(Zwangs) Pause in Nairobi oder wechsle nie den Burgmannring


Während wir diese Zeilen zu schreiben beginnen sind wir gerade mittendrin im Werkstatt Getümmel. Wieder zeigt sich dass wir bei unserer Reise nichts vorher planen können.


Begonnen hat noch alles wie erwartet. Nach unserem Österreich Urlaub sind wir mit 80 Kilo an Ausrüstung und Ersatzteilen im Gepäck wieder in Nairobi gelandet. Der Unimog parkte zwischenzeitlich in der Jungle Junction. Ein deutsch geführter Campingplatz und der Treffpunkt aller Afrikareisenden.
Das undichte Dachfenster hat die Standzeit dank intensiver Abdeckung gut überlebt. Weniger toll ist dass das  zweite Dachfenster einen Kollateralschaden erlitten hat.

Die Innenscheibe ist beinahe zersplittert. Zum Glück haben wir einen Acrylglaskleber dabei und so verbringen wir die ersten Tage mit Reparaturarbeiten. Wir installieren auch noch den mitgebrachten neuen Spannungswandler, der alte war ein Stromfresser, erneuern die Moskitonetze und bauen mit Hilfe der JJ Mechaniker zwei neue Starterbatterien in den umgebauten  Batteriekasten ein. Ein Unimog hat seine Eigenheiten.  Standardmässig passen nur Original Mercedes Batterien in den Kasten und die haben ein spezielles Mass das nirgends sonst erhältlich ist. In Kenia würden uns diese Batterien umgerechnet  Eur 700.-- pro Stück kosten, ein kleines Vermögen. Übrigens sind hier  alle Mercedes Ersatzteile um rund 80 % teurer , resultiert wohl aus den hohen Einfuhrzöllen.


Nairobi Down Town
Als wir endlich fertig sind erwischt uns ein kleiner Regenschauer. Die Gelegenheit für einen Dachfenster Dichtheitstest. Schaut gut aus. Jedoch war der Regen  nicht besonders ergiebig denn schliesslich ist immer noch Trockenzeit in Kenia und die hat das Land seit unserer Abreise ordentlich gebeutelt. Im nördlichen Kenia kämpft man mit einer der grössten Dürreperioden  seit Jahrzehnten. Die Regenzeit im Herbst blieb aus, Wasserstellen sind mittlerweile Mangelware, Tiere verenden und die Menschen streiten um die letzten Grasflächen für ihre Viehherden.  Die Regierung hat für einige Regionen den Notstand ausgerufen.

In Nairobi ist davon nichts zu merken. In den Villen und Luxusvierteln lässt es sich gut leben. Wer es sich leisten kann fährt grosse Autos, shoppt in Edelboutiquen und speist in feinen Restaurants. Nairobi zählt zu den wichtigsten Businessmetropolen Afrikas. Fast jeder internationale Konzern von Rang und Namen unterhält hier eine Niederlassung und die Chinesen bauen fleissig Hochhäuser. Das rasante Wachstum der Stadt spiegelt sich leider nicht im Strassenbau wieder.
Artikel aus "The East African"

Um die Mercedes Werkstätte zu erreichen starten wir bereits am frühen Morgen los und quälen uns eineinhalb Stunden durch endlose Staus und Verkehrschaos. Über der Stadt hängt ein dicker Smognebel, die Luftqualität ist furchtbar.

DT Dobie Nairobi

Im noblen Mercedes Verkaufsraum taucht man dagegen in eine andere Welt. Elegante Sitzgelegenheiten, ein kleiner exotischer Garten inmitten Hochglanz polierter Luxuskarossen.  Unser Unimog ist hier ein Exot. Sehr viele davon haben die Mechaniker hier noch nicht gesehen. Wir beauftragen einige Servicearbeiten und die Reparatur der Spurstange und Achsschenkel . In Dubai haben wir uns davor noch gedrückt aber jetzt muss es sein. Da auch der Ölverlust zwischen Motor und Kupplung  deutlich zugenommen hat lassen wir uns nach Prüfung des Kostenvoranschlages hinreissen  auch den sogenannten Burgmannring zu wechseln.
Wir übersiedeln also für zwei Tage in ein Hotel. Solange soll die Reparatur nämlich dauern.


wo ist der Motor?



Als wir wieder zu Mercedes kommen ist jedoch davon keine Rede mehr. Der Unimog ist  völlig zerlegt. Die Radvorgelege liegen im ausgebauten Zustand herum, die Kupplung ist demontiert, unser Vertrauen wird auf eine harte Probe gestellt. Es kommt aber noch schlimmer denn am dritten Tag teilt man uns mit dass für den Wechsel des Burgmannrings der ganze Motor ausgebaut werden muss. Wir sind geschockt und verfluchen unsere Entscheidung die Reparatur überhaupt begonnen zu haben. Erst als Mercedes versichert dass nur die Kosten des Voranschlages verrechnet werden geht es uns wieder etwas besser.

Unimog Motor ausgebaut




Zwischenzeitlich verbringen wir die fünfte Nacht im Hotel und das Auto ist immer noch zerlegt. Ob das jemals wieder fahrtüchtig wird, wir verdrängen diesen Gedanken.
der Einbau ist schwierig

Täglich pendeln wir vom Hotel zur Werkstätte. Während der  Taxifahrten erhalten wir Einblicke in das etwas andere Nairobi. Unbefestigte schmutzige  Gassen, armselige Blechhütten, offene Feuerstellen. Kein Wunder dass Nairobi auch für seine hohe Kriminalitätsrate bekannt ist. Unverhältnismässiger Reichtum und bittere Armut liegen eben nur einen Steinwurf entfernt.

Am 9.ten Tag ist es endlich soweit. Der Unimog ist fertig und fährt wieder. Jetzt aber nichts als raus aus dieser Stadt.