Im Reich der Missionare – Lake Nyasa


Vor über 150 Jahren durchquerte eine Expedition des legendären Afrikaforscher Dr. David Livingstone den Südwesten Tansanias. Auch wir fühlen uns in dieser abgelegenen Region wie auf Expedition denn wir fanden kaum Beschreibungen oder Erfahrungsberichte anderer Reisenden. Die Strecke suchten wir nach Satellitenkarten von Google Earth, es soll eine Rundtour werden die uns von Njombe aus über die Livingstone Mountains nach Manda am Malawisee und die Küste südwärts bis Mbamba Bay und über Songea wieder zurück zum Ausgangspunkt führen soll. Als Schlüsselstelle könnte sich eine Flussquerung mit einer Fähre erweisen aber wir werden sehen.

Campingplätze sucht man hier vergeblich und so steuern wir als Übernachtungsplatz unsere erste Missionsstation an. Schon Livingstone reiste als Missionar durchs Land und im kleinen Ort Uvemba finden wir sein Erbe. Ein Benediktiner Kloster mit einer überdimensionierten Kirche.
Wir staunen nicht schlecht als uns Pater Andreas und Pater Thiemo mit bayrischem Akzent willkommen heissen. Die beiden über 80 jährigen Mönche und eine ebenso betagte Schwester Tatiana sind die letzten Weissen im Kloster.
Hausgemachte Wurst, frisches Brot und Buchteln kredenzt man uns zur Nachmittagsjause,
wir fühlen uns im tiefsten Afrika wie in der Heimat.
Klosterhof und Kirche für 1000 Personen

Die beiden Mönche erzählen uns über die mühsamen Anfänge. Der frühere Missionar war nicht nur Verkünder des christlichen Glaubens sondern Wegbereiter für Fortschritt und Entwicklung. Zuerst mussten Wege und Strassen angelegt werden, dann erst kamen die Kirchen. Während der Regenzeit waren sie für die Menschen der einzig trockene Ort. Hier fand sich die Dorfgemeinschaft zu Gesängen zusammen. Langsam übernahm man damit auch die Religion. Später folgten Schulen, Spitäler und Brunnen.
Aus einem völlig unterentwickelten armen Gebiet wurde für afrikanische Verhältnisse eine  Region mit vielfältiger Landwirtschaft und guter Infrastruktur.
Geschäfte, Strom, Mopeds - für Afrika super Infrastruktur

Unsere Streckenplanung müssen wir jedoch aufgeben denn wir erfahren, dass die Fähre zwar bis max. 8 Tonnen Beladung reicht aber derzeit wegen eines Defektes ausser Betrieb ist. Auch in der Trockenzeit gibt es kein Durchkommen, die Fähre ist für Fahrzeuge die einzige Möglichkeit den Fluss zu queren. Das ist Afrika, mal geht was mal nicht und niemand denkt daran etwas zu verändern.

Für uns heisst es um planen. Flexibilität ist eine der wichtigsten Eigenschaften für Weltreisende. Der See bleibt unser Ziel und so wählen wir eine Route weiter nördlich. Eine Entscheidung die wir noch bereuen.
Camping im Dorf

3 Tage und 2 Nächte verbringen wir auf 200 Kilometern miserabler Piste. Abwechselnd erwarten uns Passagen mit Wellblech, Steinen, Löchern und Querrillen. Eine Bergstrecke auf 2000 bis 2900 Metern Höhe die gnadenlos jeden Bergrücken und jedes Tal durchläuft. Eine der höchstgelegenen Strecken Afrikas. Rasende Minibusse und Mopeds stauben uns ein. Der Luftfilter vom Unimog braucht bald wieder eine Wartung.

Kituloplateau auf 2899 m

Die Landschaft erinnert uns an die Alpen. Nadelbäume, Wiesen und Kühe nur das mittendrin auch noch Bananenstauden und Maisfelder gedeihen. Mitten drinnen sind zwei kurze Asphaltstrecken dabei, einmal über einen steilen Pass und dann durch den Ort Mateke. Jedes Mal pumpen wir eifrig unsere Reifen hoch weil wir meinen dass hier das Pistenende erreicht sei und jedes Mal lassen wir enttäuscht den Luftdruck wieder hinaus.
Strassenbau Projekte in Afrika folgen keinem logischen Muster und beginnen so willkürlich wie sie enden. 
Landwirtschaft bis auf 2800 m

Überraschenderweise ist das gesamte Gebiet dicht besiedelt und die Lebensumstände der Bewohner sind im Vergleich zu anderen Regionen Tansanias merkbar besser. Wir sehen ausschliesslich gemauerte Häuser, es gibt Wasserleitungen und jeder Ort verfügt über einen Brunnen. Die vielen Kirchen zeugen von der durchgängigen Christianisierung. Missionsspitäler bieten aussergewöhnlichen medizinischen Standard und die Menschen sind gut mit Kleidung versorgt. Hier ist Zielgebiet für unsere Altkleidersammlungen. Pausenlos passieren wir Marktstände die den Inhalt der Kleidungssäcke am Boden zum Verkauf anbieten. Die starke Präsenz von Missionsstationen und Entwicklungshilfe Organisationen ist unübersehbar. Wir fragen uns nur wieso in manchen Gebieten keine einzige Hilfsorganisation tätig ist.

Luxushaus mit Kleidermarkt

Als wir endlich den Asphalt erreichten sind wir geheilt von weiteren ausgefallenen Durchquerungsrouten, unser Bedarf endgültig gedeckt. Auch wenn ein Unimog nur wenige Grenzen kennt so sind solche Strecken der Lebensdauer dennoch nicht zuträglich.
Wir beschliessen nur noch absolut notwendige Pistenkilometer zu  befahren und die gibt es in Afrika zu Hauf.


hängengebliebener Holzlaster - unvorhersehbare Hindernisse

Die Nächste erwartet uns bereits. Die letzten vierzig Kilometer zum See haben es wieder in sich. Die letzte Sanierung liegt wahrscheinlich Jahre zurück, entsprechend steinig und holprig zuckeln wir dahin. Zum Schluss geraten wir auch noch in ein gigantisches Strassenbauprojekt. Mitten im Nichts Baumaschinen ohne Ende und Schotter LKW´s. Schon länger vermutet man im Malawisee Bodenschätze wie Erdöl und Erdgas. Tansania und Malawi streiten um die Seegrenzen. In Afrika wird kein Gebiet nur für die Bevölkerung entwickelt sondern meist gibt es übergeordnete Interessen.

Reis trocknen


Nach drei Stunden erreichen wir beim Hafenort Matema endlich den See. Unsere Qualen der letzten Tage sind schnell vergessen als wir den langen Sandstrand aus dunklen Lavasand erblicken. Der Malawi See oder Lake Nyasa wie er in Tansania genannt wird ist der drittgrösste See Afrikas. Glasklares  Wasser lädt zum Schwimmen ein und wir verbringen eine schöne Zeit umgeben von herrlicher Kulisse.


Malawi See mit Livingstone Mountains