Meeresrauschen, im Wind kräuselnde Palmenblätter, unsere Hängematte und ein voller Kühlschrank – es braucht so wenig um glücklich und zufrieden zu sein.
Seit zwei Wochen frönen wir nun diesem Lazy Camping Stil
zuerst an Kenias Diani Beach und später in Pangani in Tansania.
Schwimmen, gut essen, Gedanken sortieren, neue Pläne schmieden,
übers Leben nachdenken und Zeit zum Nichtstun haben.
Seit wir den schwarzafrikanischen Kontinent betreten haben
begegnet uns immer wieder eines – die Fröhlichkeit der Menschen. Fast hat man
den Eindruck, je armseliger die Hütte umso mehr winken uns die Bewohner zu. Sie
trotzen dem Elend, dem allgegenwärtigen
Schmutz und der Einfachheit des Alltags und schaffen es dennoch so viel
Lachen und Freude zu vermitteln.
Dinner am Strand |
Egal ob gerade Masaifrauen Spass daran finden den Unimog
zu inspizieren oder die Kinder ihre Gaudi haben wenn sie vor der Fotokamera
Grimassen schneiden, überall das gleiche Bild. Die Menschen hier erfreuen sich
einfachster Dinge und leben unkompliziert.
Wer müde ist legt sich für ein kurzes Nickerchen unter einem Baum und
Zeit für einen Plausch findet sich auch immer.
Man lebt im Hier und Jetzt und ist zufrieden wenn die
Grundbedürfnisse gedeckt sind.
ohne Worte |
Das heisst nicht dass hier nicht gearbeitet wird. Gerade
im ländlichen Raum ist das Leben extrem hart. Die Felder werden grossteils nur
in Handarbeit bestellt, die
Wasserversorgung muss mühsam mit Kanistern gewährleistet werden und auch sonst
wird vieles mit einfachsten Mitteln bewältigt. Und dennoch gewinnen wir immer
wieder den Eindruck dass die Leute gelassener durchs Leben gehen als in unseren
Breiten.
Man unterwirft sich keinen gesellschaftlichen Zwängen
oder jagt Schönheitsidealen nach. Wer
bescheidenen Wohlstand erreicht zeigt das durch gewichtiges Aussehen.
Die dicke afrikanische Mama, so nennt man hier erwachsene Frauen, ist hier
Ausdruck von gutem Leben. Wer es sich leisten kann isst gut und ausgiebig,
Veganer ist hier keiner freiwillig.
Irgendwo am Markt |
In Städten, auf Märkten, in Firmen herrscht zwar emsige
Betriebsamkeit aber anders als wir es kennen.
Termindruck bringt niemanden aus der Fassung, Hetze
gibt’s nicht, man macht was man schaffen kann und manchmal wird einfach ein
Liedchen angestimmt. Ob Mechaniker, Kellner oder Passanten der die Strasse
quert jeder ist im Schlenderschritt unterwegs. Sogar im täglichen Verkehrschaos
Nairobis verliert niemand die Nerven nur weil die Polizisten an der Kreuzung
eine halbe Stunde lang vergessen eine Fahrtrichtung durchzuwinken. Ausser diese
Weissen im Unimog natürlich.
Es herrscht eine kollektive Gelassenheit und manchmal
fast stoische Ruhe. Dafür werden Feste umso ausgelassener gefeiert und sogar
Begräbnisse finden ein fröhliches Ende. Der Afrikaner hat eben Rhythmus im
Blut. Besonders witzig finden wir immer die Mopedfahrer die uns mit lauter
Musik aus dem „Mopedradio“ überholen und manchmal sogar mit vier Personen
besetzt sind.
drei Männer und ein Moped |
Ein Schwarzafrikaner verschwendet nicht viele Gedanken an
Morgen müsste er sonst vielleicht auch überlegen ob der rasende Buschauffeur einen
Unfall baut, er an Malaria oder Aids sterben könnte oder von einer Schlange
oder Skorpion gebissen wird.
Wahrscheinlich ist dieser Gleichmut eine unumgängliche
Eigenschaft um überhaupt auf diesem Kontinent zu überleben. Wir bereisen viele
Gebiete wo es für die Menschen schlichtweg
täglich ums nackte Überleben geht, wo Hunger und Mangelernährung Alltag
sind, kein reines Wasser verfügbar ist. Hier braucht es auch eine
unbeschreibliche Leidensfähigkeit um das zu ertragen. Und nur hier verliert
auch der Afrikaner sein Lachen.
Schwerstarbeit im Reisfeld |
Die Politiker die das ändern könnten kümmern sich leider
nur um eigene Interessen.
Zusätzlich erschwert das Festhalten an Gewohnten
besonders Stämmen wie den Massai sich der
Zeit anzupassen. Wie uns Leonard, einer der wenigen hoch gebildeten Masai
erklärte ist es sehr mühsam den Leuten Entwicklungen verständlich zu machen die
erst nach Jahren Früchte tragen oder auch Bildungsangebote für ihre Kinder
wahrzunehmen wenn diese doch als Viehhirten gebraucht werden. Kinder sichern in
Afrika auch die eigene Altersversorgung. Staatliche Pensionen gibt es nur für
wenige. Ein Grund für die hohe Geburtenrate. Aber trotzdem denkt niemand an die
nächste Generation.
Fischer fangen soviele Fische wie geht , für Holzkohle wird gerodet ohne Aufforstung, grosse
Rinderherden lassen das Land zwar immer mehr veröden aber Erhöhen das Ansehen
des Besitzers, Müll wird einfach weggeworfen. Maschinen verfallen weil es keine
Ersatzteile gibt oder qualifizierten Mechaniker fehlen.
Die Politik wäre gefordert versumpft aber in fast allen
afrikanischen Staaten in Korruption und Machtkampf, wie hat uns Edi, der
Hausmann der Twiga Lodge so plakativ erklärt. In Afrika gewinnt nie die
Opposition, auch wenn sie mehr Stimmen erhält behält normalerweise die
Regierungspartei die Macht denn sie kontrolliert das Militär.
bis zum letzten Platz belegt |
Afrika hat sich in den letzten Jahrzehnten nur wenig
verändert. Die neuen Strassen die gebaut wurden befinden sich oft schon wieder
in Auflösung, ein Synonym für die gesamte Entwicklung. Wenige werden immer
reicher, viele bleiben weiterhin arm. Auch noch so gut gemeinte
Entwicklungshilfe aus dem Ausland kommt an seine Grenzen. Es ist die Einstellung
des Afrikaners zum Leben. Niemals wird sich diese Gesellschaft in eine
Leistungsgesellschaft nach westlichen Massstäben verwandeln oder eine
wirtschaftliche Führungsposition einnehmen können. Alles läuft hier eben
langsamer.
Zeit bedeutet hier nicht Geld, Zeit ist Leben.
Obwohl – darüber sollten wir auch in den
Industrienationen wieder vermehrt nachdenken.