„One Billion Zimbabwe Dollar“ – was für ein Geldschein.
Wir sind in Vic Falls an den Viktoria Wasserfällen. Vor
knapp einem Jahr waren wir nur wenige Kilometer entfernt von hier in der gegenüberliegenden
Stadt Livingstone in Sambia. Der Unterschied könnte nicht grösser sein.
Keine Touristenmassen, leere Hotels, Ausflugsanbieter ohne
Kunden. Der Strassenhändler der uns den Geldschein anbietet ist kein
Geldwechsler sondern ein Souvenirverkäufer.
Zimbabwe erlebt schwere Zeiten. Robert Mugabe der heute
92 jährige Langzeit Präsident hat international Schlagzeilen gemacht. Im Zuge
einer Landreform im Jahre 2000 enteignete er fast 90 % aller weissen Farmer und
vertrieb sie. Das einstige Exportland für landwirtschaftliche Produkte ist
seither nicht einmal mehr in der Lage seine eigene Bevölkerung zu ernähren.
Zambezi Nationalpark |
Unser Freund, der Strassenverkäufer macht leider kein
Geschäft mit uns, wir haben keine Verwendung für diese wertlosen Scheine. Wir
kaufen viel lieber eine CD von einer traditionellen Musikgruppe die uns eifrig
ein Ständchen aufspielt, ein bisschen Sponsoring ist wichtig.
Vic Falls ist ein gemütlicher Ort für einen Stadtbummel.
Alles lässt sich zu Fuss erkunden und die an jeder Ecke postierte
Touristenpolizei sorgt für ein sicheres Umfeld, eine Seltenheit in Afrika.
Second Hand Ware am Strassenrand |
USD 30,-- Eintritt für den Rainforest Nationalpark sind
ein fairer Preis für das was man hier geboten bekommt. Ein kilometerlanger
Rundweg führt entlang der Abbruchkante des Zambezi Rivers zu den einzelnen
Abschnitten der Schlucht. Der permanente Sprühnebel wirkt wie ein Monsunregen
und liess einen schmalen Streifen Regenwald mitten in sonst trockener
Buschvegetation entstehen. Obwohl wir mit Regenjacken ausgerüstet sind fühlen
wir uns wie gebadet. Die aufsteigende Gischt prasselt stellenweise so heftig
auf uns herab dass wir den Fotoapparat schützen müssen, dazu das donnernde
Geräusch der Wassermassen, es ist wieder einmal ein unvergessliches Erlebnis.
Devils Cataract |
Mit immer noch nassen Hosenbeinen schlendern wir zurück
zum Unimog. Wir campieren am staatlichen Campingplatz mitten im Ort, ebenfalls
ein Relikt aus besseren Zeiten. Nur wenige Plätze sind belegt und die riesige
Bungalowanlage ist fast gänzlich leer.
Aussicht vom Vic Falls Hotel zu den Wasserfällen |
Wir merken davon nichts mehr denn im Frühling diesen
Jahres wurde Mugabe entmachtet und der neue Präsident ist bemüht den Tourismus
wieder ankurbeln. Das Land braucht dringend Deviseneinnahmen und die Menschen
schöpfen langsam Hoffnung dass sich in absehbarer Zeit die wirtschaftliche
Situation verbessert.
Tonga Siedlung |
Nur wenige Siedlungen liegen in Sichtweite, die meisten bestehen
aus traditionellen Rundhütten des Volkes der Tonga, ein krasser Gegensatz zu
den gut entwickelten Städten. Kein Strom, kein Fliesswasser, man lebt von
Rindern und dem Verkauf von Holz an Durchreisende.
Warten auf Holzkäufer |
Das Bargeld ist dem Staat einfach ausgegangen. Nur eine
kleine Elite hat Zugang zu echten US Dollars und als Ersatz für die Bevölkerung
wurden vor einigen Jahren Münzen und kleine Scheine nachgedruckt die als US
Dollar Bonds bezeichnet werden, eine Art Spielgeld die nur am Spielfeld
Zimbabwe eingesetzt werden kann.
Man erhält sie als Wechselgeld wo immer man bezahlt und
wir versuchen sie so gut wie möglich zu vermeiden denn wenn man sie in Zimbabwe
nicht ausgibt kann man sie wegschmeissen.
Generation von morgen |
Wir rollen unseren Einkaufswagen zur Kasse und holen
unsere kleinen Dollarscheine heraus. Es dauert bis wir endlich an die Reihe
kommen, Alfred wird schon ungeduldig. Wir wundern uns wieso die Kunden vor uns
alle an ihren Handys herumtippen und lernen wieder was dazu.
Um die Bargeld Knappheit zu umgehen bedient man sich
verschiedensten Methoden des bargeldlosen Zahlungsverkehrs. Eine davon ist
Ecocash, ein Service des heimischen Mobilfunkanbieters. Die eigeneTelefonnummer
wird gleichzeitig auch als Bankkonto genützt und funktioniert wie eine
Kreditkarte nur dass man einen Code braucht und auf den warten alle.
Ein genialer Deal um die Bevölkerung zahlungsfähig zu
halten und auch grössere Ausgaben abzuwickeln. Wer zu arm ist für ein Telefon
der hat entweder Münzen oder macht Tauschhandel. Die Menschen haben sich damit
arrangiert und wir verstehen jetzt wieso sich alle so auf echte Dollar stürzen.
Wir konnten sogar alte Scheine hier loswerden die sonst in Afrika niemand mehr
akzeptiert.
Hoffnung auf Veränderung |