Wildnis nach westlichen Masstäben ist für den Afrika Reisenden ein ständiger Begleiter. Egal ob im ländlichen Raum oder in den Gassen grösserer Städte alles erscheint hier wild und unterentwickelt. Ob die vielen unbefestigten Wege, der Blick in einen Spitalshof oder die Menschen die mit Ochsenkarren ihre Felder bearbeiten, die Beispiele sind unendlich.
Wir meinen damit jedoch
die unberührte Landschaft mit einer weltweit einzigartigen Tierpopulation, den
afrikanischen Busch.
Trotz stetigen Bevölkerungswachstums und einhergehenden
Brandrodungen und Abholzung existieren immer noch grosse Wildnisgebiete und
unberührtes Buschland. Ein Grund könnte die
Tsetse Fliege sein, eine aggressive Bremse die die tückische Schlafkrankheit
überträgt und gerade in Buschwäldern, Miombo genannt die Besiedelung
verhindert.Massai Junge hatte Durst |
Unser Weg in die Wildnis beginnt in Iringa. Schon die
Ausfahrt hat es in sich. Die Hauptstrasse ist gesperrt und so biegen wir in
eine sich bergab schlängelnde Piste ein die uns nur mit Mühe in die geplante
Richtung bringt. Typisch afrikanisch endet auch dort die Asfaltstrasse nach wenigen
Kilometern. Jetzt sind wir richtig, die Piste führt uns zum Ruaha Nationalpark,
dem mittlerweile grössten Nationalpark Tansanias.
durch Miombo Buschland |
Am Pistenrand treffen wir vermehrt auf traditionell
gekleidete Massai. Sie sind als Kuh oder Ziegenhirten unterwegs. In den Dörfern entlang der Strecke dominiert
immer noch Lehmhütte als Behausung. Ein Fortschritt sind die Dorfbrunnen die
die Wasserversorgung und Qualiät erheblich verbessern. Das Problem von
Bilharziose in afrikanischen Gewässern, einem Parasiten der durch die Haut in
den menschlichen Körper eindringt ist allgegenwärtig. Waren transportieren die
Frauen am Kopf oder man besitzt ein Fahrrad oder eines der wenigen Mopeds.
Obwohl eine Stromleitung entlang der Piste verläuft können sich nur wenige den
Anschluss leisten. Die schönsten Gebäude in den Orten sind die teils neu
erbauten Kirchen. Auch Moscheen finden sich überall denn in Tansania leben
Moslems und Christen in friedlicher Gemeinschaft.
Landschaft im Ruaha NP |
In Tungamalenga, dem letzten Ort vor der Nationalparkgrenze übernachten wir
auf einer netten Campsite. Vervet Affen leisten uns hier bereits Gesellschaft.
Für die restlichen
17 Kilometer bis zur Parkgrenze benötigen wir fast einen halben Tag. Die
Piste ist skandalös schlecht.
zu eng für den Unimog |
Drei Tage leisten wir uns den Nationalpark und geben ein kleines Vermögen dafür aus aber Tiere in freier Wildbahn kann man in Afrika fast nur mehr auf diese Weise erleben. Wilderei stellt ein massives Problem dar. Die Fleischmafia und die Chinesen die im 21. Jahrhundert noch immer auf die aphrodisierenden Wirkung von Elfenbein und Nashorn setzen – eine Schande. Trotz bewaffneter Ranger gelingt es kaum die weitläufigen Wildnisgebiete zu kontrollieren und abzusichern. Besonders die Regenzeit mit vielen unpassierbaren Routen bietet für Wilderer perfekte Bedingungen, denn nicht selten sind sie zu Fuss unterwegs.
Impalas im Ruaha NP |
Wir merken davon nichts und verbringen anstrengende aber
auch aufregende Tage in purer Natur. Hier heisst es schon aufpassen.
Theoretisch kann hinter jedem Gestrüpp ein Löwe lauern und irgendwie fühlt man
sich immer beobachtet wenn man aussteigt. Die erste Campsite ist noch dazu
abgelegen und unübersichtlich. Etwas beklemmend, wir sitzen in unmittelbarer
Nähe zum Unimog aber mit seiner Bodenfreiheit bietet er keine Rückendeckung.
Dennoch soviele Löwen gibt es nun auch wieder nicht und
oft ist es sogar schwer überhaupt einen zu treffen. Wir haben extra Glück und
finden ein Rudel das gerade ein Zebra gerissen hat und sich in praller Hitze
über die Beute her macht, ein ganz seltenes Erlebnis.
Lion Kill |
Dazwischen fahren wir dann auch wieder endlose Kilometer,
vorbei an Impalas, Zebras und sonst nichts. Der dicke Unimog bahnt sich tapfer
den Weg durch die verwachsenen Routen. Die Regenzeit war dieses Jahr besonders
heftig und so spriessen noch viele Pflanzen in sattem Grün. Am Ende sind unsere
Fenster so zerkratzt dass wir kaum noch hindurch sehen.
Dann endlich Elefanten und später eine Herde mit weit
über hundert Büffel. Ganz mächtige Tiere aber nicht ungefährlich.
Elefant in Drohstellung |
Vom abendlichen Camp beobachten wir Hippos vom Lagerfeuer
aus. Die Temperaturen fallen in der Nacht auf empfindliche 8 Grad für uns im
Unimog aber kein Problem.
11 Stunden sind
wir pro Tag auf Gamedrive. Wir wollen jede Minute nützen, Zeit ist kostbar.
Büffel mögen keinen Unimog |
Nach drei Tagen sind wir ganz schön geschafft, verbringen dann aber noch eine
Nacht wild ausserhalb des Parks und erspähen im Dämmerlicht noch eine
Tüpfelhyäne, super. Für uns geht eine tolle Woche zu Ende. Trotz zahlreicher
Gelsenstiche, hoffentlich war keine Malaria verseuchte Mücke dabei und
stressigen Durchfahren von Tsetse Gebieten sind wir glücklich und zufrieden.
Nachtlager am Ruaha River |