Roll on / Roll off über den Atlantik

Grand Pavo - Eukor Lines

Ich weiss nicht wieso es bei uns manchmal so hektisch wird aber auch dieses Mal hat es uns wieder voll erwischt.

Noch während am Unimog in der Werkstätte in Pretoria geschraubt wurde finalisierten wir die Verschiffung. Zuerst kontaktierten wir zwei Agenten in Durban doch der angebotene teure Tarif liess uns weitersuchen und schlussendlich fanden wir über Facebook den Engländer Martin McGowan und seine Firma IVSSUK. Sein Paket überzeugte. Das nächste Schiff der Linie Eukor fuhr in zwei Wochen von Durban nach Südamerika und das wollten wir erreichen.

Damit begann die Uhr zu ticken. Der Unimog war immer noch nicht fertig, die Einspritzpumpe musste nochmals ausgebaut und viele andere Kleinigkeiten repariert werden.
Die richtige Katastrophe kam aber noch. Es begann mit einem nächtlichen Gewitterregen. Wir lagen im Bett und es tropfte. Es wurde mehr und mehr. Das Dachfenster war nun endgültig kaputt.

Eine genauere Untersuchung zeigte dass der Aussenrahmen des Seitz Fensters in allen Ecken gebrochen war und nur noch in Einzelteilen im Ausschnitt steckte. Unsere bisherigen Abdichtungsmassnahmen waren nun endgültig Geschichte. Dabei hatten wir sogar in Österreich versucht einen Neuteil zu beschaffen aber nichts war lieferbar. Auch alle bisherigen Vorsprachen bei südafrikanischen Wohnmobil Werkstätten blieben bislang erfolglos. Niemand wollte sich das antun oder hatte eine Idee.
beim One Stop Caravan Workshop

Doch jetzt brauchten wir dringend eine Lösung. Es rettete uns ein Inserat in einer alten südafrikanischen Camping Zeitung. Dort fanden wir eine kleine Firma (One Stop Caravan) nahe Pretoria die bereit war uns zu helfen. Mit viel Improvisationstalent und unter höchsten Zeitdruck zimmerten sie uns eine völlig neue Konstruktion und verschlossen den Ausschnitt.

Endlich konnten wir nach Durban aufbrechen, das Schiff war noch in Reichweite. Doch die nächste Misere liess nicht lange auf sich warten. Auf einem Autobahn Rastplatz merkten wir dass es diesmal unter dem Unimog tropfte. Das Getriebe war massiv undicht obwohl es die Werkstätte gerade neu abgedichtet hatte. Da schien etwas schiefgegangen zu sein.
Ab nun stoppten wir alle 100 Kilometer und Alfred schmiss sich in seinen Arbeitsoverall und füllte an Rastplätzen Öl nach. Alles andere als eine entspannende Fahrt ins 600 Kilometer entfernte Durban.

Mit viel Mühe schafften wir es bis auf den Eco Bluff Campingplatz mitten in Durban City und trafen  zeitgerecht beim Schiffs Agenten ein. Wie üblich vor Ausschiffung eines Fahrzeug musste einiges an Papierkram und die Zollfreigabe erledigt werden. Unser Agent war toll. Er organisierte dass der Zöllner direkt zum Campingplatz kam um das Carnet de Passage zu stempeln.

Zwischenzeitlich erledigte sich auch das Getriebeleck. Ferdi, vom Mogdoc in Pretoria, der Werkstätte die den gesamten Umbau und die Reparaturen am Unimog durchführte kam extra mit einem Mechaniker angereist um auch gleich am Campingplatz alles nochmals abzudichten und den Reparatur Fauxpas auszumerzen. Danke Ferdi für das tolle Service.
Durban

Dann ging alles schnell. Alle Papiere waren fertig, das Schiff war im Zeitplan und wir brachten den Unimog zum Hafen. Zuvor hatten wir, wie schon bei der letzten Verschiffung die gesamte Fahrerkabine ausgeräumt, alle Klappen mit extra Schlössern versehen, jedes bewegliche Aussenteil abmontiert und in den Innenraum verfrachtet und diesmal sogar noch das zweite grössere Dachfenster mit einem Riegel gesichert. Mächtig viel Arbeit, wir waren erledigt.

Mit gemischten Gefühlen liessen wir den Unimog im Hafengelände zurück. Für die nächsten zwei Wochen konnten wir nur hoffen dass er alles heil übersteht. Das Risiko eines Schadens bei Ro/Ro Verschiffungen ist hoch aber für Fahrzeuge dieser Grösse ist eine Container Verschiffung unmöglich. 
Dubai

Am nächsten Tag fuhren wir mit einem Leihwagen zum Flughafen und verabschiedeten uns von Afrika. Mit Wehmut und Freude bestiegen wir den Emirates Airline Flieger. Jetzt erwartete uns ganz Neues.
Zuerst nutzten wir aber noch den ersten Zwischenstopp in Dubai und verbrachten einige Urlaubstage in Ajman und besuchten nochmals die Dubai Mall und bestaunten das Spektakel der Wasserfontainen.

Dann waren 14 Stunden Flug angesagt. Non-Stop Dubai – Rio de Janeiro in Brasilien. Trotz der sieben Stunden Zeitunterschied flanierten wir noch am selben Abend entlang der berühmten Copacabana und schnupperten erstmals südamerikanisches Flair. Wir liebten es auf Anhieb, die lockere Atmosphäre, das gute Essen, die Samba Klänge. Rio, eine pulsierende Megacity mit 8 Mio Einwohnern, berühmten Sehenswürdigkeiten wie den Zuckerhut oder die Christus Statue und den Favelas, diesen berüchtigten Armenvierteln der Stadt. Für uns war es der perfekte Einstieg in die südamerikanische Lebensart. Brasilien wird sicherlich ein Fixpunkt auf unserer Route sein.
Rio de Janeiro - Blick auf Copacabana

Leider hatten wir Pech mit dem Weiterflug. Die Emirates Boeing 777 hatte im Landeanflug auf Rio einen Vogelschlag erlitten und stand nun mit eingedrückter Schnauze vor uns. Wir verbrachten Stunden am Flughafen und letztendlich wurde der Flug komplett abgesagt. Gemeinsam mit 300 anderen Passagiere mussten wir zurück nach Rio in ein Hotel. Unsere vorgebuchte Weiterreise löste sich in Luft auf. Der nächste Tag war ein Chaos. Erst gegen Mitternacht startete der improvisierte Flug und wir waren endlich auf dem Weg nach Buenos Aires.
kaputte Nase am Rio Airport

Um drei Uhr früh sassen wir im Taxi zum 35 Kilometer entfernten Hotel. Wir mussten alles neu organisieren. Trotzdem unternahmen wir nach nur wenigen Stunden Schlaf einen kleinen Stadtspaziergang. Buenos Aires ist fast wie Wien. Der Baustil vieler Altstadt Gebäude erinnert an die Wiener Ringstrasse, die meisten Menschen sind spanisch stämmig aber bis auf unsere mickrigen Spanisch Kenntnisse sind wir nicht zu unterscheiden.
Präsidentenpalast Buenos Aires

Am nächsten Tag starteten wir zur letzten Etappe und nahmen die Colonia Express Fähre nach Colonia in Uruguay und anschliessend den Bus nach Montevideo. Nach weiteren drei Stunden stande wir endlich am Ausgangspunkt unserer neuen Weltreiseetappe, am Hafen von Montevideo. Ausrasten konnten wir uns aber immer noch nicht denn schon am nächsten Morgen lief das Schiff, die Grand Pavo in den Hafen ein und wir absolvierten einen Hürdenlauf durch die Einwanderungs-, die Hafen- und die Zollbehörde. Dank Ignacio, dem Agenten der Eukor Schifflinie vor Ort und seinem perfekten Laufzettel gelang es uns den Unimog um 3 Uhr nachmittags am Hafen in Empfang zu nehmen.



Ein Hafenarbeiter fuhr ihn zu unserem Wartepunkt am Fährterminal. Seine ersten Worte in holprigen Englisch waren "Nicht abstellen - die Batterien sind leer". Wie damals in Tansania, trotzdem, wir waren erleichtert dass der Unimog die Überfahrt ohne Blessuren überstanden hatte.
Doch nun mussten wir improvisieren und so fuhren wir noch am selben Tag rund 120 Kilometer zu einem Campingplatz in Nuevo Helvecia.