Der Traum von der Freiheit auf Weltreisen, tun auf was man Lust hat, grenzenlose Selbstbestimmung und die schönsten Flecken der Erde sehen. Perfekt - wäre da nicht das lästige Drumherum.
Kritisch wird es wenn man auf einer 850 Kilometer langen
Pistenetappe fährt, die schlimmsten Strassenverhältnisse bewältigen muss und
sich das Auto langsam auflöst.
Tanzania ist ja grundsätzlich kein Konsum Schlaraffenland
aber hier ist es ganz arg. Brotbacken gehört schon lange zu den
Standardtätigkeiten. Ab und zu noch ein frischer Kuchen, aber das ist unser
persönlicher Anspruch.
die Piste wird schlechter |
Abgelegen unterwegs zu sein bedeutet auch wild zu campen.
Eine Herausforderung obwohl wir durch endlosen Busch fahren. Diesmal ist nicht
die Besiedelung das Problem sondern wie kommen wir von der Piste weg. Der
Verkehr beschränkt sich zwar nur auf Busse und Lkw´s aber die rauschen meist
mit absolut überhöhter Geschwindigkeit an uns vorbei und können kaum ausweichen.
Achtung Gegenverkehr |
Ein lebensgefährliches Schauspiel und so brauchen wir unbedingt einen Übernachtungsplatz auf sicherem Terrain. Wir
entdecken Baugruben als ideale Schlafstätte. Grosse ausgebaggerte Gruben die auch
Sichtschutz bieten - ideal.
Sicherheit ist bei Wildcamping in Afrika immer ein Thema.
Wild campen |
Wir brauchen einige dieser Plätze bis wir die
Durchquerung geschafft haben denn die Pistenverhältnisse werden zunehmend
schlechter und verlangsamen unser Weiterkommen drastisch. In Inyonga, einem
kleinen Ort entlang der Strecke leiden wir besonders unter den furchtbaren
Pistenzustand. Umso unglaublicher dann der Anblick der nagelneu asphaltierten Nebenstrasse
im Ort.
Inyonga |
Schon auf der gesamten Strecke erstaunt uns die Armut der
Menschen und die gänzlich fehlende Infrastruktur. Es gibt weder medizinische Versorgungseinrichtungen
noch ausreichend Schulen und dann diese Geldvernichtung. Niemand besitzt hier ein
privates Auto oder Moped und die von Überlandbussen frequentierte Hauptstrasse bleibt
vollkommen unsaniert. Ein typisches Beispiel wie Provinzpolitiker ihre
Wählergunst erkaufen.
Wasser holen |
Bald holen uns unsere eigenen Probleme wieder ein. Schon
längst sollten Wartungsarbeiten am Unimog erledigt werden aber ausser Öl nachfüllen,
immerhin verbrauchen wir beinahe 2,5 Liter auf 1000 Kilometer sind wir dafür abends
zu angeschlagen.
Panne - die Fahrgäste sind gelassen |
Der Busch setzt uns zu. Dichter Miombo Trockenwald und
Heimat der Tsetse Fliege. Bereits im Katavi NP haben uns diese Biester stark zugesetzt
aber seit Mpanda sind wir auf der Flucht. Die Fensterscheiben halten wir schon
lange fest verschlossen und jetzt können wir nicht einmal mehr aussteigen.
Sofort fallen sie wie ein Schwarm über uns her. Wir schaffen es gerade noch in
den Aufbau. Dort, wie auch beim Umstieg in die Fahrerkabine heisst es zuerst
alle erschlagen oder zu Tode sprühen. Die Zähigkeit der Viecher ist immens und bedeutet
Kampf. Für uns die schwierigsten Bedingungen die wir bisher meistern mussten.
Tsetse Fliege - die afrikanische Bremse und Überträger der Schlafkrankheit |
Nach 2 Tagen ohne jegliche Möglichkeit sich im Freien
aufzuhalten vergeht uns jeglicher Spass. Wir sind ausgelaugt und möchten nur
noch raus aus diesem Gebiet. Jetzt ist klar wieso die Region so dünn besiedelt
ist.
Erst nach weiteren 250 Kilometern erreichen wir in Tabora
wieder Asphalt. Insgesamt haben wir damit 850 Kilometer durchgehend auf Pisten
zurückgelegt.
Die ersten Folgen der Schüttelei lassen nicht lange auf
sich warten, das Solarpanel dass wir schon in Dubai reparieren mussten ist
wieder ausgefallen und unser Batterieladegerät hat auch einen Wackelkontakt.
Unsere Vorräte gehen zur Neige. Später merken wir auch
noch dass es an der Hinterachse leckt und es gerade den Pol der Autobatterie
zersetzt weil sie undicht ist. Dennoch der Unimog läuft noch. Der hält echt was
aus.
immer gut drauf |
Wir sehnen uns nach Zivilisation und hoffen diese in der
zweitgrössten Stadt Tanzanias, in Mwanza zu finden. Die Stadt liegt direkt am
Viktoriasee, dem grössten See Afrikas berühmt durch den Nilbarsch. In den
sechziger Jahren wurde dieser sich schnell vermehrende Fisch eingesetzt um die
Bevölkerung besser zu ernähren. Die Folge waren leider ein gestörtes Ökosystem,
das Aussterben der Cichliden (ursprünglich heimischer Buntbarsche) und die
Ausbreitung von Algen.
Trotzdem sollte sich der Platz für einen Urlaub eignen. Zuerst
aber suchen wir einen Supermarkt. Nach zwei Stunden und fünf abgeklapperten Geschäften
haben wir endlich die Einkäufe erledigt. Nur Streichkäse war nirgends aufzutreiben.
Holzkkohletransport |
Als Campingplatz wählen wir den hiesigen Yachtclub. Bis
auf ein paar kleinere Boote ist nicht viel los aber hier tummeln sich die
Reichen der Stadt. Wenn man in Afrika etwas braucht muss man nur die richtigen
Leute kennen und schon eröffnen sich ungeahnte Möglichkeiten. Wir haben Glück
und man vermittelt uns eine fähige Mechaniker Truppe die uns am nächsten Tag den
undichten Simmering der Hinterachsen Antriebswelle gleich direkt am
Campingplatz erfolgreich wechselt. Die Dichtung hatten wir als Ersatzteil dabei.
Es findet sich sogar eine Werkstatt die kaputte Batterien wieder repariert. Was
in Europa im Müll landet wird in Afrika problemlos in Stand gesetzt. Recycling
auf höchstem Niveau. Die Wegwerfgesellschaft der Industrienationen könnte sich
daran ein Vorbild nehmen.
wild aber kompetent |
Uns bleibt kaum Zeit die wunderschöne von Palmen
umrandete Campingwiese mit Blick auf die Stadt zu geniessen. Es gibt einfach zu
viel zu tun.
Die Solaranlage zusammen flicken, Berge von Wäsche
waschen, Luftfilter ausblasen, alle Schrauben wieder festziehen, Ölstände
kontrollieren, Fotos sichten, Blog schreiben, Tagebuch nachtragen, Putzen,
Brotbacken,…..
Der ganz normale Alltag einer Weltreise.
Yachtclub in Mwanza |