Reisen ist nicht immer einfach

Irgendwann muss man sich den Tatsachen stellen. Bei uns ist es nun so weit.

Wir fahren ein "ur"altes Auto das noch dazu ein Benziner ist. Derzeit liegt der Verbrauch bei ca. 19 Liter. Viel schlimmer ist aber die mangelnde Power. Die 156 PS am Papier sind leider nicht die Realität. Mehr Drehmoment wäre wünschenswert. Oft müssen wir vom Meeresniveau bis zu 600 Höhenmeter erklimmen um über den nächsten Bergzug zu gelangen. Durch den schweren Anhänger beträgt unsere Geschwindigkeit oft nur 40 km/h.

Mitsubishi Werkstätte in Fethiye
Sorgen bereitet mir der Gedanke, irgendwann auch im Gelände bergauf fahren zu müssen, im Geröll, im Sand. Fredi meint dazu immer, die Untersetzung hat genug Kraft. Ich werde ihn daran erinnern.



Nur, das ist ja noch nicht alles. Unser Anhänger ist super aber nur wenn die richtigen Bedingungen vorherrschen, bei schönem Wetter, bei wenig Wind, wenn wir sicher und geschützt stehen können, wenn wir uns nicht jeden Tag weiterbewegen und nicht mitten auf einem Parkplatz übernachten müssen. Zwischenzeitlich haben wir auch die Grenzen unserer Campingausrüstung kennengelernt.
Zusätzlich haben wir wohl den permanenten Auf- und Abbau Aufwand unterschätzt. Unsere Handgriffe sind zwar schon automatisiert aber es sind nun mal viele davon bis unser Zelt steht oder wieder eingepackt ist. Da kann es schon vorkommen, dass wir kurzzeitig hadern und vom Allrad LKW mit Wohnkabine träumen.
Dereli Camping Ephesus bei Regen und Kälte
Abendessen bei Wind - Doga Camping


Ein paar Verschleisserscheinungen treten auch bereits zu Tage. Das Auto hat leichten Ölverlust beim Differential. Das hat uns schon einen Werkstättenbesuch beschert. Nur ist der wenige Ölaustritt für türkische Verhältnisse kein Grund zur Sorge und so wussten die Mechaniker nicht so richtig etwas anzufangen. Ausser einem beruhigenden Ölwechsel und dem Hinweis, dass genügend Öl vorhanden sei hat sich nichts verändert. Beim Anhänger sind aus unergründlicher Ursache die Heck- und Seitenklappen verzogen, sodass wir absofort nur mit gemeinsamen Krafteinsatz die Klappen schliessen können. Südafrikanische Handarbeit hat eben nichts mit europäischer Massarbeit zu tun. Hunde haben nächtens Teile der Zeltverankerung angeknabbert. Die Liegestühle sind in Auflösung.

Insgesamt hat sich unsere Ausrüstung aber bisher gut bewährt und wir gewöhnen uns an das Nomadenleben und an die täglichen Handgriffe und unser Auto gehört einfach zu uns. Unser Vertrauen ist ungebrochen.

Übrigens haben wir eine neue Strategie entwickelt den Komfortmangel zu bewältigen. Wir denken einfach daran wie es wäre mit den Motorrädern so eine Tour zu machen. Auf was wir da alles verzichten müssten. Plötzlich sieht alles ganz anders aus. Wir freuen uns über den Luxus das Auto zu haben, ein komfortables Zelt mit Aufenthaltsraum bei Schlechtwetter, eine Markise, die Kühlbox, die Vorräte und den Stauraum. Unsere grösste Errungenschaft ist ein Campingklo, dass wir fast immer im Zelt aufstellen - sehr komfortabel.

So sind wir ganz happy, denn unser wahrer Luxus ist nicht mit materiellen Dingen zu beschreiben. Es ist das Privileg ein Leben führen zu dürfen, dass ausschliesslich den eigenen Vorstellungen entspricht. Wir geniessen es unterwegs zu sein, unabhängig und ohne Zeitdruck. Wir erleben die Freiheit so zu reisen wie es uns gefällt, spontan zu entscheiden wo wir bleiben und wann wir weiterziehen. 

unsere Inneneinrichtung