Mexiko – Fiestas, Hurrikans und lästige Schäden


Nach 14 Stunden Flug mit Turkish Airlines landeten wir am Benito Juarez Airport von Mexiko City. Mit 8 Stunden Zeitverschiebung war der Jetlag vorprogrammiert aber vorerst hatten wir noch mit dem Zoll zu kämpfen. Unsere unkonventionellen Gepäckstücke in Form von Umzugskartons erregten Aufsehen und wurden einer genauen Inspektion unterzogen. 

Nur mühsam gelang es uns einer Verzollung der mitgebrachten Ersatzteile zu entgehen aber die österreichischen Fleischwaren wurden gnadenlos konfisziert. Ein schmerzlicher Verlust denn das mexikanische Wurstangebot entspricht so gar nicht unserer Geschmacksvorstellung, zumindest die Käsepackungen durften wir behalten.


Jeder Ärger war verflogen als wir den Iveco unversehrt am Campingplatz wieder fanden. Innen trocken und mit fast vollen Batterien konnten wir ihn schnell wieder in Betrieb nehmen. Die Wassertanks hatten wir mit Micropur konserviert, die Elektrik stromlos gestellt.


Bevor wir ins Reiseleben eintauchten erledigten wir noch einige Reparaturarbeiten. Wir tauschten die in Panama demolierte Trittstufe für das Fahrerhaus und optimierten die Abwasserentleerung. Leider gelang es dem Mechaniker Vorort nicht die mitgebrachten Stossdämpfer einzubauen. Es scheiterte an den festsitzenden eingerosteten Verschraubungen. 

Als wir uns nach einigen Tagen halbwegs akklimatisiert hatten starteten wir unsere Tour durch das mexikanische Hochland. Auf durchwegs 2000 Meter Seehöhe erkundeten wir einige der schönsten Kolonialstädte des Landes und besichtigten in Tula Pyramiden mit gigantischen Kriegerstatuen aus der Tolteken Kultur. 


Wir fuhren die meiste Zeit über Autobahnen um die nervigen Bodenwellen, die Topes der Landstrassen zu vermeiden. In manchen Orten gibt es sie im Abstand von wenigen Metern ununterbrochen. Mal hoch, mal rundlicher aber immer extrem fahrwerksbelastend.


Doch auch einige Autobahnabschnitte befanden sich in so erbärmlichen Zustand dass wir nur 50 km/h fuhren um nicht zu hart in die Löcher zu krachen.


 Dabei sind Mexikos Autobahnen fast ausnahmslos mautpflichtig und die kann teuer sein. Unwissend bezahlten weil wir anfangs den Schwerlaster Tarif, erst einige hundert Kilometer weiter bemerkten wir dass diese Kategorie nur für Doppelbereifte Lastwagen galt.

 Besonders beeindruckt waren wir von San Miguel de Allende. Erstens fanden wir dort endlich eine kompetente Werkstatt um die Stossdämpfer zu tauschen. Die Reparatur dauerte zwar einen ganzen Tag weil jeweils die Reifen demontiert werden mussten um mit langen Rohren und Hebelwirkung die Schrauben zu lösen aber Hauptsache es gelang.

 Aber dafür hatten wir besonderes Glück und erlebten an unserem Stadtbesichtigungstag einen der berühmten mexikanischen Umzüge hautnah. An diesem Sonntag fand das Fest der Erzengel statt. Die Strassen waren gesäumt von fast ausschliesslich mexikanischen Touristen die für dieses Spektakel wild kostümierter Tänzer, Musikgruppen und geschmückter Autos extra angereist waren.



San Miguel und Umgebung hat sich aufgrund seines angenehmen Klimas auch als Auswanderort für amerikanische Pensionisten etabliert. Es entstanden viele Apartmentsiedlungen und bewachte Häuserkomplexe und in der Stadt entwickelte sich eine vielfältige aber vor allem hochpreisige Restaurant und Einkaufsinfrastruktur.

 


Ganz gegensätzlich empfanden wir die ebenso geschichtsträchtige Stadt Guanajuato. Schon ihre Lage ist sehenswert. Eingebettet in bergiger Landschaft besticht sie durch ihre an steilen Hängen erbauten und mit bunten Fassaden versehenen Wohnvierteln. Von den spanischen Kolonialherren im 16. Jhdt. gegründet prosperierte sie in den darauffolgenden Jahrhunderten zu einem der grössten Silberproduktionsstätten der Welt.

Noch heute sind fünf Minen aktiv. Besonders einmalig sind die kilometerlangen Tunnelsysteme für den Verkehr. Teilweise eng niedrig und mit Fahrbahnen aus Kopfsteinpflaster. Kein Terrain für unseren Iveco und so bevorzugten wir einen Campingplatz etwas ausserhalb und fuhren mit dem öffentlichen Bus ins Zentrum.

 


Trotz Regenzeit hatten wir bis dahin nur selten Regenphasen und bemerkten erst hier die Undichtigkeit unseres Dachventilators. Bei Starkregen floss es aus der Verkabelung, eine Katastrophe. Seit wir mit dem Unimog ständig unter Wassereinbrüchen der Dachfenster gelitten hatten schworen wir uns keine mehr einzubauen und nur zwei Mini Dachlüfter zu installieren. Einer wurde wohl nicht sorgfältig gedichtet.

 Zuerst wussten wir gar nicht wie wir auf das Dach des Ivecos kommen sollen. Es besteht nur aus geklebten Solarpanelen die nur bedingt für Belastungen ausgelegt sind. Ein erster Versuch Alfreds mit einer Leiter auf das Dach zu steigen erschien uns dann doch zu gefährlich und so blieb mir die Aufgabe mich durch das enge Schiebedach des Fahrerhauses zu quetschen und mich dann auf das Kabinendach zu robben. Sikkaflex Kleber hatten wir zumindest genug dabei. 



Ob die Reparatur erfolgreich war konnten wir erst bei unserem nächsten Stopp am Chapala See testen als es wieder mal schüttete. Erleichterung, alles war dicht. Das feierten wir mit einem netten Essen in einem der Seerestaurants und typisch mexikanischer Mariachi Musikunterhaltung. Wir verbrachten zwei Tage mit Wildcamping auf Seeparkplätzen bevor es endgültig wieder Richtung Pazifikküste weiter ging.


 Mit einer Zwischenübernachtung auf einem LKW Parkplatz in Colima erreichten wir den Küstenort Melaque. Ein gemütlicher mexikanischer Touristenort mit vielen Souvenirläden und langem Sandstrand aber wie so oft am Pazifik nicht zum Schwimmen geeignet. Auf der Fahrt entlang der Küste Richtung Norden veranlasste uns der beginnende Regen ein geschütztes Plätzchen zu suchen und so parkten wir im noch sehr verschlafenen Ort Perula hinter einer Mauer des öffentlichen Strand Zuganges.


Gerade noch rechtzeitig denn kurze Zeit später hörten wir eine Lautsprecherdurchsage die auf einen kommenden Hurrikan hinwies. Wir googelten nach und erfuhren dass wir uns mitten auf der Durchzugsstrecke von Hurrikan Lidia befanden.


 

Die nächsten Stunden erlebten wir unseren ersten Hurrikan mit Windgeschwindigkeiten weit über 100 km/h und heftigen Starkregen. Beängstigend wanden sich die Palmen im Sturm aber der Iveco war gegen den Wind geparkt und wackelte nur minimal.

 


Erst am nächsten Tag bei unserer Weiterfahrt erkannten wir das Ausmass der Zerstörung eines Stärke 4 Hurrikans. Die Strasse war von umgestürzten Bäumen blockiert, Strommasten waren umgefallen, die Stromversorgung und damit auch Internet war ausgefallen. Die Wasserversorgung brach zusammen weil die Pumpen nicht mehr funktionierten und die Geschäfte mussten schliessen weil die Kühlung ausfiel. Eine riesige Region befand sich tage bzw. wochenlang ohne funktionierende Versorgung und teilweise abgeschnitten von der Aussenwelt.

 


Zwei Tage konnte kein Fahrzeug die weiterführende Strasse passieren. Felsen und Bäume lagen quer. Das Militär musste ausrücken um bei den Aufräumarbeiten zu unterstützen.

Wir sassen fest. Direkt auf der Fahrbahn wollten wir nicht unbedingt übernachten und so fragten wir einen Farmbesitzer ob wir kurzfristig auf seinem Grundstück parken dürften. Es stellte sich heraus dass wir auf einer Tequila Farm gelandet waren. Wir wurden herzlich aufgenommen und nutzten die Gelegenheit für eine Verkostung. Schon seit Chapala befanden wir uns im Anbaugebiet der Agavenpflanzen aus denen der Schnaps gewonnen wird.


 

Trotz der vielen geparkten Sattelschlepper die uns alle mitteilten dass die Strasse weiterhin gesperrt sei versuchten wir wieder einige Kilometer weiterzufahren. Mit unseren 9 Metern Länge gelang es die eine oder andere Stelle zu passieren doch im Küstenort Boca de Tomatlan war endgültig Schluss. Ein Felssturz hatte die Strasse komplett verschüttet und wir mussten uns wieder am Strassenrand einparken.

 

Die Verwüstung war auch hier immens. Die Strommasten hingen alle schief, die Kabel reichten bis zum Asphalt, Bäume waren entwurzelt und loses Gestein lag überall verstreut.  


 Wir befanden uns nur noch zehn Kilometer vom Nobelurlaubsort Puerto Vallarta entfernt aber es gab nur diese eine Strasse. Als Fussgänger konnte der Felssturz passiert werden also beschlossen wir auf diesen Weg eine Stadtbesichtigung zu unternehmen. Bis zur Sperre marschierten wir in unerträglicher Hitze rund 4 Kilometer zu Fuss bis wir endlich auf der anderen Seite ein Taxi nehmen konnten. Zurück fuhren wir per Bus und Boot, jeweils eine kleine Expedition aber wir hatten ja sonst nichts zu tun.


 Puerto Vallarta ist der angesagte Urlaubsort für betuchte Mexikaner wie auch Amerikaner. Jede internationale Hotelkette ist hier vertreten und viele Amerikaner und Kanadier haben hier Apartments gekauft. Auf den Speisekarten ist der Hamburger nicht wegzudenken ebenso wie die Happy Hour Drinks in den Bars. Für uns hatte es wenig Flair nur auf Englisch angesprochen zu werden und vom Taxi bis zum Boot mit Gringo Preisen konfrontiert zu sein.

 


Als wir nach Tagen endlich mit dem Iveco passieren konnten war unser einziger Stopp der Walmart Parkplatz für einen ausgiebigen Einkauf. Zum Übernachten zog es uns einige Kilometer weiter nach La Manzanillo auf einem öffentlichen aber umzäunten Strandparkplatz. Hier fühlten wir uns wieder wie im normalen Mexiko. Badespass mit lokalem Ambiente. Endlich auch ein Strand zum Schwimmen nur leider war das Wasser braun vom eingespülten Schlamm als Folge des Hurrikans.

 


Da uns in Puerto Vallarta der linke Blinker ausgefallen war hatten wir auch wieder etwas zu reparieren. Es bedurfte einiger Strommessungen und Kontrollen der Lampen bis wir das Problem identifizieren konnten. Ein simpler Kontaktfehler der mit Stecker reinigen und Kontaktspray schnell behoben war.

 


Unsere letzte Etappe auf Mexikos Festland führte uns Richtung Mazatlan.


 Dabei passierte die nächste Panne. Mitten auf einer Landstrasse verriet ein plötzliches lautes Zischen einen Riss im Druckluftschlauch. Innerhalb nur weniger Minuten verlor ein Bremskreis die gesamt Luft. Wir fanden gerade noch rechtzeitig am Strassenrand eine Parkmöglichkeit, in diesem bergigen Gelände ein echtes Glück und mussten eine Vorort Schnellreparatur durchführen. 



Seit einer ähnlichen Erfahrung beim Unimog haben wir Druckluftschlauchverbinder dabei. Das Schwierigste war die undichte Stelle zu lokalisieren. Nach einer Stunde konnten wir weiterfahren.

Die nächsten Tage entdeckten wir nette Strände und lernten RV Plätze kennen die als Überwinterungsdestination für amerikanische und kanadische Snowbirds also Winterflüchtlinge dienten. 



Das Preisniveau lag bei 35 – 40 US Dollar pro Nacht aber dafür gab es volle Versorgung mit Wasser, Strom, Waschmaschine und Poolbenutzung. Den exklusivsten Platz fanden wir in Lo de Marco den einsamsten vor San Blas. Die meisten Plätze waren noch ziemlich leer und ideal um auszuspannen und den Iveco fit für die nächsten Reisekilometer zu machen.