Achtung: Südafrika


Türen verriegeln und Fenster hochkurbeln.  Vorsicht hat noch nie geschadet denn Südafrika gehört nun mal nicht zu den sichersten Gegenden der Welt. Wir denken dabei besonders an Autodiebstähle und Überfälle im Strassenverkehr. Schliesslich wollen wir weder den Unimog verlieren noch an einer Kreuzung ausgeraubt werden.

Modernes Südafrika - Sonnenenergie Kraftwerk

Wieso in Südafrika die Kriminalität so hoch ist?  Lange Zeit galt Südafrika als die höchst entwickelte Volkswirtschaft des Kontinents. Das Ergebnis einer über Jahrhunderte dauernden weissen Herrschaft. Europäische Siedler bevölkerten die Kap Region seit dem 17. Jhdt und formten das Land zu einer kleinen Industrienation. Reich an Bodenschätzen und mit fruchtbaren Böden ausgestattet erkämpften sie sich einen Platz in der Weltwirtschaft. Der kleine Makel dieser Erfolgsgeschichte war die Apartheitspolitik, die strikte Abgrenzung der weissen Oberschicht zur schwarzen Rasse. Erst seit 1994 wurde eine Gleichstellung der ethnischen Gruppen erreicht und seither versucht man die eklatanten Klassenunterschiede zu reduzieren. Ein schwieriges Unterfangen denn obwohl der Anteil der Weissen nur noch knapp 8 % der Gesamtbevölkerung ausmacht zählen sie zu den grössten Grundeigentümern und sind im Business fest verankert.

Campsite Twee Rivieren - Kgalagadi NP

Gerade dieser Umstand macht für uns Südafrika sehr angenehm. Als Tourist findet man hier fabelhafte Infrastruktur und kann es sich richtig gut gehen lassen. Ausserdem wartet eine Vielfalt an Landschaften und Aktivitäten darauf entdeckt zu werden.

nicht nur Autos nehmen die Piste

Wir schnuppern gleich einmal in einen der vielen Nationalparks hinein, dem Kgalagadi Transfrontier Park. Mit Glück ergattern wir einen freien Campingplatz und merken gleich die Liebe der weissen Südafrikaner zum Campen. Die meisten besitzen einen Offroad Anhänger. Das erinnert uns natürlich sofort an unseren ersten Weltreisestart vor drei Jahren. Begeistert schlendern wir abends durchs Camp und begutachten die verschiedensten Modelle. Gleichzeitig staunen wir nicht schlecht über die professionellen Grillmethoden. Braai heisst das auf Afrikaans und ob auf offenem Feuer oder im Potje, einem Gusseisentopf den man direkt ins Feuer stellt, immer dabei ist ein grosses Stück Fleisch. Das Land ist sehr symphatisch.

Piste Keetmanshoop bis Rietfontein

Insgesamt bleiben wir drei Tage im Park. Nach den ersten erfolglosen Gamedrives treffen wir Berti und Elsie. Die beiden verbringen jedes Jahr viele Wochen in dieser Gegend und sind echte Spezialisten was Tierbeobachtungen betrifft. Sie nehmen uns mit zu ihren Pirschfahrten und zeigen uns auch gleich wie man sich immer die neuesten Infos holt. Beim Fahren signalisiert Berti durch kurzes Aufblenden dem Entgegenkommenden – ich möchte reden. Der hält daraufhin an und man tauscht sich aus. So profitiert jeder und erhöht natürlich die Chancen selbst Tiere zu entdecken. Sind nette Leute diese Südafrikaner.

unterwegs auf Willies Farm

Das bestätigt sich auch gleich wieder bei unserem nächsten Treffen. Wir sind eingeladen bei Willie, einen Farmer den wir in Namibia kennengelernt hatten. Seine Vorfahren bezeichnet man als Buren weil sie als Bauern ins Land vorstiessen. Aus ihren Dialekten entstand die Sprache Afrikaans, eine der elf Amtssprachen Südafrikas. 
Willie besitzt nahe der Stadt Upington drei Farmen und empfängt uns als wären wir schon ewig Freunde. Mein Haus ist dein Haus lautet das Motto. Wir dürfen, nein wir müssen in seinem Haus übernachten, bekommen von seinen Hausangestellten die Wäsche gewaschen und er nimmt sich auch noch Zeit uns sein Farmleben zu zeigen. Willie ist Rinderfarmer, Weinbauer und Wildtierzüchter. Weil das Gebiet um Upington im extrem trockenen Kalahari Wüstengürtel liegt benötigt eine Kuh rund 40 Hektar Land um genügend Nahrung zu finden. Für uns ein Wert der Superlative. Um auf seiner 8000 Hektar grossen Farm Wasser für die Tiere zu haben wird Wasser aus dem einzigen Fluss, dem Oranje River hunderte Kilometer weit gepumpt.

Weingärten mit Sonnendach

Der Oranje schlängelt sich wie eine Oase durch die Landschaft und an seinen Ufern gedeihen vorwiegend Obst und Weintrauben. Schon möglich dass manche Traube in europäischen Supermärkten von hier stammt.
Willies Weingärten werden aber für die Produktion von Rosinen gebraucht. Wir kosten die beste Sorte, grosse goldfarbene, ausgesprochen fruchtig und köstlich. Kein Vergleich zu unseren schrumpeligen braunen Exemplaren in Österreich.

High Tech Bewässerungssystem

Die Abende verbringen wir standesgemäss beim Braai am offenen Kamin.
Dabei erfahren wir auch die Schattenseiten des Farmlebens. Farmer ist der gefährlichste Beruf Südafrikas, erzählt uns Willie. Beinahe täglich kommt es zu Überfällen, einige davon enden mit einem Massaker an den weissen Eigentümern. Es wird gemunkelt dass organisierte Banden von oberster Stelle zu diesen Greueltaten angestiftet werden um die Landreform voranzutreiben oder zumindest die Unzufriedenheit der armen schwarzen Bevölkerung von der herrschenden Korruption der Regierung abzulenken. Die Umverteilungspolitik die seit dem Ende des Apartheitregimes erwartet wurde erstickt in der Habgier der neuen schwarzen Oberklasse. Der Verlierer ist wie so oft der einfache Bürger.

südafrikanischer Militär Unimog - voll gepanzert
Der Abschied von Willie fällt uns richtig schwer. Seine Gastfreundschaft war überwältigend aber bis Johannesburg sind es noch fast 1000 Kilometer und unser Flieger wartet nicht.
Bis wir Pretoria erreichen durchqueren wir ehemalige Homelands, Landstriche die während der Apartheit für die schwarze Bevölkerung freigegeben wurde und bis heute in der Entwicklung hinterher hinkt. Die aktuelle Arbeitslosenquote in Südafrika beträgt 27 %. Trotz Bergbauindustrie finden viele keinen Job und leben in einfachen Blechhütten am Stadtrand. Dazu kommen noch die Aids Kranken und die Flüchtlinge aus anderen afrikanischen Staaten. Oft blicken die Armen der Gesellschaft von ihren Hüttensiedlungen direkt auf die Villen und noblen Wohnviertel der gehobenen Mittelschicht und der Reichen.

Ferdis Werkstätte

In Pretoria angekommen steuern wir direkt zu Ferdie. Er ist unter Unimog Besitzern in Südafrika als absoluter Spezialist bekannt und wir wollen  vor der Abreise einige Servicearbeiten durchführen lassen und endlich neue Schwingsitze besorgen.

Auch hier erleben wir südafrikanische Herzlichkeit. Eine Einladung zum Braai ist selbstverständlich wobei dieser hier Indoor stattfindet. Der offene Kamin ist nur durch eine Gittertür zugänglich. Johannesburg und Umgebung gelten als besonders gefährliches Pflaster. So überrascht es uns nicht dass niemand ohne Waffe das Haus verlässt. Sogar beim Einkaufen ist die Pistole im Handtäschchen immer mit dabei. Man lehrt uns an der nahen Kreuzung niemals anzuhalten und die Stoptafel einfach zu ignorieren, die Gefahr eines Raubüberfalls sei an dieser Stelle besonders hoch.
Für die Nacht organisieren sich viele Wohngebiete eigene Wachdienste die patrouillieren und selbst schützt man sich durch Hunde und Funkverbindungen, das Gewehr jederzeit griffbereit.
Für uns ist das äusserst gewöhnungsbedürftig und ein Leben hinter all den Zäunen mit Scheinwerfern und Alarmanlagen undenkbar.

neue 2. Lichtmaschine für den Wohnaufbau
Die Lebensbedingungen für die weisse Bevölkerungsgruppe verschlechtert sich zusehends. Nicht nur die junge Generation sucht vermehrt eine neue Heimat im Ausland. Besonders Kanada und Australien gelten als beliebte Auswanderziele. Arbeitsplätze müssen oft laut Gesetz mit schwarzen Südafrikanern besetzt werden und Weissen bleibt nur der Weg in die Selbständigkeit.
Wirtschaftlich befindet sich Südafrika in einer Abwärtsbewegung. Die Politik versumpft in Korruptionsskandalen.


Dennoch, Südafrika hat Flair und wir freuen uns bereits auf die nächste Etappe. Im Februar geht es weiter.