... ruft uns der junge Iraner in Militäruniform zu und öffnet
das Tor. Wir sind am Grenzübergang Kapiköy. Eine kleine Grenzstation zwischen
der Türkei und Iran abseits des Transitverkehrs. Während wir in den nächsten eineinhalb
Stunden die Grenzformalitäten problemlos abwickeln werden wir noch mehrmals
freundlich begrüsst und willkommen geheissen.
Nicht ganz so entspannend sind hingegen die ersten Kilometer auf iranischen Strassen. Wie man uns bereits an der Grenze mitteilt, gilt die Strecke nach Khoy als eine
der gefährlichsten Abschnitte des Landes. Wahrscheinlich auch deshalb weil der iranische Autofahrer
grundsätzlich ungeduldig erscheint. Anders lassen sich die Überholmanöver vor
völlig uneinsichtigen Kurven nicht erklären. Nach 60 Kilometer haben wir es
überstanden und finden sogar noch einen netten Wildcampingplatz für die Nacht.
Der nächste Tag wird spannend. Wir benötigen Geldwechsel und
eine Tankstelle. In Khoy glauben wir beides zu finden. Leider ist es nicht ganz
so einfach. Die Strassen sind voller
Verkehr aber ohne erkennbarem Konzept. Die meisten Ampeln blinken rot und alle
fahren. Von rechts, von links, von vorn, jeder sucht sich irgendwie seinen Weg.
Stehenbleiben will aber keiner. Eine
reine Nervensache. Die meisten
Verkehrschilder sind nur in arabischer Schrift genauso wie die Aufschriften der
Shops am Strassenrand. Farsi sprechen wir natürlich auch nicht, ein ziemlich
schwieriges Unterfangen. Irgendwann zeigt uns dann ein freundlicher Iraner
den Weg und wir landen in einer Wechselstube.
Die nächste Herausforderung – der
iranische Geldschein. Der kleinste Schein ist ein 1000er, der grösste ein
500.000er. Die hohe Inflation hat ihre Spuren hinterlassen. Wir sind ab sofort mehrfache Rial Millionäre.
iranische Wechselstube |
Eine Tankstelle finden wir erst nach weiteren 50 Kilometern
in Salmas. Endlich hat unser Pajero doch einen
Vorteil. Es gibt nämlich im Iran nur Benziner Autos und somit auch deutlich
mehr Tankstellen für Benzin als für Diesel. Als wir bezahlen haben wir alle
Strapazen vergessen, eine volle Tankfüllung kostet umgerechnet nur Eur 13,--.
Weiter geht es Richtung Orumyieh. Wieder finden wir einen
netten Platz für die Nacht mit Blick auf den grossen Salzsee. Das Wetter macht
uns weiterhin zu schaffen. Der Iran ist sehr gebirgig. Wir bewegen uns zwischen
1200 und 1600 Höhenmetern. Als es dann auch noch zu regnen beginnt können wir
mit unserer Ausrüstung nur noch ein Hotel aufsuchen. Unzufrieden mit unserem wetterabhängigen
Equipment beschliessen wir unsere Reiseroute weiter östlicher fortzusetzen und steuern die iranische Wüste
an.
Erstmals gilt es aber noch einige hohe Pässe zu überwinden,
der höchste liegt bei 2600 Meter. Belohnt
werden wir nicht nur mit schönen Ausblicken sondern auch mit vielen netten
Begegnungen der ortsansässigen Kurden. Zwischen Mahabad und Takab führt unsere
Strecke durch Kurdestan. Die Kurden, traditionell mit weiten Hosen bekleidet
erleben wir als unglaublich aufgeschlossen und kommunikativ.
traditionelle Kurden bestaunen unser Gefährt |
Gerne würden wir
länger in diesem Gebiet verweilen aber unsere Campingausrüstung ist dafür einfach nicht optimal. Wir sind zu sehr den Elementen
ausgesetzt, viele Stellplätze sind nicht für ein Zelt geeignet und eine Rückzugsmöglichkeit
um mal ohne Kopftuch essen zu können, haben wir auch nicht.
Endlich in Zanjan angelangt haben wir zwar die Berge hinter uns gelassen aber das Schlechtwetter verfolgt uns weiterhin. Gut, dass der alte, weitläufige Basar der Stadt überdacht ist. Wir vergessen für einen kurzen Moment den Regen und die eiskalte Temperatur und tauchen ein in die Atmosphäre und das Getümmel iranischer Lebenskultur.
Bazar in Zanjan |