Iran abseits der Touristenpfade - Begegnungen der besonderen Art



Trotz Kälte beschliessen wir noch einmal unsere Freunde in Khoubanan zu besuchen. Die täglichen Anrufe von Hossein zeigen Wirkung und so verbringen wir drei weitere Tage mit seiner gastfreundlichen Familie.

Den Unimog parken wir gleich vor dem Wohnhaus. Hossein lädt uns ein im Haus zu übernachten was wir aber dankend ablehnen. Die Wohnung ist klein und wir brauchen unsere Privatsphäre und ich eine Kopftuch freie Zone.

Die Gastfreundschaft überwältigt uns, die ganze Familie ist euphorisch, jeder möchte uns kennenlernen, mit uns plaudern und uns zu sich einladen. Wir sind den ganzen Tag auf den Beinen. Es wird gegessen, geredet, die Moschee besichtigt und wieder gegessen und geplaudert. 

gemeinsames Kochen für 12 Personen
Wir unterhalten uns auf Englisch gemixt mit unseren minimalen Farsi Kenntnissen sowie Pantomimen Einlagen. Wo immer wir hinkommen stehen wir im Mittelpunkt und fühlen uns fast als Attraktion - ganz schön anstrengend. 
Zum Abschluss koche ich mit den Damen österreichisches Essen. Am Menü steht Gulasch, Kartoffelpüree, Palatschinken und eine Flasche Almdudler als Gastgeschenk. Wir Frauen führen Küchengespräche während die Männer sich im Wohnzimmer über Gott und die Welt unterhalten.

Auch wenn ich die Unterhaltungen über Kinder, Kochen und Haushalt etwas eintönig finde und Alfred um seine Männerrunde beneide ist dennoch der interkulturelle Austausch für uns alle eine Bereicherung und beschert lehrreiche und unvergessliche Einblicke in diese so andere Welt. Zwei Kulturen die nicht unterschiedlicher sein können und doch so herzlich und respektvoll miteinander umgehen, ein unvergessliches Erlebnis.

iranisches Wohnzimmer 
Etwas befremdlich wird es dann kurz vor unserer Abfahrt, wir werden von der Polizei vorgeladen. Auch Hossein, unser Gastgeber muss mit.

Wir sitzen im Büro des hiesigen Polizei Chefs und werden von drei Geheimdienst Mitarbeitern in die Mangel genommen. Tee wird diesmal nicht gereicht - im Iran ein untrügliches Zeichen dass die Stimmung angespannt ist. 
Die Liste der Fragen ist lang.
Was sind unsere Absichten, ob wir im Iran investieren wollen bis zu Themen wie woher Österreich sein Gas bezieht oder was wir verdienen. Wir fühlen uns völlig überrumpelt, es ist eine absurde Situation.

Erst nach zwei langen Stunden lässt man uns ziehen.
Wir haben damit einen kleinen Einblick bekommen wie es ist in einem Spitzelstaat zu leben. Big Brother is watching you - das gilt für Einheimische und für Ausländer wobei für iranische Behörden und dem Regime Fremde grundsätzlich suspekt sind, die Angst vor Spionen ist unendlich.

Schweren Herzens verabschieden wir uns von dieser ausserordentlichen Familie. Es ist ein Abschied für immer denn es ist wenig realistisch dass diese Familie Österreich besuchen kann. Die finanziellen Mittel eines Iraners der Mittelschicht sind mit denen unserer Gesellschaft nicht vergleichbar, ein Flugticket wäre unerschwinglich.

Unsere Reise geht weiter. Schneebedeckte Berge begleiten uns. In Yazd verlängern wir zum zweiten Mal problemlos das Visum bevor wir uns auf abgelegener Strecke Richtung Shiraz aufmachen.
 
einsamer Übernachtungsplatz
Zuerst auf Asphalt bis Herat und dann auf Pisten durch wilde Berglandschaften mit bis zu 2600 m hohen Pässen.

Kurz vor einer kleinen Berg Oase fahren ein Toyota Pickup und ein Motorrad zielstrebig auf uns zu. Was erwartet uns denn diesmal denken wir uns.
Es stellt sich heraus dass es Nationalpark Ranger die uns hier empfangen. Sie fragen ob wir Jäger sind und nachdem wir dies glaubhaft verneinen erfahren wir, dass es sich hier um ein Schutzgebiet handelt wo zahlreiche Wildtierarten beheimatet sind. Wir zeigen uns sehr interessiert und dürfen schlussendlich zu einer Pirschfahrt mitkommen. Fast einen ganzen Tag sind wir mit Hamid, Abuzhar und Hojat unterwegs. 

auf Pirsch mit der Nationalparkbehörde

Mit etwas Glück erhaschen wir ferne Blicke auf Wildziegen und Wildschafe die Ähnlichkeit mit unseren Steinböcken haben. Auch Wölfe soll es hier noch geben aber diese bekommen wir leider nicht zu Gesicht.

iranische Wildziege

Zwei Tage später erreichen wir endlich einen tiefergelegenen Salzsee. Zwischenzeitlich fällt die Temperatur in höheren Lagen in der Nacht bereits auf 5 Grad. Die Regenfälle der letzten Woche haben  auch hier ihre Spuren hinterlassen. Der See ist teilweise geflutet. Wir wagen trotzdem die Befahrung der Uferpiste.
Einige Kilometer weiter begegnen wir schon wieder einen Park Ranger. Diesmal handelt es sich um ein Schutzgebiet für Flamingos. Ein Schwarm der majestätischen rosa Vögel tummelt sich in der Seemitte. Leider dürfen wir die Piste nicht weiter erkunden und müssen umkehren. Dennoch sind wir zufrieden.
Der Iran hat uns wieder eine neue Facette seiner Vielfalt gezeigt.