Zimbabwe II – Hwange Nationalpark – Nichts für Ungeduldige



Es ist unser 23. Nationalpark Besuch in Afrika und wieder einmal liegen aussergewöhnliche Momente und absolute Frustration extrem nahe beieinander.

Der Hwange ist kein einfacher Park um Wildtiere zu beobachten.

Er grenzt direkt an Botswana und ist umgeben von unbesiedelten Jagdgebieten. Die Tiere haben einen riesigen Wildnisraum zur Verfügung wo sie sich ungehindert bewegen können - eigentlich perfekt, leider hat die desaströse wirtschaftliche Situation Zimbabwes auch den Park nicht verschont. Geldmangel, Wilderei, Korruption, Misswirtschaft – mittlerweile versuchen private Initiativen gegen zu wirken um den Parktourismus wieder anzukurbeln.


gute Pisten im Hwange NP


Es gibt drei Eintrittsgates. Wir betreten den Park beim südlich gelegenen Maingate. Trotz finanzieller Notlage des Staates hat man sich bemüht diese Anlage in gutem Zustand zu halten. Neben dem Office findet sich ein kleiner Shop, ein Restaurant und die einzig funktionierende Tankstelle im Park. Dahinter liegen die Campsite und kleine Bungalows für Übernachtungsgäste. Der Baustil und die Ausstattung haben zwar 60iger Jahre Flair aber die Sanitäranlagen sind intakt und abends wird sogar das Grillfeuer bereitgestellt.

Abends ist es hier meistens einsam. Die verhältnismässig wenigen Besucher nächtigen grossteils ausserhalb.  Beim Lagerfeuer ziehen fast lautlos Elefanten  an uns vorbei, die frühere Umzäunung des Camps ist nicht mehr intakt.  

Camping im Hwange Main Camp mit Elefantenbesuch
Der Park besteht hauptsächlich aus dichten Buschwald mit der Besonderheit einiger freier Flächen, sogenannten Pans die mit künstlichen Wasserstellen ausgestattet sind. Als wir im Office nachfragen und einen Platz in der Ngweshla Pan buchen möchten erfahren wir dass sie ausgebucht wäre. Na gut denken wir uns nehmen wir eben die Kennedy I Pan als Alternative.

Hwange NP - Kennedy I Pan
Ok, die können wir haben aber nur für maximal zwei Nächte  denn dann ist auch diese ausgebucht und alles ist voll.

Dann auf zur 40 Kilometer entfernten Kennedy I Pan. Die Fahrt geht durch eintönigen Buschwald, kein Tier und unserem geschulten Auge entgeht auch nicht das es nur wenige Spuren gibt.

Die kleine Campsite finden wir jedoch ganz nett, obwohl unser Unimog gerade noch durch die enge Einfahrt passt. Überraschenderweise sind und bleiben wir die einzigen Gäste. Einige hundert Meter daneben befindet sich ein Wasserloch. Morgens ist es verwaist, aber abends wird es zum Treffpunkt der Elefantenherden.

Hwange NP - mehr Skelette als Tiere
Wir unternehmen einen Tagesausflug zur Ngweshla Pan. Dort endlich lassen sich kleine Herden mit Gnus, Impalas und Zebras beobachten. Störend dabei sind nur die vielen Lodgeautos, es scheint als gilt das Gebiet als einzig sichere Stelle um den Gästen Tiere zu zeigen. Die kleine Campsite übrigens als Picknickplatz verwendet aber sonst ist sie leer.

Wieso auch immer aber an Selbstfahrer ohne Vorbuchung wird sie einfach nicht vergeben.

Guvalala - Hwange NP
Zwei Tage lang sehen wir bis auf die Elefanten kaum andere Tiere. Es ist das Gelände und die Vegetation die es schwer machen welche zu entdecken oder gibt es keine? Wir sind etwas enttäuscht von der Ausbeute aber auf der Rückfahrt werden wir belohnt, zwei Löwinnen sind gerade auf der Piste unterwegs. Als sie uns sehen verziehen sie sich aber schnell ins Gebüsch und suchen Deckung. Der hohe Unimog war wahrscheinlich zu laut macht sich bei Tiersichtungen wieder einmal bezahlt, denn wir können sie trotzdem etwas beobachten und geniessen diese Begegnung.

fünf Meter neben der Piste - unsichtbar

Unsere nächste Erkundung führt uns ins Gebiet des Maincamps. Aus unserer Sicht die beste Gegend für Pirschfahrten. Viele offenen Grasflächen, kleine Pans und ein gutes Pistennetz erhöhen die Chancen Tiere zu entdecken. Generell jedoch sind die Herden relativ klein und sogar Impalas, die Antilope die normalerweise an jeder Ecke zu finden ist sind rar.

keine sonstigen Tiere also Vögel fotografieren
Wir lassen uns aber nicht entmutigen und brechen zur Park Durchquerung Richtung Norden auf. Früher war diese Strecke sogar asphaltiert, mittlerweile ist dieser jedoch in Auflösung und macht die Befahrung mühsam.

Um die Wildnis richtig zu spüren übernachten wir zwei Tage bei der Guvalala Aussichtsplattform. Sie liegt weit entfernt von jeglichen Camps und überblickt ein grosses Wasserloch mitten im einsamen Buschwald.

Elefanten Oberschenkelknochen

Bei der Anfahrt wieder der selbe Eindruck – fast keine Spuren, wo sind die Tiere.

Auch tags darauf wirkt das Wasserloch wie ausgestorben. Man fragt sich was hier los ist.

Wenn man im Park unterwegs ist denkt man sich das man die falschen Strecken befährt oder der dichte Busch einfach alles verschluckt doch an einem Wasserloch kommt man ins Grübeln.

Kudu Antilopen

Abends, es ist schon beinahe stockfinster, hören wir plötzlich Geräusche. Ein Schnauben, ein dumpfes Trappeln. Wir schnappen die Ferngläser, rennen zum Aussichtsturm und versuchen in der dunklen Nacht etwas zu erkennen. Die Ferngläser fangen die letzten Restlichter ein und wir entdecken eine grosse Büffelherde die auf der gegenüberliegenden Seite zum Trinken kommt.

Wieso kommen die während der Nacht? Hat das mit dem Jagddruck zu tun? Eigenartig.

Aufbruch zur Pirschfahrt bei 0 Grad
Ein ganzer Tag vergeht wieder ohne nennenswerte Ereignisse. Einige Kudus kommen vorbei. In der Dämmerung dann plötzlich Aufregung. Wir beobachten gerade zwei kleine Kudu Herden beim Trinken als sie wie auf Kommando beginnen wegzurennen.

Könnte ein Raubtier der Grund dafür sein? Ich scanne mit dem Fernglas das andere Ufer ab und traue meinen Augen nicht. Zwei Wilddogs nähern sich und sind auf der Jagd nach den Kudus. Alles geht so schnell, sie laufen entlang des Wasserlochs und treiben die Kudus vor sich her. Wildhunde sind ausdauernde Jäger. Ihre Technik besteht darin ein Tier solange zu treiben bis es müde wird und dann fallen sie darüber her und zerfleischen es bei lebendigen Leib. Eine grausame Methode der Jagd aber die Natur ist unbarmherzig.

Wilddogs in Dämmerung - ISO 6400 1/60 sec. 500 mm

Nach wenigen Minuten ist alles vorbei, der dichte Busch verbirgt den weiteren Verlauf der Jagd. Wir sind begeistert, haben wir doch endlich wieder Wilddogs gesehen, sie sind so selten und schwer zu beobachten.

Ab jetzt sind wir zufrieden auch wenn wir keine Tiere mehr zu Gesicht bekommen, es irritiert uns zwar nirgends Tiere zu sehen und oft auch nicht einmal Spuren zu finden doch wir sind happy.

Ausblick vom Sinamatella Camp
Wir fahren weiter in den nördlichen Teil zum Sinamatella Camp. Unbestritten ein Platz mit der schönsten Aussicht den man sich vorstellen kann. Es liegt auf einem Hügel und überblickt ein Trockenflussbett in traumhafter Savannenlandschaft.

Hwange NP - Sinamatella Camp

Die Anlage selbst ist völlig heruntergekommen und verfällt.

Von unserem Aussichtspunkt entdecken wir mit den Ferngläsern einen Leoparden der am helllichten Tag zwischen den lockeren Bäumen seinen Standort wechselt und die vielen abzweigenden Autospuren auf der Zufahrtspiste verraten uns die Raststätte eines Löwenrudels. Im hohen Gras sehen wir vorerst nur zwei, erst nach längerem Warten regen sich auch die anderen und schlussendlich zählen wir zwölf. Nur fünf Meter vor unserem Unimog lag eine Löwin vor uns im Gras, wir sahen sie erst als sie aufstand.

special moments im Hwange NP

Wir fragen uns wirklich wie die Raubtiere hier überleben wenn es doch so wenig Tiere gibt. Zumindest sehen wir fast keine, der Busch ist wie ein Vorhang, der sich sofort schliesst sobald man die Piste verlässt. Nicht einmal Elefanten könnte man drei Meter neben der Piste erkennen.

Fressen für mehrere Tage - die Löwen verstecken sich im Busch
Nach 130 Kilometern seit dem Maincamp verlassen wir den Park über das Robins Camp am nördlichen Ende. Es wird hügeliger aber der dichte Buschwald bleibt. Keine einzige Antilope zu sehen. Gerade als wir es besonders öde finden liegt direkt neben der Piste ein Elefanten Kadaver und daneben eine Löwin.

Geduld, Ausdauer, sich Zeit nehmen, genau hinschauen, beobachten – manchmal, aber nicht immer wird man dafür belohnt.