonmassen die so ein Projekt erfordert mussten gigantisch gewesen sein. Um den Eingriff in die Natur wieder in ein Gleichgewicht zu bringen sind die Brasilianer sehr stolz auf ihr angrenzendes Naturschutzgebiet dass die Betreibergesellschaft des Kraftwerks finanziert. Überall am Gelände tummeln sich Kaimane, Capybaras und unzählige Vogelarten und scheinen sich pudelwohl zu fühlen.


Iguazu Wasserfälle 

 Am nächsten Tag widmeten wir uns dann dem eigentlichen Highlight, den Iguazu Wasserfällen. Iguazu, das „grosse Wasser“ wie es die Indianer nannten. Es ist die Touristenattraktion Brasiliens und entsprechend international ist auch der Andrang.

Vom Paudimar Campingplatz war es zum Eingang des Nationalparks nicht mehr weit. Von dort verkehren Busse zu den einige Kilometer entfernten Fällen. Über fast drei Kilometer stürzen die Wassermassen des Rio Iguazu über mehrere Stufen in die Tiefe. Es war gerade Hochwasser Saison und da der Weg unterhalb der Fälle entlang führte waren wir schon bald trotz Goretex Jacken klitschnass. Der starke Sprühnebel und die Gischt schränkten auch die Sicht ein, es war nicht optimal.



Tags darauf dasselbe Schauspiel aber diesmal von argentinischer Seite. Dort wird man vom Besucherzentrum mit einem offenen Bummelzug zu den Rundwegen transportiert. Gefiel uns fast besser weil es naturnaher und entspannender war.
Von den Stationen wandert man über ausgedehnte Holzpfade durch den Urwald zur Abbruchkante des Flusses und schaut von oben in die Fälle. Die Perspektive ist eine völlig andere und es lohnt sich auf jeden Fall beide Seiten zu besichtigen.


 Übrigens haben wir die Grenze ohne Wartezeit am Nachmittag überquert, wir wollten nicht vormittags mit Tagesausflüglern oder Tour Anbietern und ihren Reisegruppen im Stau stehen.

 Die Grenzstadt in Argentinien ist Puerto Iguazu, gegenüber der Grosstadt Foz de Iguazu ein Dorf. Die Zufahrt zum Gästehaus mit Campingmöglichkeit war eine wilde Erdpiste, gut dass wir gerade keinen Regen hatten. Dafür ist das Stadtzentrum recht entspannend. Wir fanden sogar mit dem Unimog einen Parkplatz und schlenderten eine Weile entlang der Souvenirshops und Restaurants. Obendrein entdeckten wir eine Wechselstube und konnten endlich auch Bargeld wechseln.


 Triple Fronteira 

 Nicht weit entfernt erreicht man den Aussichtspunkt des Dreiländerecks, genannt Triple Fronteira. Mit einer Schnitzelsemmel vom einzigen offenen Imbissstand genossen wir die Aussicht auf den Rio Parana, den Rio Iguazu und das gegenüberliegende Brasilien und Paraguay. Jedes Land hat dafür so einen Aussichtsplatz eingerichtet.

 Nach derart vielen Besichtigungen zog es uns bald weiter. Es gibt nur eine Strasse die durch diesen schmalen Landesteil nach Süden führt. Sie ist verkehrsreich und führt von einem Hügel ins nächste Flusstal und wieder rauf auf den nächsten Hügel. Eine Berg und Talfahrt die unser neuerdings gut motorisierter Unimog perfekt meisterte.


San Ignacio 

In dieser Gegend entstanden im 17.Jhdt. zahlreiche Jesuitenmissionen die versuchten die eingeborenen Indianer vor Ausbeutung oder Ausrottung zu schützen. Relativ guterhaltene Ruinen davon lassen sich im Dorf San Ignacio besichtigen. Auf den Parkplatz eines Hostels kann man campen und zu Fuss gemütlich zu den Ruinen wandern. Ein bisschen Fantasie muss man schon mitbringen wenn man durch die Überreste der Gebäude marschiert aber es gibt ja auch noch ein Museum mit Utensilien aus dieser Zeit und man erhält Einblicke in die Indianerkultur.


Auch in Paraguay gäbe es noch einige Missionen zu sehen doch darauf verzichten wir und fuhren lieber weiter zu einem Nationalpark den wir schon länger auf der Liste hatten.


Parque Nacional Esteros del Ibera 

 Ein abflussloses Binnendelta das mit Natur pur lockt. In der Stadt Posadas, einer Grenzstadt zu Paraguay deckten wir uns noch mit Lebensmitteln ein und nutzten die Mittagszeit für ein Essen in einem der vielen Restaurants an der attraktiv gestalteten Flusspromenade. Noch eine Übernachtung auf einer Tankstelle, dann standen wir am Pistenanfang zum Portal Monte Rey, einer der wenigen Zufahrtsmöglichkeiten zum Park.


Dreissig Kilometer führt sie durch Farmgebiet, anfangs gut befahrbar, später schmal wie ein Feldweg. Sie verläuft auf einem kleinen Damm denn sonst wären wir längst im Wasser gelandet. Das Delta war geflutet. Auf den letzten Kilometern blieben wir fast in einer ausgewaschenen Minirinne stecken. Die Bretter die darüber gelegt wurden sind für den Unimog zu schwach und wir brachen durch. Der grosse Reifen und die Sperren retteten uns vor der Katastrophe.

Endlich bei der Station im Parkgelände angekommen empfing uns eine freundliche Rangerin. Sie erzählte dass noch vor einer Woche alles überflutet war und man nur am Parkplatz campen kann. Doch der war für uns unerreichbar. Das neuerrichtete Eingangsportal war für den Unimog einfach zu niedrig. Wir improvisierten und wählten einen Platz auf einer Kreuzung einige hundert Meter davor.


Abends nahmen uns die Ranger mit auf ihre Erkundungstour auf der einzigen Piste die als Einbahn noch einige Kilometer tiefer in das Deltagebiet führt. Aufgrund der Hochwasser Situation war sie zu dieser Zeit gesperrt. Hunderte Capybaras bevölkerten die kleine Dammpiste, dazwischen lagen Kaimane tummelten sich verschiedenste Vogelarten und in der Ferne liessen sich auch Hirsche ausmachen, ein unberührtes Naturparadies. In der Dämmerung verliessen die Ranger diesen Ort und wir waren völlig alleine in dieser wunderbaren Landschaft. Stille umgab uns, die Capybaras machten es sich neben dem Unimog gemütlich und wir genossen bei einem Gin Tonic den Sternenhimmel.


So verbrachten wir die nächsten Tage, mal mit wandern, mal mit beobachten, immer in Stille und Einsamkeit. Auf dem Campinggelände gab es Wasser und Sanitäranlagen. Die Duschen waren zwar kalt aber schliesslich ist alles kostenlos, keine Parkgebühren, nichts. Es war für uns wie ein kleiner Urlaub und wir verabschiedeten uns schweren Herzens von diesem Fleckchen Erde.


Zurück auf der Strasse durchquerten wir das Land im Transit. Über tausend Kilometer bis Buenos Aires durch eintönige Farmlandschaften bis wir den Unimog für einige Wochen bei dem Reisemobilvermieter Andean Roads abstellten um zurück nach Österreich zu fliegen.

 Der Winter war eingekehrt und für unser nächstes Ziel war das die falsche Jahreszeit.