Nord Argentinien - Anden Teil 2




Noch einmal wollten wir in die Bergwüste der Anden vordringen und suchten nach einer abgelegenen, touristisch unbefleckten Route. Wir fuhren dafür bis an die Grenze zu Bolivien und wählten als Ausgangspunkt den Grenzort La Quiaca.
Ein verschlafener Ort auf 3300 Meter Höhe inmitten einer weiten kargen Hochebene.

La Quiaca - Beginn Ruta 40
Man befindet sich hier in der Welt der Indios, den Nachkommen der Inka Völker. In Argentinien leben sie nur noch als kleine Minderheit und besiedeln die unwirtlichen Bergregionen im Dreiländereck zu Bolivien und Chile.


Dieses Gebiet war unser Ziel doch bevor wir uns auf den Weg machten wollten wir uns noch mit frischen Obst und Gemüse eindecken. Also auf zur Markthalle. Wie immer erwartete uns ein buntes Treiben, das Sortiment bot alles was man zum Leben braucht, von Kochtopf bis Waschpulver.

Papas Andinas 
Unsere Lieblingszutat beim Essen sind Erdäpfel und ein zehn Kilo Vorrat erschien uns deshalb angebracht. Am Gemüsestand wurden wir schnell fündig doch die Auswahl an Sorten überraschte uns. Rote, gelbe, runde, ovale, viele nur so gross wie Walnüsse, ein Eldorado für Kartoffelfans. Es waren sogenannte Anden Kartoffel, die Ur Kartoffel unserer hochgezüchteten Sorten. Die Inkas waren die ersten die sie kultivierten und weil sie bis über 4000 Meter Höhe angebaut werden sind sie ziemlich klein.


Nachdem die Vorratskammer des Unimogs randvoll war konnte es losgehen. Gleich nach dem Ortsausgang endete der Asphalt und es begann wieder das Pisten Gerumpel. Schon wieder waren wir auf der legendären Ruta 40 unterwegs nur diesmal verfolgten wir sie von ihrem Endpunkt Richtung Süden.


Um die Schönheit der Gegend zu entdecken muss man Ausdauer zeigen denn anfangs ist die Landschaft nicht berauschend. Erst wenn man sich auf über 3800 Meter Seehöhe vorgearbeitet hat taucht man in eine landschaftlich einmalige Szenerie mit ausgedehnten Plateaus, schluchtigen Flusstälern und Bergzügen gespickt mit schneebedeckten Sechstausender Gipfeln. In Argentinien nennt man dieses Gebiet Puna und auf bolivianischer Seite wird es Altiplano genannt.


Leider bereitete uns diesmal von Anfang an die Höhe Probleme. Wir verbrachten zu wenig Akklimatisationszeit auf 3000 Metern und kämpften bereits am zweiten Tag mit den Folgen der dünnen Luft. Ständiges Kopfweh, unruhiger Schlaf und das Gefühl zu wenig Sauerstoff zu atmen belasteten uns zunehmend.


Für uns kaum vorstellbar wie in diesen Höhen Menschen überleben. Bis auf 4000 Meter sahen wir noch Häuser oder kleine Siedlungen. Gebaut wird mit Lehmziegeln und obwohl die Orte ausgestorben wirkten waren sie bewohnt. Lamas bilden die Lebensgrundlage. Sie liefern Wolle und Fleisch.


Die kleinen Dörfer die wir durchquerten waren einfach aber überall gab es eine Kirche, manchmal auch eine kleine Schule und meistens ein Badehaus, welches als Gemeinschaftsdusche des Ortes fungiert. Autos sahen wir wenige aber diejenigen die sich eines leisten können besitzen auch eine Garage dafür, auch wenn es nur ein einfacher Verschlag aus Blechen und Plastikplanen war, das Auto war immer untergestellt.


Die Nächte waren ziemlich kalt. Am Morgen fuhren wir oftmals durch gefrorene Bachläufe. Unsere Dieselheizung verwendeten wir in diesen Höhen nicht mehr. Wir hatten festgestellt dass sie ab 3500 Meter nur noch widerwillig anspringt und ziemlich schwarz raucht. Wir wollten sie nicht verrussen und heizten hier oben nur mit Gas. Das war zuverlässig und der Unimog war immer gemütlich und warm. Lästig war nur die starke Kondenswasser Bildung im Inneren der Wohnkabine. Am Morgen waren alle Scheiben innen komplett angelaufen und wir bemerkten auch die eine oder andere Kältebrücke des Aufbaus. Wenn draussen die Temperatur unter 0 Grad fielen bildete sich an die Fenster Innenseiten sogar Eis.


Der Unimog nahm die Kälte gelassen. Leistungsverluste waren kein Thema nur das Startverhalten war mühselig. Widerwillig und kohlschwarz rauchend begann er frühmorgens stotternd zu laufen. Dabei hatten wir vorsorglich dem Dieseltank einen Fliessverbesserer beigemischt damit verhindert wird das der Diesel einfriert oder zu zäh wird. Etwas zu schaffen machte uns das Getriebe. Grundsätzlich lässt es sich schwer schalten aber bei kalten Temperaturen brauchte jeder Gangwechsel pure Kraft und etwas Gewalt. Die ersten morgendlichen Kilometer waren Schwerstarbeit für den Fahrer, so musste Alfred immer als Startfahrer ran.



Doch waren all die Problemchen schnell vergessen sobald wir diese bizarren Landschaften bewunderten. Wir durchquerten unzählige Flüsstäler, bestaunten in allen Farben leuchtende Felswände oder enge Schluchten. Die Strecke führte an Gesteinsformationen mit klingenden Namen wie dem Valle de Luna, Tal des Mondes vorbei oder an Salzseen an deren Ufern Lamas grasten.

Valle de Luna
Ab dem Ort Liviara stiessen wir auf ein Minengebiet. Plötzlich waren Lastwagen Kolonnen auf der Piste unterwegs die Material zwischen den Minen hin und her befördern und Versorgungsgüter von der Asphaltstrasse bringen. Hier waren es Silber Minen, woanders Lithium. Jedenfalls sind es umweltzerstörerische Wirtschaftszweige die dem einen Jobs bringen aber den Bauern rundherum das Wasser für ihre Tiere nehmen und damit massiv in das Ökosystem eingreifen.


Einige Kilometer später verliessen wir die Ruta 40 und fuhren über eine Parallelpiste über den Salar de Olaroz Richtung Asphaltstrasse. Um ein paar Kilometer zu sparen nahmen wir eine kleine Abkürzung beim See. Keine gute Idee denn bald fanden wir uns in grundlosen Tiefsandpassagen wieder. Der Unimog pflügte sich regelrecht hindurch und wir schafften es zum Glück ohne Steckenbleiben. Als wir endlich wieder Asphalt erreichten wäre es nur noch ein Katzensprung bis Chile gewesen aber wir bogen Richtung Osten ab zurück zur Grossstadt Jujuy.


Einen gebührenden Abschluss dieser Tour bildeten die Salinas Grande. Ein schneeweisser Salzsee in der Grösse des Bodensees. Um auf den See hinaus zufahren war es noch zu feucht und so konnten wir die Dimensionen nur vom Ufer aus betrachten. Die Oberfläche besteht aus purem Salz dass nach längeren Trockenperioden steinhart wird.

Leider hat man Salzseen als Lagerstätten für Lithium entdeckt und in den nächsten Jahren werden sich Teile davon in kommerzielle Abbaugebiete verwandeln und die Schönheit der Natur massiv zerstören. Ein grausiger Gedanke doch der Ökowahn Europas mit der Entwicklung von Elektroautos fordert Batteriekapazität und Lithium ist ein Grundstoff dafür.