Lusaka – Der Unimog steht – Lagerschaden am Vorgelege



Die Diagnose ist eindeutig. Das rechte hintere Vorgelege ist kaputt. Wir sind fahrunfähig und brauchen Ersatzteile die nirgends auf Lager sind.
Der absolute Supergau für uns.

Klar, es hätte uns auch viel schlechter treffen können. Immerhin erreichten wir noch selbständig die Werkstatt, befinden uns in Lusaka, der Hauptstadt Sambias und können im Werkstatt Hof campieren.
Die Werkstatt heisst German Truck Tech und gehört einem Deutschen. Ausserdem haben wir Wasser und Strom und nebenan verkauft ein deutscher Fleischhauer auch noch leckere Wurst.


Carsten bei der Inspektion
Trotzdem ist die Situation schwierig und drückt auf unsere Laune.
Jeder Versuch die Teile in Afrika aufzutreiben scheiterte.

Dabei haben wir vieles probiert und bekamen eine Menge Unterstützung.

Carsten, der Besitzer der Werkstatt überlegte zuerst eine provisorische Reparaturmöglichkeit. Leider waren nicht einmal dafür Teile erhältlich. 
Internet Communitys versorgten uns mit Kontakt Adressen für Südafrika und Namibia. 
Jost, ein Mercedes Ingenieur den wir in Nairobi kennengelernt hatten stand uns mit technischem Rat zur Verfügung und Jochen und Antje aus Windhoek besuchten uns dann auch noch mit ihrem Unimog in der Werkstatt. Obwohl sie ein passendes  Ersatz Zahnrad dabei hatten reichte es nicht denn es müssen alle Komponenten erneuert werden.

Vorgelege am OP Tisch
Die Misere haben wir uns wahrscheinlich sogar selbst eingebrockt. Anstatt wie am Beginn unserer Reise regelmässig die Ölstände zu kontrollieren wurden wir nachlässig. Nicht einmal die eigenartigen Geräusche die wir manchmal zu hören glaubten brachten uns auf die Idee wieder mal den Ölstand zu checken. Ein fataler Fehler. Erst als der Mechaniker einen Routine Ölwechsel durchführte merkten wir die Katastrophe. Das Öl war bereits klumpig und mit kupferfarbenen Abrieb versetzt. Ein deutlicher Hinweis auf den Schaden.

Jetzt müssen wir die Konsequenzen tragen und irgendwie eine Lösung finden.

die Jungs waren super
Unser erster Weg führte uns zu Southern Cross Mercedes, der Vertragswerkstätte in Lusaka. Erstmalig stutzig machte uns der Standort der LKW  Abteilung. Ein  Aussenposten am Stadtrand wo es weder ordentliches Werkzeug noch arbeitende Mechaniker gibt. Das Gelände wirkt mehr als Abstellplatz für LKWs als florierende Werkstätte. Während  unseres zwei stündigen Besuches sahen wir niemanden reparieren oder sonstiges geschäftiges Treiben. Eine eigenartige Firma. Um uns nach den Ersatzteilen zu erkunden schickte man uns wieder in die Zentrale. Dort erhielten wir die Auskunft dass die Teile 4-6  Wochen  Lieferzeit haben. Sollten wir eine Expressbestellung beauftragen könnten wir vielleicht mit nur zwei Wochen rechnen. Dafür bezahlt man dann aber auch einen 40%igen Aufschlag auf den Gesamtpreis obwohl die Preise sowieso weit über den Ersatzteil Preisen in Österreich liegen. Option abgehackt und ausgeschieden.

hebt die Moral
Unsere nächste Idee war der Paketdienst. DHL könnten wir vergessen. Das war die Auskunft aller Weissen die wir hier in Lusaka befragten. Alles dauert extra lang und die Zollabwicklung sei extrem mühsam.
Übers Internet machten wir dann Fedex ausfindig. Die sind auch in Lusaka aktiv  aber normalerweise nicht für private Sendungen zuständig. Für uns hätten sie eine Ausnahme gemacht aber als wir die Info erhielten dass für ein Paket mit einem Wert von USD 2000,-- weitere mind. USD 1200,-- an Steuern und Gebühren fällig werden war auch diese Variante erledigt.

echter ausgestopfter Löwe am Flughafen in Harare - geschmacklos!
Was nun? In Österreich sind die Teile innerhalb von zwei Tagen verfügbar. Die Frage war nur, wie schaffen wir sie nach Sambia.
Nach einem kurzen mentalen Tiefpunkt dann die endgültige Lösung. Wir haben unglaubliches Glück das jemand aus unserer Familie eine Woche später einen Flug nach Simbabwe gebucht hat. Ein unfassbarer Zufall. Wir bestellten also die Teile bei einem Händler in Österreich und unsere Familie zu Hause organisierte die Abholung und einen Koffer als zusätzliches Fluggepäck.
Eine kleine Schrecksekunde bescherte uns das Gewicht der Teile. 16 Kilo verstauen sich nicht einfach zwischen Hemden und Socken.


ein Koffer voller Teile
Jetzt mussten wir nur noch überlegen wie wir nach Simbabwe kommen. Auto mieten war zu teuer, Bus fahren hätte ewig gedauert, also blieb nur das Flugzeug. Der Aufwand war riesig. Die Kosten für ein Flugticket, die Visa Gebühren für Simbabwe und noch einmal Sambia, ein Hotel. Trotz allem war die Aktion immer noch günstiger als der Rest der Möglichkeiten und was noch wichtiger war, schneller.
Alfred machte sich also auf den Weg. Bedenken wegen der Zoll Problematik lösten sich rasch auf. In Simbabwe akzeptierten die Behörden dass die Teile am nächsten Tag wieder ausgeführt werden und in Sambia gab es keine Kontrolle.

neu geputzt und gefettet
In der Werkstätte hatte Carsten zwischenzeitlich alles für die schnelle Reparatur vorbereitet. Wie vor einer Operation wurden am Vortag schon alle Teile geputzt und das Getriebegehäuse zerlegt. Es war Samstag als die Reparatur begann und unsere Hoffnung das Wochenende bereits woanders verbringen zu können war gering. Zu gut kennen wir die Geschwindigkeit afrikanischer Mechaniker. Aber wir wurden überrascht. Unter Aufsicht von Carsten wurde emsig geschraubt und wir fuhren tatsächlich am Nachmittag vom Hof.

Sind wir happy endlich wieder unabhängig zu sein. Der Unimog rollt wieder.

Danke an alle die uns tatkräftig unterstützt haben und besonders an Tina und Hannes.