Vertraute Sprache klingt an unser Ohr. Eine Gruppe österreichischer Bustouristen kreuzt unseren Weg als wir gerade durch die Ausgrabungsstätte von Persepolis wandern. Es versetzt uns kurzfristig in heimatliche Geborgenheit und wir geniessen die kurze Plauderei.
Persepolis ist ein früherer
Herrschersitz von Darius I, König der Achemeniden und befindet sich auf unserem
Weg nach Shiraz. Die Anlage entstand ca. 500 v. Chr. und umfasste zahlreiche
Tempelanlagen. Komplett aus Stein erbaut sind noch einige Säulen und Fundamente
gut erhalten und liefern Zeugnis einer frühen Hochkultur. Der letzte Schah,
Reza Pahlevi zelebrierte hier 1972 die 2500 Jahr Feier Persiens.
Wir sind in der Provinz Fars
oder auch Pars (Persien) genannt welche zum Ursprung persischer Kultur zählt. Shiraz, die Hauptstadt dieser
Provinz liegt am Rande des mächtigen Zagros Gebirges und profitiert seit jeher
von Wasser und fruchtbaren Böden.
Masjed Nasir-e-Molk/Shiraz |
Die
palmengesäumte Einfahrtsstrasse erinnert uns an Nizza. Wir finden einen ruhigen
Parkplatz beim Hotel Tourist Inn. Die nahe Moschee weckt uns am nächsten morgen
mit einem virtuos vorgetragenen „Allah al akbar“ (Gott ist gross). Die
Einstimmung passt und so beginnen wir unsere Besichtigungstour mit den
Moscheen.
Schuhe
aus, Schuhe an, wir wissen jetzt endgültig wieso fromme Muslime keine
Turnschuhe mit Schuhbänder tragen. Anfangs treffen wir noch auf kleine
Touristengruppen doch das endet rasch sobald wir die Tourpfade verlassen.
Innenansicht |
Einer
jener aussergewöhnlichen Orte ist der Shrine Shah e Cherah. Das Mausoleum eines
Bruders des 8. Imams aus der Zwölfer Shia wie die Schiiten es nennen. Früher
für Ausländer gesperrt empfängt uns eine junge selbstbewusste Frau im Chador
und geleitet uns durch die mächtige Anlage mit Grabmälern und der neu
angebauten Freitagsmoschee. Sie redet wie ein Wasserfall, soviel an
Informationen möchte sie uns über den Islam und die Weisheit Allahs vermitteln.
Die Moschee in der muslimen Welt bedeutet weit mehr als die Kirche in unserer
Religion. Die Türen stehen immer offen und es ist nicht nur ein Ort zum Beten
sondern auch zur Entspannung, zum gemütlichen Zusammentreffen, zum Ruhen oder
Schlafen und wie wir es im ländlichen Raum erlebt haben auch der Ersatz für
unseren Wirtshausstammtisch.
Am
Abend suchen wir Kontrast zu dieser vereinnahmenden religiösen Welt und
unternehmen einen Ausflug in die Einkaufsstrassen und modernen Boulvards. Es
ist Donnerstag, gleichbedeutend wie unser Samstag also Wochenendauftakt.
Leuchtreklamen flackern, gefühlt tausende Geschäfte mit einer
Durchschnittsgrösse von vielleicht 10 Quadratmetern reihen sich aneinander.
Diesmal prägen nicht die schwarzen Chadore das Strassenbild sondern junge
moderne Iraner in gestylter westlicher Kleidung, die Mädchen geschminkt, das
Kopftuch nur als stylisches Accessoire drapiert. Ein Bild dass sich freilich
nur in Grossstädten finden lässt, am Land herrscht fromme Strenge.
Nachtleben in Shiraz |
Wer
genau beobachtet bemerkt die präsente Polizei, patroullierend in Autos oder per
Motorrad, das Maschinengewehr immer bereit. Die zivile Sitten- und
Geheimpolizei wirft sicher ebenfalls ein Auge auf dieses Treiben.
Wir
verzichten auf den Besuch weiterer touristischer Highlights zugunsten eines
ausgedehnten Bummels durch die Gassen der Bazare. Das Bazarviertel in Shiraz
ist nicht nur aussergewöhnlich gross sondern auch unglaublich bunt.
Shopping im Bazar |
Der
Einfluss der Qashqai Nomaden aus der Umgebung trägt dazu bei. Die
handgeknüpften Teppiche dieser Volksgruppe sind über die Landesgrenzen begehrt
und die Vorliebe der Nomadenfrauen für leuchtende Farben und Glitzer ist
unübersehbar.
Hochzeitskleid der Nomadenfrauen |
Wir
verbringen fünf Tage in dieser Stadt und immer noch gäbe es einiges zu
entdecken.