Westuganda entlang der Kongo
Grenze
Vom klimatisch angenehmen Hochland
geht es jetzt wieder ins Tiefland des zentralafrikanischen Grabenbruchs. Regen,
schwüle Hitze, Schlamm und jede Menge Insekten bestimmen ab sofort unseren
Alltag.
Dafür
finden sich hier die touristischen Highlights Ugandas. Die Hauptattraktion
schlechthin ist das Gorilla Trekking aber das lassen wir einfach aus. Es ist
uns zu teuer USD 600,-- pro Person dafür auszugeben. Keine Frage, das Erlebnis
wäre einzigartig aber für eine Stunde Gorilla Trekking können wir fast zehn
Tage in normalen Nationalparks verbringen und so ist die Entscheidung gefallen.
Wir steuern somit direkt zum südlichen
Teil des Queen Elisabeth Nationalpark. Uganda ist eben ein kleines Land und
damit sind auch die Nationalparks relativ winzig und wegen der dichten
Besiedelung oft auch noch zweigeteilt.
Um richtig fit für die anstrengenden
Gamedrives und das frühmorgendliche Aufstehen zu sein legen wir einen
zweitägigen Stopp auf einer Campsite direkt ausserhalb des Parks ein. Noch
einmal ein bisschen Luxus, ein drei Gang Dinner für umgerechnet Eur 8,-- und
ein Drink in der Baumhausbar, sehr entspannend.
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Campsite At the River |
Zu schön wenn der Regen nicht wäre.
Wir campieren mitten auf einer Wiese, es regnet einen halben Tag in Strömen und
während der Nacht spüre ich erstmalig Tropfen auf mich herab platschen. Das
Dachfenster über unserem Bett ist undicht. Es musste ja irgendwann kommen. Wir sind
vorbereitet und kramen unser sündteures von zu Hause mitgebrachtes 3M Dichtband
hervor und verbringen die Morgenstunden mit der Reparatur. Was wir dabei völlig
übersehen sind die vielen Ameisenstrassen die sich rund um den Unimog gebildet
haben. Erst als es uns überall juckt
realisieren wir dass es sich um Feuer Ameisen handelt. Blitzschnell krabbeln
sie die Beine hoch und beissen sich fest. Zentralafrika und seine Viecher,
wahrlich nichts für schwache Nerven.
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QENP |
Die ganze Aufregung ist schnell
vergessen und wir verbringen zwei herrliche Tage im Ishasha Sektor des Parks.
Zwar ist die Tsetse Fliege auch vorort aber dass kann uns mittlerweile nicht
mehr schocken. Zum Abschluss entdecken wir sogar noch einen dieser berühmten
Baumlöwen. Was es sonst noch über NP zu berichten gibt und ob sich ein Besuch
auszahlt beschreiben wir noch separat.
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öffentliche Piste durch QENP |
Die Weiterfahrt in den nördlicher
gelegenen Teil des QENP ist für uns eine Tagesreise. Wir campieren im Park auf
der Mweja Halbinsel mit herrlichen Ausblick auf den Edward See mitten im
Grabenbruch.
In der Dämmerung fängt es an zu
Summen und erst jetzt bemerken wir die Millionen von Mücken. Wir machen unsere
erste Erfahrung mit den Lake Flies. Die schwüle Hitze hindert uns die Fenster des
Unimogs zu schliessen und so verheddern sie sich im Fliegengitter und dringen
durch jede noch so kleine Lücke. Unsere selbstgebastelten Zusatzfliegennetze
haben sich bisher zwar gut bewährt aber jetzt hängen überall diese schwarzen
Mücken daran und bilden einen unappetitlichen Anblick. Es graust uns aber da
müssen wir durch.
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Kazinga Channel - das Reich der Lake Flies |
Noch lästiger ist jedoch dass wir seit
einigen Tagen mit einer Ameisen Invasion im Unimog kämpfen. Beim Einpacken
unserer Liegestühle haben wir diese Mitfahrer ins Auto geholt und bekommen sie
jetzt nicht mehr los.
Diese Miniameisen kommen aus allen
Ritzen, sehr übel.
Ablenkung von den
Querelen der letzten Tage bringt der grandiose Ausblick auf das Rwenzori
Gebirge und den Virunga Bergen im Kongo. Der 5100 m hohe Rwenzori bleibt zwar
in Wolken verhüllt aber die Landschaft ist dennoch grossartig.
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Rwenzori |
Ein kurzer Genuss
sind auch die siebzig Asphalt Kilometern zwischendurch. Danach wählen wir eine kleine
Piste die uns durch ein Gewirr von Kraterseen führt und herrliche Ausblicke auf
die Vulkanlandschaft bietet. Idyllische Campsites gäbe es genug aber alle sind
für den Unimog zu klein und zu eng. So nehmen wir direkten Kurs zur nächsten
Stadt. Als es auf den letzten Kilometern heftig zu regnen beginnt verwandelt sich
die Erdpiste in eine Rutschpartie. Im Schritttempo fahren wir bergab und sind
froh über unseren kurzen Radstand und dass uns das Heck nicht ausbricht. Allrad
nützt hier wenig.
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Rutschpartie |
Heil erreichen wir
Fort Portal. Endlich wieder eine Stadt mit guter Versorgungsmöglichkeit. Hier
heisst das, zumindest ein Supermarkt führt einige wenige Importwaren wie Käse oder
Schokolade oder Butter die aber gerade ausverkauft ist, weil Kenia nicht
liefert.
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City of Hoima |
Auf holprigen
Asphalt geht es weiter nach Norden zum Murchinson Falls NP. Bald schwenken wir
auch hier auf die nächste Piste ein und die hat es richtig in sich. Eine
Erdpiste mit Löchern über die ganze Fahrbahn, eine echte Qual. Wir haben kaum
ein Auge für die Landschaft. Weitläufige Teeplantagen und ärmlichste Siedlungen.
Bis nach Hoima ist es weit und das langsame Vorankommen beschert uns eine
Übernachtung am Gelände eines kleinen Spitals. Übrigens die Ameisen als
Mitfahrer sind auch noch an Bord. Da hilft auch der Fliegenspray im
Dauereinsatz nichts.
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Auch der weitere
Weg birgt seine Herausforderungen. Entlang des Albertsees erwarten uns lange
Schlammpassagen. Erstmalig müssen wir beim Unimog alle Register ziehen und
fahren mit allen Sperren. Unser Glück
ist dass es nicht regnet.
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Piste von Hoima nach Murchinson Falls |
Zunehmend
erschöpft und genervt nehmen wir schon seit geraumer Zeit die vielen Give me
money Ausrufe besonders zur Kenntnis. Ob Kinder oder Erwachsene, bei Begegnungen mit Weissen denken in diesem
Teil Ugandas die meisten zuerst an Geldquelle. Natürlich herrscht hier Armut,
Kinder mit zerlumpter schmutziger Kleidung, teilweise mangelernährt und viel zu
viele. Die besonders Armen hausen in strohgedeckten Lehmhütten mit keinem
Zugang zu sauberen Wasser und minimalsten hygienischen Standard. Die
medizinische Versorgung gehört grundsätzlich in Uganda zu einer der
schlechtesten in Afrika, durchschnittliche Lebenserwartung 58 Jahre. Das Bildungssystem
ist marode. Erst vor kurzem wurde festgestellt dass viele Lehrer in
Grundschulen selbst nicht richtig lesen und rechnen können. Wie immer sind die
ländlichen Regionen besonders schlecht versorgt.
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namenloses Dorf Richtung Hoima |
Es ist schwierig
diese wilden Lebensbedingungen zu beschreiben aber noch schwieriger ist es
Fotos zu machen. In Ost- und Zentralafrika herrscht sehr oft Fotoscheue. Auch
höfliches Fragen hilft da nicht weiter. Die Menschen wissen nicht wofür das gut
sein soll. Als uns einmal ein Mann in Kasese fragte wieso Weisse immer Fotos schiessen
und wir antworten dass wir die Bilder unserer Familie zu Hause zeigen um ihnen
die Schönheit Ugandas näherzubringen war er erstaunt und nach kurzem Nachdenken
freute er sich darüber.
Nur Kinder sind
begeisterte Fotomotive und haben ihren Spass daran.
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Konzentrieren wir
also wieder auf Landschaftsfotografie.
Gerade der Murchinson Falls NP ist dafür wie geschaffen. Die imposanten
Wasserfälle des Nils, das Deltagebiet zum Albertsee und Palmen Savannen
hinterlassen bleibende Erinnerungen. Wir sehen Einheimische die mit einem
kleinen Holzkanu ein riesiges totes Hippo zum Ufer schleppen. Die Jagd ist
illegal aber der Hunger nach Fleisch lässt Gesetze vergessen.
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Murchinson Falls |
Die Menschen
kämpfen ums Überleben. Ist doch egal dass wir immer noch Krabbeltiere im Unimog
haben, die Batterie leckt, wir allergisch auf Gräserpollen sind, unter der
Hitze leiden und ab und zu Bettelei ertragen müssen. Wir haben zu Essen, ein
Luxushaus auf Rädern und sind freiwillig hier.