Rund um Salta – Wein, Steaks und Regenbogen Felsen


Nach zehn Tagen Wildcampen in Kälte und Abgeschiedenheit freuen wir uns auf Erholung. Die Region um Salta, einer der wenigen Grossstädte im nördlichen Argentinien bietet dafür im überschaubaren Umkreis eine Menge an Sehenswerten.


Ruta 51 

Zuerst mussten wir aber erst dorthin gelangen. In San Antonio de los Cobres begann zwar die Asphaltstrasse und wir dachten jetzt sei es nur noch ein Katzensprung bis in die Salta Ebene aber die Strasse belehrte uns eines Besseren. Schon vorher hatten wir einen Pass mit 4560 Metern überquert mit einer Abfahrt die es in sich hatte. Eine kleine Schotterstrasse schlängelte sich ausgesetzt einen Talschluss hinunter. Der Ausblick war gigantisch, der Tiefblick auch und als besonderer Nervenkitzel herrschte auch noch ziemlicher Verkehr. Nach jeder Serpentine atmeten wir erleichtert durch wenn wir sie ohne Gegenverkehr geschafft hatten. Überlange Lastwägen transportieren auch auf solchen Strecken Material für die Minen ins Hochland. Die Strassen sind deshalb ohne grosse Steigungen aber mit umso mehr Kurven angelegt.


Etwas weniger aufregend aber durchaus spektakulär windet sich die Routa 51 weiter ins Tal nach Salta. Auf kurzer Strecke geht es von über 4000 Metern Höhe hinunter auf 1100 Meter. Die Bremsen des Unimogs werden jedes Mal ordentlich gefordert. Die fehlende Motorbremse zwingt uns im 5. Gang im Schneckentempo bergab zu fahren. Das Gewicht schiebt und man kann gar nicht genug aufpassen.


Wir blieben nur kurz im Tal, übernachteten in einem kleinen Ort auf der Gemeinde Campsite und kauften ein paar Lebensmittel in einem der winzigen Krämerläden entlang der Strasse. Praktisch ist dass man in diesen kleinen Shops auch das Handy Guthaben aufladen kann. Internet ist in Argentinien sehr billig aber dafür funktioniert es fast nirgends. Die 3 GB Datenvolumen die wir hier gekauft hatten konnten wir bis zuletzt nicht verbrauchen.


Cafayate 

Ab jetzt wurde es touristisch. Wir schwenkten nach Süden auf die Ausflugsroute jedes Salta Besuchers ein. Es ging nach Cafayate, einem der höchsten Weinanbaugebiete der Welt. Bis auf 2500 Meter gedeihen hier Rebstöcke. Eine Bodega reiht sich an die nächste, ein Eldorado für Weinliebhaber und Feinschmecker.


Um den Ort zu erreichen fährt man durch die Quebrada de las Conchas, ein natürliches Flusstal dass durch imposante Felsformationen die bei guten Licht in allen Farben leuchten begeistert. Leider hatten wir an diesem Tag Schlechtwetter. Bei grauen Himmel hilft auch das beste Fotobearbeitungsprogramm nicht weiter. Schön war es trotzdem. Am Hauptplatz von Cafayate gönnten wir uns ein typisch argentinisches Mittagsmenü mit Empanadas zur Vorspeise gefolgt von Locro, dem traditionellen Eintopf aus Ziegenfleisch und süssem Vanilleflan als Abschluss. Dazu gab es ein Salta Bier in der 1 Liter Flasche. Es ist so spritzig gebraut dass wir es locker leerten. Alles zusammen kostete rund 11 Euro.


Cachi 

Erst nach einigen Tagen zog es uns weiter. Entlang der Ruta 40, dieser legendären Strasse die ganz Argentinien von Süd nach Nord durchgequert fahren wir durch herrliche Bergkulisse bis in den nächsten Touristenort Cachi. Schon aus der Ferne erblickt man die schneebedeckten Gipfel des 6380 Meter hohen Nevado de Cachi Massivs das den gleichnamigen Ort mächtig überragt. Sein besonderes Flair verleihen diesem kleinen Bergdorf die schneeweiss gestrichenen Häuserfronten.
Wir bummelten durch den entspannten Ort und genehmigten uns in einem der vielen urigen Lokale das obligate 1 Liter Salta Bier und ein paniertes Rindsschnitzel.
Zurück am Campingplatz war arbeiten angesagt. Wäsche waschen und die Routine mässige Kontrolle des Vorgelege Ölstandes mit einigen weiteren Wartungsarbeiten mussten dringend erledigt werden. 


Auf der Weiterfahrt nach Salta führte uns die Strecke durch ein Hochtal mit hunderten Kakteen. Diese spartanischen Pflanzen sind hochspezialisierte Wassersparer. Sie gedeihen auf besonders kargen Böden in Höhenlagen von 2000 bis 3000 Metern und werden zum Teil meterhoch. An kleinen Verkaufsständen werden Spezialitäten der Region angeboten. Verschiedenste Kräuter und Gewürze, getrocknete Chilischoten und handgemachter Ziegenkäse und Chorizo, eine unserer Salami ähnlichen Wurst mit Paprika. Zumindest kulinarisch lebt man in Argentinien nicht schlecht.


Zuletzt windet sich die Strasse noch einen Pass hinunter der aus so vielen Serpentinen besteht dass man sie gar nicht zählen kann.

Quebrada de Humahuarca – Pumamarca, Tilcara und Humahuaca 

Von der Grossstadt Salta bleibt uns nur der Campingplatz mit dem überdimensionalen Schwimmbad von der Grösse eines Fussballfeldes und der Grillabend mit dem besten Steak das wir je gegessen haben in Erinnerung. Argentinisches Rindfleisch ist nicht nur besonders zart sondern auch der Geschmack ist einzigartig. Es braucht nur etwas Salz die restlichen Aromen liefert das satte Grün der Pampa.


Gestärkt brachen wir auf gen Norden Richtung bolivianischer Grenze. Wieder geht es in die Berge diesmal durch die Quebrada de Humahuarca, ein Flusstal das uns erneut in Höhen von 3000 Metern bringt.
Was uns als erstes auffiel war der hohe Anteil an indigener Bevölkerung. Als Nachfahren der Inka besiedeln sie seit Jahrtausenden diese unwirtlichen Berglandschaften der Anden. Für die spanischen Invasoren war es unbrauchbares Land und damit gehört es zu den wenigen Gebieten Argentiniens wo diese Menschen überlebten.


Je weiter man sich von der Tiefebene und den Grossstädten Salta und San Salvador de Jujuy entfernt umso ärmer und einfacher werden die Dörfer. Einige davon wurden jedoch in Touristenattraktionen verwandelt und an Wochenenden belagern Kolonnen von Bussen und Privatausflügler diese einst ursprünglichen Bergdörfer.



Pumamarca ist das vielleicht beliebteste Ziel auf dieser Strecke. Hier gibt es den berühmten Berg der sieben Farben zu sehen. Bergzüge aus mehrfarbigen Gesteinsschichten sind in der Anden Region Nord Argentiniens keine Seltenheit doch die faszinierendsten Bilder kennt man aus Pumamarca. Für einen kleinen Eintrittspreis darf man auf einen gegenüberliegenden kleinen Felsen hochsteigen der freie Sicht auf diese vielfältig geschichtete Felsformation bietet. Zur Mittagszeit stand die Sonne leider nicht sehr günstig und unsere Begeisterung hielt sich in Grenzen.



Bis zum nächsten Morgen wollten wir aber auch nicht warten und so kauften wir uns ein paar Empanadas frisch aus dem Korb einer Marktfrau und schlenderten noch etwas durch die Gassen. Ursprünglichkeit findet sich nur noch in den Seitengassen und abseits der Plazas wie man hier den Dorfplatz nennt. Ein Souvenirstand nach dem anderen säumt die Gassen, kleine Hospedajes (Pensionen) und Esslokale reihen sich dazwischen.


Ähnlich geht es im 40 Kilometer entfernten Ort Tilcara zu. Was uns trotz der Touristenmassen angenehm auffiel war die Gelassenheit der Menschen, niemand war aufdringlich, ein Strassen Musiker spielte heiter auf seiner Indio Flöte, alles lief gemütlich ab.
Etwas abseits vom Trubel befindet sich die Markthalle des Dorfes. Als wir sie betreten fühlen wir uns sofort in einer anderen Welt, der richtigen Welt der Dorfbewohner. Es ist das Shoppingcenter für den einfachen Mann oder Frau. Marktstände mit Gemüse, Obst, Fleisch, Kleidung aber auch allem was man sonst für das tägliche Leben braucht, Geschirr, Werkzeug, einfach alles lässt sich hier kaufen. Manche Marktfrauen tragen bereits die Tracht der Bolivianer. Knielange faltenreiche Röcke in bunten Farben mit einem kleinen Hut am Kopf. In einer Ecke befindet sich die Fressmeile. Hier wird über offenem Feuer gekocht, es gibt Eintopf, Schnitzel, Suppen und jede Art von Empanada, der spanischen Teigtasche. Auf uns wirkte alles etwas wild aber dafür ursprünglich. Hunger leidet man hier jedenfalls nicht.


Der letzte Ort unserer Besichtigungstour hiess Humahuarca, wie das Tal selbst. Fast wären wir auf der Umfahrungsstrasse vorbei gefahren doch wir suchten dringend nach einer Tankstelle und die befand sich im Zentrum.
Mühsam manövrierten wir den Unimog zur einzigen Zapfsäule für Diesel. Es herrschte Hochbetrieb doch die meisten Autos waren in der Schlange für Benzin angestellt. Schon wieder hatten wir Pech. In Argentinien gibt es nämlich zwei Sorten Diesel. Den für Landmaschinen und uralte Lastwägen und einen für die neueren Automodelle. Der Schwefelanteil ist mit 1500 ppm in der schlechten Qualität extrem hoch der teurere Diesel hat nur 10 ppm. An dieser Tankstelle gab es aber nur ein Angebot, den Minderwertigen. Unser Unimog ist an sich nicht wählerisch was die Spritqualität betrifft doch hatten wir bisher immer nur den schlechten Diesel getankt und wollten ihm nun endlich mal etwas Besseres gönnen. Wieder nichts. Zähneknirschend tankten wir wieder den miesen.


Als kleine Entschädigung bot sich uns dafür die Möglichkeit einer Besichtigungstour durch den Ort. Schlussendlich gefiel uns Humahuarca am besten. Eine gewachsene Ortsstruktur mit kleinen Gassen und alten Häusern. Ein buntes Treiben mit einfachen Geschäften, Märkten und Verkaufsständen. Den Dorfplatz schmückt die imposante Kirche mit alten Glockenturm. Marktstände die dicke Wollpullover, Socken und Handschuhe anbieten, gefertigt aus hochwertiger Wolle heimischer Schafe, leiten den Weg zum eindrucksvollen Heldendenkmal für gefallene Soldaten des Unabhängigkeitskrieges. Humahuarca war Schauplatz zahlreicher Schlachten.

Von hier aus geht es nun weiter in die Höhe und damit zurück in die Einsamkeit und Stille der Anden. Mehr im nächsten Bericht.