Anatolien - 1500 km durch das Hochland



Noch ein letzter Blick zurück aufs tiefblaue Mittelmeer. Es fällt uns schwer die nun schon gewohnte Küstenlandschaft hinter uns zu lassen. Unser nächstes Ziel ist Konya, eine Millionenstadt am Beginn des anatolischen Hochlands. Gnadenlos windet sich die vierspurige Strasse durch das Taurusgebirge. Immer höher geht es hinauf und die schneebedeckten Berge rücken näher. Der Wintereinbruch der letzten Tage hat deutliche Spuren hinterlassen.



Am Strassenrand befinden sich immer öfter Minimoscheen, ein untrügliches Zeichen dass wir nun die konservative Ecke der Türkei bereisen. Haben wir doch gelesen, dass die Mehrzahl der Wähler von Präsident Erdogan aus Anatolien stammen. Als wir ins Zentrum von Konya einfahren, wissen wir wieso. Das Kopftuch oder sogar der schwarze Umhang mit Vollschleier gehört hier zur Standardbekleidung bei Frauen.

Dafür wundern wir uns besonders über die hier übliche Schaufensterdekoration vieler Apotheken. Als uns um nächsten Morgen um 5 Uhr früh der Muezzin weckt sind wir bald wieder unterwegs, diesmal Richtung Kappadokien.
Reisegruppen auf den Aussichtspunkten, der Himmel voller Ballone, Täler mit imposanten Tuffsteinformationen, Felskirchen und grandiose Landschaft, so präsentiert sich uns Kappadokien. Wir verbringen einige Tage mit ausgiebigen Wanderungen und nachdem wir uns vor lauter Muskelkater nicht mehr rühren können setzen wir unsere Reise Richtung Malatya fort. 
Bald führt die Strasse aus der 1200m gelegenen Hochebene in eine zerklüftete Gebirgslandschaft. Leider kennen die Türken keine Serpentinen und so geht es entweder steil bergauf oder entsprechend bergab. Für uns und unser Auto eine Tortur. Nach Malatya werden wir dafür mit einem herrlichen Blick auf den Atatürk Stausee belohnt und geniessen ein Picknick am Seerand. Solch Pausenplätze sind in Anatolien ziemlich rar, die Landschaft ist einfach zu gebirgig und in den Tälern ist jeder Fleck als Ackerfläche genützt. Die Orte liegen meist am Hang und entsprechend steil sind auch die Zufahrten. Mit unserem Gefährt mit Anhänger eine schwierige Umgebung.

In höheren Lagen ziehen riesige Schafherden mit ihren Hirten über karge Wiesen. Wir entdecken sogar das eine oder andere Nomadenzelt. Am nächsten Tag erreichen wir Bingöl, eine Provinzhauptstadt am Rande des Kurdengebietes. Erstmalig offeriert man uns Chai (türkischer Tee im Glas serviert) sogar an der Tankstelle. Die Menschen sind extrem gastfreundlich und hilfsbereit. Wieder einmal steht unser Auto in einer Werkstätte, schon der 2. Ölwechsel innerhalb 24 Stunden. Dafür haben wir nun endgültig das Klappern des Motors geklärt. Das von uns verwendete Öl war für unser Auto zu dünnflüssig. Seit dem neuerlichen Wechsel schnurrt der Pajero wie ein Neuwagen.
Wir verlassen Bingöl und fahren weiter durch das Hochland. Die Dörfer werden ärmer, die Strassen schlechter, die Häuser einfacher, die Militärpräsenz nimmt stark zu. Asphalt gibt es nur auf Hauptstrassen. Wir sind endgültig in der kurdisch dominierten Türkei angelangt.

Als letztes Highlight in der Türkei erreichen wir den Van See. Ein 400m tiefer See auf 1700 m Seehöhe mit direkten Ausblick auf den Vulkan Nemrut Dagi II. Siebenmal so gross wie der Bodensee liegt er tiefblau vor uns. Ein grandioser Anblick. In Van machen wir noch einmal Halt um unsere Vorräte aufzufüllen. Ab jetzt wird es richtig spannend. Der Iran wartet.

PS:Fotos zum Hochland werden wir noch nachreichen -die Zeit war einfach zu knapp - sorry